Autsch

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Dienstag im Training kam dann der angekündigte Freund von Micha, um Torwarttraining für Kati zu machen. Als Micha ihn vorstellte, wurde Kati ein kleines bisschen blass um die Nase. „OK Ladies, das ist Thomas. Er ist noch nicht so lange in Berlin. Er kommt aus Köln und ist ein alter Bekannter von mir." Und Thomas sah zu Kati und meinte „Kati???? Das ist ja Ewigkeiten her, dass wir uns gesehen haben...." Micha setzte nach: „Ihr kennt Euch schon?" „Die Handballwelt ist wohl sehr sehr klein... wir kennen uns aus Köln.... Das ist jetzt – wie lange? – 3 Jahre? her" erklärte Thomas. Kati sagte erstmal gar nichts, außer „Hallo Thomas."

Eigentlich wollte ich nach dem Training schnell los. Mathias flog morgen früh schon nach Dänemark zum Nationalmannschaftslehrgang. Da wollten wir uns heute Abend nochmal sehen. Aber ich musste zumindest erstmal noch mit Kati reden. „Du kennst Thomas von früher?" „Ja.... Er ist ein Freund von Markus, meinem Ex." „Und weiß er Bescheid?" „Ich weiß es nicht.... ich weiß nicht, ob die zwei jemals über meine Vergangenheit gesprochen haben. Thomas war in der 1. Herren bei dem Verein, wo ich wieder angefangen hatte, zu spielen." „Und jetzt? Was willst Du jetzt machen?" „Kein Plan.... Vielleicht rede ich einfach mal mit ihm.... Und versuche das auszuloten...." „Kann ich Dir irgendwie helfen?" „Nee Kätzchen, lass mal gut sein. Sie lieber zu, dass Du Deinen Mathias heute noch gescheit verabschiedest.... Tut nichts, was ich nicht auch tun würde!" lachte Kati.

Und genau das taten wir dann an dem Abend auch....

„Bin ja nächsten Montag schon wieder da" sagte Mathias beim Frühstück. Und es war echt früh.... für seine Verhältnisse. „Ich werde Dich trotzdem vermissen..." seufzte ich. „Du kannst vielleicht sehen unser Spiel gegen Schweden bei Nanna." „Eigentlich eine gute Idee, aber wir spielen selber." „Wir brauchen Kalender, um unsere Spiele einzutragen... kann ja keiner merken!" „Gute Idee, ich schau mal, ob ich da was besorgen kann!" „Vielleicht Du kannst mitkommen zu WM in Januar? Kannst Du machen Urlaub?" „Oh – das muss ich mal abklären. Aber wenn ich demnächst nach München muss wegen der Systemumstellung, dann kann ich ja schon wieder keinen Urlaub machen. Da hätte ich dann auch noch Urlaub über... und gute Karten.... wenn ich schon nach München fahre, können die mir ja auch sicher entgegenkommen." „Wann ist München?" „Steht noch nicht genau fest... in 2 oder 3 Wochen..." „Wir brauchen dringend Kalender!" stellte Mathias fest.

Am Donnerstag erklärte dann Kati: „Er scheint nix zu wissen.... Dann muss ich da auch kein Fass aufmachen!" „Und... wie ist er sonst so?" „Ganz ok.... nett." „Wie war das? Nett ist die kleine Schwester von Scheiße?" „Ach.... Er hat schon ziemlich viel Ahnung. Er kann selbst nicht mehr spielen, aber er will jetzt auch eine Trainer-Ausbildung machen. Und er kann eigentlich auch ganz gut erklären und bis jetzt hat er echt coole Übungen mit mir gemacht." „Und wo ist jetzt das ‚Aber'?" „Ich glaube, er versucht mit mir zu flirten..." „Und? Kann er doch machen.... Wenn er solo ist.... Du hast doch auch gerade nichts am Laufen. Oder habe ich schon wieder was verpasst?" „Kätzchen..... er ist keine Frau!!!!" „Hast Du mir nicht erklärt, dass Du sozusagen für alles offen bist?" „Ja... schon...." „Außerdem, wenn er ein Freund von Deinem Ex ist, weiß er ja gar nicht, dass Du eigentlich Frauen bevorzugst! Das kannst Du ihm ja wohl schlecht zum Vorwurf machen." lachte ich.

Unser Spiel am Sonntag lief dann leider nicht wirklich gut. Wir hatten einen der stärkeren Gegner im Auswärtsspiel. Und wir schafften es nicht, uns durchzusetzen. Nur weil Kati in der Schluss-Sekunde einen Siebenmeter hielt, spielten wir zumindest Unentschieden. Und weil ich ja immer noch Strohwitwe war, hatte Kati beschlossen, sich mit mir das Länderspiel noch im Re-Live bei mir anzuschauen. Außerdem war sie begeistert von den Torleuten, sowohl von Dänemark, als auch von Schweden. Die erste Halbzeit war so unglaublich gut. Ein sehr ausgeglichenes schnelles Spiel, das dann auch zur Halbzeit unentschieden stand. Kurz nach Wiederanpfiff aber ein Schockmoment. Als Mathias sich einen freien Ball angeln wollte, fiel er unglücklich und Jim Gottfridsson auch noch auf ihn. „Steh auf Mathias!" murmelte ich. Es dauerte mir viel zu lange. Und er hielt sich die linke Hand, als er aufstand. Er wurde ausgewechselt und spielte nicht mehr. Eigentlich hätte ich ab dem Moment auch aufhören können, mir das Spiel anzusehen.

„Wie lange sind wir hintendran? Meinst Du, ich kann ihn schon anrufen?" nervte ich Kati. „Kätzchen, schreib doch einfach, dann wird er sich schon melden, wenn er kann!" „Meinst Du, es ist was Schlimmeres passiert?" „Keine Ahnung... da musst Du schon abwarten!" „Bestimmt ist das nicht so schlimm mit ihm, oder?" „Du musst schon ein bisschen Geduld haben, Jan." „Ich rufe ihn jetzt an!" „Schreib ihm besser, wahrscheinlich muss er noch ins Krankenhaus, MRT oder Röntgen oder so." „Ich weiß nicht, was ich schreiben soll...." „Wie wäre es mit: Melde Dich, sobald Du kannst." „Ja, ja das ist gut....."

Erst am späteren Abend rief er dann endlich an. „Hej Jan" „Mathias, was machst Du?" „Du bist Schuld... hast mir kein Spaß gewünscht" zog er mich auf, aber er klang nicht so sorglos wie sonst. „Geht es Dir gut?" „Nein, nicht wirklich. Habe ein bisschen Schmerzen und kann Hand nicht benutzen." „Aber es ist schon untersucht worden, oder?" „Ja, ist nichts an Knochen kaputt, muss aber noch mehr untersucht werden." „Und wann kommst Du nach Hause?" „Fliege morgen, habe ja Hans als Begleiter. Er kümmert sich." „Das ist gut. Soll ich Euch abholen?" „Alles schon organisiert. Geht dann noch direkt zu Arzt weiter. Für mehr Untersuchungen." „Und dann?" „Ich komme in Wohnung. Du kommst?" „Keine Frage...." „Bin müde Jan!" „Hey ... das wird schon wieder.... Schlaf erstmal... wir sehen uns morgen, ja?" „Hätte Dich gerne bei mir...." „Ich hätte Dich jetzt auch lieber hier.... Aber morgen, ja?" „Ja. Morgen!"

Handball im Herzen (Mathias Gidsel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt