„Jan, Du schon wieder so unruhig. Neben Spur ... komm' wir gehen Runde spazieren" schlug mir Mathias vor. „Gute Idee.... Ein bisschen den Kopf auslüften...." und wir machten uns auf den Weg durch unseren Park. „Du willst mir sagen mehr von gestern, von Eurer Besprechung?" Ich hatte ihm nur so im Groben erzählt, was gelaufen war. Kein Wort über die Tatsache, dass Sina diesen Simon vorsätzlich auf mich gehetzt hatte. Und auch kein Wort über das Video oder dass ich so fürchterliche Angst gehabt hatte am Samstag. Ich wollte Mathias damit nicht belasten. Er wusste auch, dass die Entscheidung erst für morgen geplant war. „Ich weiß eben noch nicht, wie es weitergeht. Und mir ist das nicht egal. Das macht mich schon unruhig." „Aber ich finde, war gute Idee von Micha, zu geben ein bisschen Zeit. Deine Mitspielerinnen müssen in Ruhe Zeit zu entscheiden." „Ja, ich sage ja auch gar nicht, dass ich das nicht gut finde. Ich warte nur nicht so gerne....." „Aber Du kannst jetzt nicht mehr tun, musst warten." „Dann musst Du mich eben ablenken!" „Und warum wir dann spazieren und nicht in Bett?" „Typisch.... Dir fällt nur wieder Sex dazu ein!" aber ein bisschen schmunzeln musste ich schon. „Weil bestes Mittel für Ablenkung.... Oder nicht?" lachte er mich jetzt an.
Und etwas ernster hinterher: „Du willst nicht wirklich reden, ich merke. Aber weiß nicht, warum?" „Das... das ist doch nicht Dein Problem. Das muss ich in Ordnung bringen." „Aber Du bist nahe zu mir, ich möchte nicht nur sein da, für haben Spaß. Ich Dir auch möchte helfen, für schlechte Zeit." „Ich will Dich damit nicht belasten!" „Du gesagt, Du willst immer sein ehrlich mit mir. Ich nicht sage, Du bist das nicht. Aber ich denke, Du sagst nicht alles." „Ja..... das könnte sein....." „Sagst Du mir einfach warum?" „Ich finde, es reicht, wenn einer von uns nicht so gut drauf ist." Er schüttelte den Kopf „So funktioniert nicht..... Macht sich der andere trotzdem Sorgen, weil nicht egal." Ich atmete tief ein. Er hatte ja Recht.... „Da.... Da war gestern noch mehr...." „Mehr?" Ich zog mein Handy aus der Tasche. Kati hatte, clever wie sie war, das Video von Sina noch an sich selbst geschickt.... Und es mir dann natürlich auch noch weitergeleitet. „Komm wir setzen uns kurz hin.... Ich habe Dir doch von dem Typ am Samstag erzählt...." „Der Dich hat angemacht?" „Ja... Es war.... Ich konnte mich zwar wehren, aber.... es war so... Ich hatte wirklich Angst." „War so schlimm?" Ich nickte. „Aber Du mal wieder gesagt ‚nichts passiert'." „Ja......." Dann gab ich ihm mein Handy und sagte: „Schau es Dir an!" Er schaute es sich sogar zweimal an. „Das war Samstag?" „Ja." „Und woher Video?" „Sina hat es aufgenommen. Sie...... sie hat den Typ vorher gegen mich aufgehetzt. Eine andere Spielerin hat das bestätigt..." Er war so ruhig.... viel zu ruhig.... unheimlich ruhig.... Ich nahm ihm mein Handy aus den Händen – er zitterte. „Skidelort" brach es aus ihm heraus. Er stand auf und atmete tief ein und aus.... „Sie hat Video gemacht und nicht geholfen Dir? Ich möchte umbringen....Das nicht begreifbar für mich." Dann stellte er sich vor mich und nahm meinen rechten Arm und schaute sich mein Handgelenk an. „Ich dachte, wäre von Spiel" sagte er leise und küsste es vorsichtig. Wenigstens zitterte er jetzt nicht mehr. Dann löste er noch mein Halstuch, das ich immer noch trug, auch wenn die Stelle schon bei weitem nicht mehr so verfärbt war. Er strich sanft mit seinen Fingern drüber. „Warum Du sagst mir nicht?" fragte er. Ich konnte, wollte ihm nicht in die Augen sehen. Aber er setzte sich jetzt wieder neben mich und hob ganz vorsichtig meinen Kopf an, so dass ich ihn ansehen musste. „Du kein Vertrauen mir sagen ganze Wahrheit?" „Ich wollte nicht, dass Du Dir so viel Gedanken machst." brachte ich leise vor. „Aber Du mir wichtig mit hjerte und wertvoll. Ich will Gedanken machen um dich." „Es.... Es ist nicht so einfach...." „Was nicht einfach?" „Vertrauen.... Vertrauen in jemanden anderen als in mich selbst." „Und ich schon habe völlig falsch angefangen.... Ich Dir am Anfang nicht gesagt, wer ich bin. Schon Vertrauen verloren, bevor wir überhaupt zusammen. Das mir tut leid. Aber ich dachte, alles gut inzwischen." „Das ist ja auch so...." „Nein, sehe ich nicht so. Warum Du mir dann nicht sagen ganze Wahrheit?" „Ich bin es nicht gewöhnt, dass sich jemand Gedanken um mich macht! Ich mache mir Gedanken um andere...." „Du kannst nicht alles lösen alleine. Du musst auch nicht. Du hast Freunde, denen Du auch wichtig. Und Du hast mich, ich auch mache mir Gedanken um Dich. Aber wir alle können nur helfen, wenn Du zulässt und nicht schweigst oder sagst ‚nichts passiert'." „Du hast ja recht, aber das ist nicht einfach für mich." „Das ich verstehe, aber vielleicht einfach mal probieren? Ist doch schon ein Anfang heute." „Ja......." „Ja!" Er zog mich in seine Arme und hielt mich einfach nur fest.
