Kapitel 33

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Lily,
meine Hochzeit mit Vernon wird am 17. Juni diesen Jahres stattfinden. Du wirst Dich sicher wundern, warum ich Dir diese Einladung erst wenige Tage vorher zuschicke, doch ich will versuchen, es zu erklären.
Ich weiß noch ganz genau, dass wir früher einmal ein ganz enges Verhältnis hatten und einander damals versprachen, die Brautjungfer der jeweils anderen zu werden. Wie wir beide aber wissen, sind wir nicht mehr die Schwestern, die wir einst waren.  Deswegen bitte ich Dich um Verständnis, dass ich meine beste Freundin mit dem Amt der Brautjungfer betraut habe. Sie steht mir viel näher als Du, Lily, und alles andere wäre falsch gewesen.
Ich habe zudem lange mit mir gehadert, ob ich Dich überhaupt einladen sollte, denn das Konfliktpotential zwischen uns ist so groß, dass es mir wahrhafte Sorgen bereitet. Ich möchte diesen besonderen Tag genießen können, ohne zu streiten!
Dennoch weiß ich, dass Du die letzte, wahre Familie bist, die mir noch bleibt, seit unsere Eltern diese Welt verlassen haben. Daher möchte ich Dich, entgegen Vernons Willen, bitten, unserer Hochzeit beizuwohnen und Mum und Dad würdig zu vertreten. Gerne kannst Du auch eine Begleitung (vielleicht James, falls Ihr noch immer ein Paar seid?) mitbringen.
Mein einziger Wunsch: Benehmt Euch wie normale Menschen und lasst den Hokus-Pokus-Kram an diesem Tag bitte sein.
Die Trauung wird um 14 Uhr in der Kirche in Cokeworth stattfinden, die Feier danach im Gemeindehaus.
Ich habe die Hoffnung auf eine Aussprache zwischen uns noch immer nicht begraben und hoffe auf Deine/Eure Zusage.
Petunia

Mit großen Augen ließ Lily den Brief sinken, der ihr an diesem Freitagmorgen zugestellt worden war. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte.
Natürlich war sie bitter enttäuscht und verletzt, dass sie nicht die Brautjungfer ihrer Schwester sein würde, wie sie es sich immer ausgemalt hatten. Doch gleichzeitig freute sie sich auch sehr über die Einladung ihrer Schwester, die sich damit sogar über den Willen ihres Verlobten hinweggesetzt hatte. Doch bevor sie zu- oder absagte, wollte sie diese Thematik erst mit James besprechen - und der war wie vom Erdboden verschluckt.
"Lily? Ist alles gut?", riss Marlene die rothaarige Hexe aus ihren Gedanken.
Erschrocken blickte diese auf.
"Wie? Ja, Marls, alles gut. Weißt du, wo James ist?"
"Gestern war doch Vollmond..."
"Ach ja, richtig... Wie konnte ich das nur vergessen!"
Kopfschüttelnd starrte Lily auf den geöffneten Brief in ihrer Hand.
"Lily, was steht in dem Brief? Ist es etwas Schlimmes?"
Wortlos reichte Lily das Schriftstück an ihre beste Freundin weiter, die es sich schweigend durchlas und Lily danach verständnisvoll einen Arm um die Schultern legte.
"Ach Süße, das tut mir sehr leid. Bei meiner Hochzeit wirst du auf jeden Fall meine Brautjungfer sein - darauf kannst du dich verlassen!"
Dankbar versuchte Lily ein Lächeln.
"Zumindest, wenn du Sirius davon überzeugen kannst, jemals zu heiraten", stieg Emmeline grinsend in das Gespräch mit ein und erntete dafür eine Kopfnuss von Marlene.
"Ihr werdet schon sehen", rief diese lachend.

》》》》》

"Diese Schnepfe! Also wirklich! Ich wettte, ihre Freundin wird nichtmal annähernd so bezaubernd als Brautjungfer aussehen wie du es getan hättest, Lils", rief James verärgert, nachdem Lily ihm von Petunias Brief berichtet hatte. Hand in Hand schlenderten die zwei am selben Abend über die von der untergehenden Sonne beschienenen Ländereien.
"Das ist lieb von dir, dass du das sagst. Weißt du, es ist ja gar nicht die Tatsache, dass ich nicht ihre Brautjungfer bin, die mich so traurig stimmt, sondern vielmehr der Grund. Wir haben uns einfach völlig auseinandergelebt, wir sind uns quasi Fremde geworden. Ich an ihrer Stelle hätte wohl nicht anders gehandelt. Und wenn wir ehrlich sind, ist es auch die einzig richtige Entscheidung gewesen, mich nicht zur Brautjungfer zu machen. Denn ansonsten wäre das eine Entscheidung aus reinem Pflichtgefühl heraus gewesen - das ist es, was mich am meisten zermürbt. Verstehst du, was ich meine?"
Nachdenklich nickte James.
"Ja. Ja, natürlich verstehe ich das, Lily. Ich würde es so gern ändern, aber das kann ich nicht. Ich kann euch beiden nur die Daumen drücken, dass ihr euch möglicherweise wirklich bei ihrer Hochzeit aussprechen könnt - sofern du hingehen möchtest...?"
"Definitiv! Würdest du mich denn auch begleiten?"
Lächelnd legte James den Kopf schräg und blickte seine Freundin an.
"Mensch, Lils, denkst du im Ernst, ich lasse dich zu sowas alleine gehen? Natürlich komme ich mit! Irgendjemand muss dir doch den Rücken stärken!"
Nun lächelte auch Lily, legte ihre Hände an James' Kopf und zog ihn für einen Kuss zu sich herab.
"Danke", sagte sie leise, als sie wieder zu Atem gekommen waren.
Wortlos zog James die Rothaarige an sich und Lily vergrub ihr Gesicht an seiner Brust.
So standen sie eng umschlungen auf Hogwarts' Ländereien und sahen der Sonne beim Sinken zu. Jegliche Prüfungen waren in diesem Moment unwichtig geworden - alles, was zählte, war der jeweils andere.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 26, 2024 ⏰

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