Und jetzt?

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Jaenelle

Montagmorgen.... Ein neuer Tag und wie geht es jetzt weiter? Ich schaute in den Spiegel und fand ein weiteres kleines Stückchen von mir. Und hatte das Bedürfnis, mit jemandem zu reden. Ich fuhr aber erstmal zur Arbeit. Mein Chef war entsetzt, als er mich sah: „Jaenelle, meine Güte, Du solltest Dich doch nicht kaputt arbeiten.... Du siehst ja aus wie der Tod!" „Es war echt anstrengend, aber ich hatte gestern auch noch Handball.... War wohl alles zusammen ein bisschen viel." „Also ich würde Dich ja jetzt am liebsten direkt nach Hause schicken. Aber kannst Du vorher noch eine letzte Überprüfung und Tests machen? Und dann ab nach Hause mit Dir und morgen bleibst du dann auch daheim! Du hast ja genug Überstunden gemacht!" „Ach, das geht schon..." „Keine Wiederrede.... Sonst werde ich noch für einen Sklaventreiber gehalten!"

Ich war dann am späten Mittag mit allem fertig und machte mich dann erstmal auf den Weg in einen Handy-Laden. Mein Display musste repariert werden. Ich konnte ja so niemanden anrufen. Dort versprach man mir, bis zum nächsten Tag mit der Reparatur fertig zu werden. Jetzt hatte ich also einen freien Nachmittag und was nun damit anfangen? Und so machte ich mich auf den Weg zu Lasse und Nanna. Die Füchse hatten gestern gegen den HSV gewonnen und normalerweise hatten sie dann nach einem Spiel auch den nächsten Tag frei.

Lasse und Nanna... ich war nicht sicher, ob dieser Weg der richtige war. Sie waren ja auch Freunde von Mathias. Und er kennt sie länger als ich. Auf der anderen Seite, wenn er wieder was mit Mette angefangen hatte, würden die zwei wohl eher auf meiner Seite stehen, als auf seiner. Und war das nicht eigentlich egal? Ich hatte einfach keine Lust darauf, mir auch noch meine Freunde wegnehmen zu lassen. Ich grübelte den ganzen Weg dorthin, ob ich das richtige tat. Aber ich wollte nicht wieder alleine dastehen. Gut, das würde ich sicherlich nicht. Es gab ja auch immer noch Kati. Und bei ihr war ich mir 100 Prozent sicher, dass sie für mich da ist.

Mit einem etwas nervösen Gefühl im Magen klingelte ich. Es war Nanna, die mir öffnete: „Hej Jan... was Du hast gemacht? Siehst schrecklich aus!" „Nanna..." ich konnte gar nichts sagen. Sie zog mich erstmal ins Haus und nahm mich in den Arm. Das reichte dann auch schon, um bei mir eine Tränenflut auszulösen. Sie hielt mich fest, bis ich mich einigermaßen beruhigt hatte. Dann brachte sie mich ins Wohnzimmer „Du erstmal hinsetzen und bisschen ruhiger werden. Ich mache Tee, wir dann reden, ja?" „Ja..."

„Also, was passiert Jan?" „Ehe ich jetzt anfange... ist Lasse nicht da? Ich will nicht alles zweimal erzählen.... Einmal ist genug..." „Lasse ist an Flughafen gefahren. Mathias hat angerufen und gefragt vorhin ihn abholen. Ist bestimmt bald da."

Oh nein.... ich hatte so gar keine Lust, jetzt auf Mathias zu treffen. Aber wahrscheinlich bringt er ihn sowieso nur nach Hause. Vielleicht sollte ich auch einfach nur wieder gehen. Also stand ich auf und sagte zu Nanna: „War vielleicht eine blöde Idee, herzukommen." „Jan... setz Dich wieder hin!" befahl mir Nanna. Und ich setzte mich wieder. „Jan, was ist passiert?" fragte Nanna eindringlich.

Und mit Tränen in den Augen erzählte ich es ihr: „Mathias.... er hat.... Er hat Schluss gemacht." Nanna war total überrascht: „Was? Wann? Lasse gar nichts gesagt." „Letzten Sonntag, als ich auf dem Weg nach München war." „Das ich nicht verstehe.... Wie hat er gemacht?" „Er hat mir eine Nachricht geschickt.... und ein Bild von ihm und Mette und als ich ihn anrufen wollte...er hat geschrieben, dass ich ihn nicht mehr anrufen soll!" „Aber er hat doch verloren sein Handy!" „Ich würde Dir das ja gerne zeigen, aber ich.... ich habe mein Handy kaputtgemacht. Und das ist jetzt in Reparatur!" „Aber Mathias hat doch erst neues Handy seit Montag und wir versuchen, Dich zu erreichen seit Montag. Du aber nicht reagieren!" 

Ich war wie vor den Kopf geschlagen.... Was erzählte Nanna denn da?

„Jan... nochmal... Du sagen, Mathias hat Nachricht geschickt?" „Ja!" „Ich kann nicht glauben... so feige er nicht ist!" „Aber ich habe doch..." „Und das war wann? Letzten Sonntag?" „Ja... ich war im Zug nach München. Und ich habe auch noch versucht, ihn anzurufen..." „Das nicht passt! Mathias hatte schon verloren Handy früher!" „Ich weiß doch, was ich gesehen habe...das Bild mit Mette..." „Nein.... irgendwas nicht richtig! Und ich glaube, ich weiß! Warte bitte kurz, Jan. Ich muss sagen Lasse Bescheid, dass er bringt Mathias hierher!" „Nein!!!! Ich will ihn nicht sehen..." „Ihr müsst reden zusammen!!!! Ist einzig richtige jetzt! Du hier wartest... und nicht laufen weg! Rufe nur schnell Lasse an!"

Ich war total unschlüssig. Sitzen bleiben oder gehen? Mit Mathias reden? Warum.... Wir hatten doch keinen Streit gehabt... er hatte doch einfach nur die Sache beendet. Da gibt es nichts mehr zu reden! Aber irgendwie.... Wenn er doch sein Handy verloren hatte.... Dann hätte ja jemand anderes... Mette! Konnte das wirklich sein? Mein Herz fing schneller an zu schlagen.... Vielleicht.... Vielleicht hatte Nanna recht... ich sollte.... musste auf Mathias warten.... Und mit ihm reden.

Nanna kam zurück und erklärte: „Lasse gleich mit Mathias da.... vielleicht 5 Minuten." „Nanna?" „Ja Jan?" „Meinst Du... Kann es sein, das da Mette ihre Finger im Spiel hatte?" Nanna nickte: „Würde passen. Ist schon komisch, das Handy von Mathias weg, nach Tag wo Mette sehen!" „Und ich habe dann auch noch mein Handy an die Wand geworfen und kaputt gemacht.... Ich war ja für niemanden zu erreichen...!" „Sonst vielleicht eher aufgefallen. Mathias versucht Dich zu erreichen, Lasse versucht Dich zu erreichen... und auch Kati!" „Das kann doch alles nicht wahr sein..." „Deshalb so wichtig zu reden mit Mathias!" „Ja... ja, da hast Du ja so recht!"

Als wir die Haustür hörten, war ich immer noch wie erstarrt. Und als Mathias ins Wohnzimmer kam, hatte ich einen Riesenkloß im Hals. Er sah mich und zögerte keine Sekunde. Er setzte sich neben mich und nahm mich in den Arm. Und wieder fing ich an zu weinen. „Jan.... Jan.... bitte.... Nicht weinen.... Alles gut jetzt...bin jetzt da... gehe nicht weg.... Bitte nicht mehr weinen..." tröstete er mich. Und als ich mich endlich wieder beruhigt hatte, sah er mich mit Tränen in den Augen an und sagte: „Mit hjerte... was nur passiert mit uns?" „Ich... ich dachte, ich hätte Dich verloren." „Habe mir solche Sorgen gemacht, weil ich Dich nicht konnte erreichen!" „Ich dachte, Du hättest Schluss gemacht!" „Ich weiß.... von Kati... ist aber nicht wahr... gebe Dich nicht her...! Du mir viel zu viel bedeutest. Wie ich sollte ohne Dich sein. Du so wichtig für mich." Und wieder zog er mich in seine Arme und küsste mich. Küssen.... Was für ein banales Wort.... Liebevoll, herzzerreißend, sehnsuchtsvoll, festhalten, versinken und nie mehr loslassen....

Handball im Herzen (Mathias Gidsel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt