Störfeuer

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Es fing damit an, dass Sina mich im Training am Dienstag bei einem Aufwärmspielchen Basketball abräumte. Klar spielen wir da immer mit Körperkontakt, aber gerade beim Warmmachen stieg eigentlich keiner so richtig heftig ein. Anders an diesem Trainingstag....

„Sag mal, spinnst Du?" fuhr ich Sina dann auch erstmal an. Ich war mit der Schulter volle Kanne gegen den Pfosten vom Tor gekracht und so wie es weh tat, würde das ein fetten Bluterguß geben. Sina grinste nur und sagte „Sorry... war ein Versehen... und ist ja nix passiert." Als wir später unsere Spielzüge übten, ließ Sina sehr oft den Ball fallen. „Konzentration die Damen" fauchte Micha uns an. Und von Sina kam zurück: „Dann sag Jan mal, dass sie gescheite Pässe spielen soll!" Ich sagte erstmal gar nichts dazu.

Im nächsten Training machten wir eine 1:1 Abwehrübung. Da griff sie mir 3 mal hintereinander in den Wurfarm. Ich hatte zum Glück genug Körperspannung, so dass nichts weiter passierte. Aber ihren Kommentar „Da warst Du wohl zu langsam..." hatte ich das ganze Training im Ohr. Micha nahm mich nach dem Training kurz beiseite. „Jan, bist Du am Sonntag da?" „Ja natürlich, wieso denn nicht?" „Ich dachte, weil doch die Füchse auch spielen..." „Ja – aber das hat doch nichts mit mir zu tun." „Sina meinte, Du würdest mit zum Spiel nach Melsungen fahren." „Sina hat keine Ahnung. Klar schaue ich gerne, wenn Mathias spielt. Aber meine Mannschaft geht immer für mich vor." erklärte ich ihm. „Das hätte ich so ja eigentlich auch von Dir gedacht, aber wie gesagt, mir ist anderes zu Ohren gekommen." „Du – frag' mich doch einfach selbst. Dann kannst Du sicher sein, dass Du die Wahrheit hörst!" „Habe ich ja jetzt...."

Als ich dann mit einiger Verspätung in die Kabine betrat, hörten alle Gespräche auf. „Was ist los?" fragte ich. „Ach nix..." gab es als Antwort von Sina. Als ich mich nach dem Duschen vor den Eingang setzte, war Niko die erste, die nachkam und mich fragte: „Und? Wie ist es denn so mit der Füchse Mannschaft?" Ich verstand die Frage erstmal gar nicht. „Was meinst Du?" „Naja – so von einem Spieler zum anderen gereicht zu werden....." „Wie bitte? Wie kommst Du denn darauf?" fragte ich zurück. „Naja – Sina hat uns vorhin die Bilder gezeigt....." „Welche Bilder?" „Naja – die von Dir und Lasse Andersson und von Dir und Mathias Gidsel und natürlich von Dir und Hans Lindberg..." „Ich bin mit Mathias zusammen, Lasse und Hans sind nur Freunde." „Das sieht aber ein bisschen anders aus....." „Ist Sina noch da?" „Neee, die ist schon nach Hause" „Hör mal Niko... ich weiß jetzt ja nicht, was das für Bilder sind, aber Tatsache ist, ich wurde nicht von einem Spieler zum anderen gereicht!" Meine letzten Worte hörte dann auch Kati, die mittlerweile auch dazugekommen war. „Was ist denn hier los?" Niko setzte nochmal an: „Na... Sina hat uns vorhin doch diese Bilder gezeigt, die hast Du doch auch gesehen." „Ja – und?" „Sie hat halt gefragt, ob wir das toll finden, wenn wir so jemanden wie Jan in der Mannschaft haben...." „Wie meinst Du denn jetzt das ‚jemanden'?" fragte Kati ganz ruhig nach. Ein bisschen leiser kam von Niko: „Ein Flittchen eben.... Füchse-Liebchen hat sie gemeint." Ich erstarrte innerlich. Was lief denn hier eigentlich? Kati jedoch blieb ganz ruhig und sagte eindringlich: „Niko – denk doch mal nach.... Beim ersten Spiel waren doch nicht nur Lasse und Hans da, nein, sie hatten auch ihre Frauen mitgebracht. Glaubst Du wirklich, das hätten sie getan, wenn sie was mit Jan am Laufen hätten?" „Ähm .... Neee, eher wohl nicht. Aber Sina....." „Sina ist neidisch auf Jan! Erstmal, weil Jan die bessere Mitte ist und dann auch noch, weil sie mit Mathias Gidsel zusammen ist" brachte es Kati auf den Punkt. „Sina hat schon gesagt, dass Du Jan verteidigen würdest....." „Ja klar.... Weil ich mit Jan befreundet bin!" „Naja und weil Du ja selbst in Jan verknallt bist!" kam es jetzt von Niko. Hörbar geräuschvoll atmete Kati jetzt ein. Mir fiel erstmal gar nichts mehr ein. „Ich gehe dann jetzt besser mal.... Tschüss!" verdrückte sich Niko.

„Was war das denn?" fragte ich jetzt Kati. „Hör zu Kätzchen... wir können gern reden. Aber dann brauchen wir ein bisschen Zeit und was zu trinken." „OK – dann gehen wir zu mir und halten nochmal am Späti" sagte ich.

Handball im Herzen (Mathias Gidsel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt