Ich quälte mich Montagmorgen aus dem Bett. Ganz leise, um Mathias nicht zu wecken. Oh Mann, ich war ganz schön müde. Aber die Erinnerung an das Wochenende ließ mich innerlich lachen. Solch' eine Anziehungskraft und so viel Lust hatte ich noch nie erlebt.
Leider kann einen die Normalität schnell einholen. Ich musste am Montag länger arbeiten, es gab einfach zu viel zu tun. Als feststand, dass es spät werden würde, schrieb ich an Mathias.
„Hej" „Hej Jan" „Wird spät bei mir heute, viel Arbeit" „Was ist spät?" „Nicht vor 19.00 Uhr" „Sag Bescheid, wenn zu Hause, bringe Essen mit, ok?" „Gerne...."
Nach dem Essen kuschelten wir uns noch auf meine Couch. Ich war wirklich müde und wenn ich auch seine Küsse mit Begeisterung teilte – der Funke wollte diesmal nicht überspringen. Irgendwann – Mathias hielt mich einfach nur im Arm – schlief ich auf der Couch ein. Er weckte mich dann ganz sanft. „Besser gehen zu Bett, ja?" Das taten wir dann auch und siehe da: Wir konnten auch ganz einfach aneinander gekuschelt die Nacht verbringen.
Die Woche flog dann einfach nur vorbei und meine Aufregung wurde spürbarer. Es stand am Samstag ja mein erstes Punktspiel nach vielen Monaten an. Samstagmittag erklärte mir Mathias:
„Habe noch Krafteinheit, sehen uns später, ok?" „Melde mich nach dem Spiel." „Jan?" „Ja?" „Hab viel Spaß, ja?"
Wie üblich war ich total aufgeregt vor dem Spiel und schaltete auf Tunnelblick. Erst mit Anpfiff verflog die Nervosität. Es wurde ein echt knappes Match. Keine der beiden Mannschaften konnte sich absetzen. 10 Minuten vor Schluss lagen wir mit einem Tor hinten. Micha nahm eine Auszeit: „OK – das ist echt eng heute. Damit wir gewinnen, möchte ich es so machen, wie im letzten Testspiel. Niko auf die 1 und Jan in die Mitte, Linda für Sina. Kati: wen hättest Du gerne heute?" „Lasst die Linkshalbe werfen, wenn es die 13 ist. Sonst die Rechtshalbe." „Sollst Du so haben....."
Und es lief tatsächlich so, wie es laufen sollte. Niko holte sich wieder direkt 2 Bälle, ich sorgte für reichlich Tempo und schaffte dazu noch einen Monsterblock. Und Kati? Sie hielt einfach göttlich. Wir gewannen mit 3 Toren. Und der Jubel war riesig. Ich feierte das erstmal mit Kati. Sie war halt meine Bezugsperson. Da schnappte sich Kati meinen Arm: „Du, ich muss Dir was sagen...." „Was ist denn los?" „Ich glaube, da sitzt Mathias Gidsel auf der Tribüne und ich könnte mir vorstellen, dass er nicht wegen Sina hier ist!" Ich drehte mich um und mir blieb tatsächlich fast das Herz stehen: Mathias hier – bei meinem Spiel?????? Und bei ihm waren Hans mit der kompletten Familie und Lasse und Nanna.
Ich lief sofort rüber zu Mathias und fiel ihm um den Hals: „Du... Du bist zu meinem Spiel gekommen?" Er grinste – ja genau dieses Grinsen: „Aber klar, warum nicht?" und küsste mich erstmal. Ich war immer noch vollkommen fassungslos, schob ihn ein bisschen von mir.... „Ich bin total verschwitzt...." „Und – ist kein Problem, so ich Dich kenne doch schon von Laufen und...." „Was machst Du hier?" „Schauen zu, wie gut war unsere Vorbereitung für Dich! Außerdem will meine Freundin sehen...." „Das..... das.... Mir fehlen die Worte...."
Mathias war hier.... Bei meinem Spiel.... das hatte ich noch nie gehabt.... Es war noch nie jemand gekommen, um sich ein Spiel von mir anzusehen.
„Brauchst nicht reden jetzt, nur nochmal küssen, ja?" Oh – das machte ich doch gerne.
„Ja – da brat' mir doch einer einen Storch" hörte ich Kati hinter mir nun sagen. „Das ist Dein Mr. Unbekannt, Kätzchen? Na, auf den Rest der Story freue ich mich jetzt schon....." „Ähem.... Mathias, das ist Kati" erklärte ich nun. „Hey Kati, super gehalten...freue Dich kennenzulernen!" erklärte Mathias. „Und ich erst, das glaubst Du gar nicht..." grinste Kati ihn an.
Ich knuddelte mich dann erstmal durch die Dänen-Connection. „Ihr seid alle gekommen.... Das... ich hätte nicht gedacht..." Nanna erklärte: „War Mathias Idee für Dich überraschen..... und eine Gute, ja?" „Ich bin.... Ich weiß nicht.... nicht zu fassen... Ich bin ... „ stammelte ich einfach nur vor mich hin. Und war komplett voller Freude, wie im Traum und glücklich!
Ich schaffte es gerade noch so, Kati auch dem Rest vorzustellen... wobei mir hier auch nicht mehr einfiel, als zu sagen „Das ist Kati."
„Ladies – nochmal kurz in die Kabine!" holte mich die Stimme meines Trainers in Wirklichkeit zurück.... „Wartet Ihr?" „Wir sind draußen und warten" erklärte Mathias „Bis auf uns... die Kinder müssen ins Bett" sagte Hans. Nochmal fiel ich Hans und Jeanette um den Hals.... „Danke, danke, danke, dass Ihr da wart! Wir sehen uns morgen bei Euch, ja?" Wie in Watte trabte ich zur Kabine....
Ich hörte mir zwar die kurze Ansprache von Micha an, war aber mit meinen Gedanken komplett woanders. Mit seinem ‚Tschüs' sprang ich schon auf und ab unter die Dusche. Ich wollte jetzt nur noch raus zu meiner ‚Familie'. Das Getuschel, das mir folgte, hörte ich gar nicht mehr. Ich glaube, ich hatte mich in meinem ganzen Leben noch nicht so schnell geduscht und umgezogen. Kati rief mir noch hinterher „Lass was von Dir hören, Kätzchen."
Und draußen warteten sie tatsächlich auf mich. Die Drei unterhielten sich mit meinem Trainer, als wären sie die besten Freunde. Ich grinste wie ein Honigkuchenpferd, als Mathias mich wieder in den Arm nahm. „Da hast Du einen echt guten Fang gemacht, Mathias. Jan ist schon was Besonderes und sie wird sicher noch richtig wichtig hier in der Truppe. Wir sehen uns am Dienstag, Jan." erklärte doch nun tatsächlich mein Trainer, bevor er ging. „Jaenelle ist besonders – ich weiß!" sagte Mathias noch voller Stolz und drückte mich noch näher an sich. „Wollen wir noch zusammen was machen, oder wollt Ihr Zwei sein allein?" fragte nun Lasse. „Vielleicht Jan entscheidet. Ich wollte feiern mit Jan erstes Spiel... besonders..." grinste Mathias mich an und zwinkerte mir zu. Er bekam nun erstmal einen Ellenbogen in die Seite. „Ich muss was Essen, sonst falle ich noch um." bekannte ich „Ich kann vor einem Spiel nichts Essen, hatte nur Frühstück." „Also – gehen wir Essen – damit Jan wieder hat Kraft..... für später" erklärte Mathias. Ich glaube, ich lief nun doch ein bisschen rot an. Und Mathias bekam den nächsten Ellenbogencheck.
Als wir beim Essen saßen, hatte ich mich auch wieder ein bisschen besser im Griff. Und durfte dann erleben, wie Lasse und Mathias mein Spiel analysierten. „Also mit Chancenverwertung ist bei Dir noch nicht gut." kommentierte Mathias. „Jaja – ich weiß, da muss ich echt noch dran arbeiten. Deshalb werfe ich ja auch nicht so oft aufs Tor." „Musst Du aber, wenn Du nicht gefährlich bist selbst, Du kannst die anderen nicht so gut in Szene setzen" erklärte Lasse. „Auch das weiß ich, es ist aber nicht so einfach, dass zu ändern. In 2 Trainingseinheiten pro Woche kommt das Individuelle eben ein bisschen kurz."
„Jungs, Jungs!" schritt Nanna jetzt ein. „Jaenelle ist kein Profi, sie spielt nur für Spaß und ich finde, sie hat wundervoll gemacht! Habt Ihr nicht gesehen, was ist Besonders?" Mathias Gesicht leuchtete auf: „Ich weiß, was Du meinst.... Sie strahlt... Sie mit so viel Freude auf dem Platz, man kann sehen." „Ja genau" stellte Nanna jetzt fest. „Sie ist wie Du, Mathias!" Nun war es aber an mir zu protestieren: „Das kann man doch überhaupt nicht vergleichen... Mathias ist so unglaublich gut!" „Geht nicht um sein gut oder schlecht.... Geht nur um haben Spaß und mit ganzem Herz dabei!" erklärte Nanna. „Und ihr beide so seid!" „Sie hat Recht" erklärte Lasse. Und wurde prompt von mir ausgelacht „Jaja – Nanna hat immer Recht, oder?" „Natürlich, ich habe eine soooo kluge Frau und heute Abend noch was vor mit ihr!" „Was ist eigentlich mit Euer Torfrau?" fragte Nanna. „Kati? Wieso?" „Sie ist Dein Freundin, ja?" „Ja – ich glaube schon, sie ist super, oder?" „Sie bestimmt mal gespielt höherklassig, oder? Sie so gut mit Stellungsspiel und Bewegung." „Das weiß ich gar nicht..." „Magst Du mitbringen Kati morgen zu Essen?" fragte Lasse. „Du, ich weiß nicht, ob sie schon was vor hat. Aber ich kann sie natürlich mal rasch fragen." „Ja – mach das."
Also triggerte ich Kati kurz an: „Magst Du morgen zum Essen meine Familie näher kennenlernen?" „Danke für die Einladung... bin aber schon verabredet" „Schade" „Nächstes Mal"
„Kati kann nicht, hat schon was vor" erklärte ich nun. „Vielleicht ein andermal, wir treffen ja immer am Wochenende, wenn passt" kommentierte Lasse. „Und dann kann ich sie einfach dazu einladen?" „Klar – wir uns auch immer freuen über neue Freunde und wenn Du sagst, sie ist ok, dann wir Dir auch glauben und freuen kennenzulernen!" erklärte nun Nanna. Habe ich nicht eine tolle Familie?
Nach dem Essen verabschiedeten wir uns voneinander. „Aber seht zu, dass ihr morgen nicht wieder zu spät, ihr ja habt Zeit die ganze Nacht." spottete Lasse. „Was denkt Ihr eigentlich von uns?" erwiderte ich empört. „Das Du willst nicht wissen, Kleine!"
Kann es sein, dass manchmal eine Nacht eben doch nicht genug ist? Wir liebten uns mit einer Intensität, die ihresgleichen suchte. Ich explodierte gefühlte hundert Mal und Mathias setzte mich immer wieder neu zusammen. Es gab wohl keinen Zentimeter mehr an uns, den wir nicht kennenlernten.
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Handball im Herzen (Mathias Gidsel)
Fiksi PenggemarHandball ist der schönste Sport der Welt. Aber wenn Amateure auf Profis treffen, dann unterscheiden sich die Wahrnehmungen, oder??? Jaenelle sucht Freunde in Berlin, wer sich da so findet, könnt Ihr hier Lesen.... Und können Männer und Frauen eigen...