Also heute.... Heute fällt die Entscheidung. Da ich nicht alleine die Halle betreten wollte, traf ich mich schon vorher mit Kati. „Ist alles in Ordnung Kätzchen?" „Das kann ich Dir wohl erst in einer halben Stunde beantworten" erklärte ich. „Ich glaube, nach der Nummer hat Sina die meisten Anhänger verloren!" „Ja, aber es war sehr schlau von Dir, noch nach weiteren Fotos zu schauen." „Ich kenne Sina, sie wollte sich da nichts entgehen lassen. Und ihre Überheblichkeit ist maßlos." „Meinst Du, sie bringt Deine Vergangenheit noch zur Sprache? Du bist schließlich eindeutig zu mir übergelaufen." „Glaube ich nicht... bisher war ihre Orientierung ja auch kein Thema. Also... aus ihrer Warte läuft unser Abkommen noch. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass sie daran rüttelt. Und weißt Du was: wenn doch, ist mir das mittlerweile Scheißegal. Das ist Vergangenheit!" „Klingt gut Kati!"
Micha eröffnete die Mannschaftssitzung. „Erst einmal möchte ich mich bedanken, dass ich wirklich von jeder einzelnen Spielerin ein Statement bekommen habe. Und dann würde ich gleich zu den Fakten kommen. Wir sind zur Zeit 17 Spielerinnen. Für Jan haben sich 12 Spielerinnen ausgesprochen, für Sina 5. Das ist für mich eine eindeutige Sache. Sina wird nicht weiter bei uns spielen." „Das kannst Du nicht machen!" rief Sina jetzt dazwischen. „Doch, ich kann. Ich habe das im Vorfeld mit der Abteilungsleitung besprochen. Hier ist kein Platz mehr für Dich! Was die anderen Spielerinnen anbelangt, die sich für Sina ausgesprochen haben. Ihr könnt gehen oder bleiben, wenn Ihr Euch anständig verhaltet. Aber ich werde auf jeden Fall die Namen dieser Spielerinnen nennen, damit keine auf die Idee kommt, eine ähnliche Nummer abzuziehen. Und das Ganze läuft jetzt folgendermaßen ab. Alle, die weiter hier mit Jan spielen, sind in 10 Minuten umgezogen in der Halle zum Trainieren. Wer nicht kommt, ist raus! Das war's!" Sina versuchte nochmal ihr Glück: „Ihr könnt mich nicht so einfach rauswerfen! Nur wegen so ein paar haltloser Behauptungen!" Micha hielt ihr entgegen: „Sina, für Dich wäre es am besten, Du würdest einfach ohne weitere Kommentare gehen. Was Du da gemacht hast, könnte man auch als unterlassene Hilfeleistung anzeigen! Und wenn Jan das macht, dann kannst Du davon ausgehen, dass Du echte Probleme bekommst!" Sina wurde blass und verschwand, ohne ein weiteres Wort zu sagen.
Micha ging mit mir nochmal vor die Halle. „Jan, das war vorhin mein voller Ernst. Du kannst Sina wirklich anzeigen." Ich dachte kurz nach. „Ich glaube, das will ich nicht. Es reicht mir, wenn sie einfach weg ist." „Vielleicht willst Du das aber auch erst nochmal mit Mathias oder sonst jemanden besprechen. Du hast sicherlich noch ein bisschen Zeit, darüber nachzudenken. Aber zu lange solltest Du nicht damit warten. Und wenn du den Schritt gehen willst, hast Du meine volle Unterstützung." „Danke Micha, aber ich glaube, ich will mich wirklich nicht weiter mit Sina beschäftigen. Sie hat mich genug Kraft gekostet. Sie ist weg und das ist gut so."
So standen wir dann zu zwölft in der Halle. Micha richtete nochmal das Wort an uns: "Es haben sich also alle Sina-Anhänger auch verdrückt. Das ist aus meiner Sicht gut. Also Ladies, das wird jetzt eine echt harte Saison. Wir sind nicht mehr so viele. Die gute Nachricht, es muss niemand aussetzen bei den Spielen! Die schlechte Nachricht: wir müssen härter arbeiten und ich werde dementsprechend auch das Training anziehen. Es kann aber wirklich eine gute Saison werden, wenn wir uns jetzt einig sind und jede Einzelne von Euch Verantwortung übernimmt. Ich denke, wir haben die Möglichkeit, mit den jetzt hier anwesenden Spielerinnen weiterhin um den Aufstieg zu spielen – wenn alle ihr Bestes geben. Also, dann wollen wir mal starten!"
Und ich war nach dem Training zwar ziemlich kaputt, aber glücklich. Nach dem üblichen Umtrunk vor der Halle, der richtig entspannt war und es war wohl auch das erste Mal, dass wirklich alle dabeiblieben, schrieb ich noch an Mathias: „Hej Mathias" „Hej Jan, und??????" „Ich habe noch eine Mannschaft und bin sehr sehr froh darüber!" „Freut mich.... Jetzt alles gut?" „Kann so weitergehen!" „Werde begleiten Dich...."
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Handball im Herzen (Mathias Gidsel)
FanfictionHandball ist der schönste Sport der Welt. Aber wenn Amateure auf Profis treffen, dann unterscheiden sich die Wahrnehmungen, oder??? Jaenelle sucht Freunde in Berlin, wer sich da so findet, könnt Ihr hier Lesen.... Und können Männer und Frauen eigen...