Kapitel 1

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Blankes Entsetzen stand Hermine ins Gesicht geschrieben, als sie langsam und vorsichtig ihren Kopf hob, um sich umzusehen.
Harry, Sirius und Seidenschnabel richteten sich ebenfalls auf.
Und obwohl sie sich noch immer in Hogwarts befanden, sich keinen Zentimeter bewegt hatten, spürten sie alle die Veränderung. Aber das lag nicht nur an dem kalten, nassen, weißen Schnee, der im Sonnenlicht glitzerte.
Es war ein anderes Hogwarts.
Etwas besonderes lag in der Luft.
Es schrie förmlich nach Abenteuer und Ungewöhnlichkeit.
Vom Zeitumkehrer war nicht ein Splitter zu sehen.
"Ich danke euch für die Rettung!", sagte Sirius mit einem schiefen Lächeln, während Harry sich seufzend den Kopf hielt.
"Nichts zu danken. Hermine, dein Bombarda war wirklich stark."
"Nein, Harry. Das war nicht nur ich. Aber es war meine Schuld. Mein Zeitumkehrer... er ist zersprungen. Ich schätze mal, diese gigantische Druckwelle hat uns transportiert. Innerhalb der Zeit." Sie schluckte und vermied es, einen der beiden anderen anzusehen. Stattdessen lief sie zu Seidenschnabel, um ihm über die weichen Federn zu streichen, während Harry begann, sich lautstark aufzuregen.
"Hermine, wie konnte das passieren? Vorhin sagte Lupin noch, du seist die klügste Hexe deines Alters. Und jetzt? Wer weiß, in welchem Jahr wir gelandet sind. Und vor allem: Wie kommen wir hier jemals wieder weg?" Verzweifelt raufte er sich die ohnehin schon zerstrubbelten Haare.
Sirius hingegen schien, zumindest äußerlich, ruhig zu bleiben. In ihm jedoch tobte ein Sturm, so grau und ungestüm wie seine Augen. Anstatt sich seinem Patensohn anzuschließen und der jungen Hexe Vorwürfe zu machen, legte er Harry seine Hände auf die Schultern und versuchte, ihn zu besänftigen.
"Harry, das war nicht Hermines Absicht und das weißt du auch. Außerdem bringt es jetzt nichts mehr, sich aufzuregen. Wir müssen als Team zusammenarbeiten."
Betreten nickte Harry.
"Dann lasst uns mal überlegen, was wir jetzt tun könnten", bat er.
"Als erstes sollten wir herausfinden, in welchem Jahr wir uns befinden und welche Gefahren uns hier erwarten. Dann sollten wir uns einen Plan überlegen, uns wieder zurückzubringen. Und wir dürfen auf keinen Fall etwas verändern, ist euch das klar?"
"Ja, Hermine. Wir wissen, dass äußerste Vorsicht geboten ist. Zudem sollten wir uns wohl auf einen längeren Aufenthalt hier einstellen, denn ich persönlich habe noch keine Lösung zur Rückreise parat", gab Sirius zu und kniff die Augen zusammen.
"Aber ich weiß womöglich, wem wir hier gleich begegnen werden..."
Überrascht blickten Harry und Hermine den Erwachsenen an.
"Passt auf, in meinem siebten Jahr auf Hogwarts wurde unser Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste an Halloween ermordet. Ja, ich weiß, es ist eine gewissen Ironie", sagte er mit Blick auf Harry, "aber wir hatten dann einige Wochen provisorisch bei Dumbledore höchstpersönlich Unterricht. Nach den Weihnachtsferien gab es jedoch einen neuen Lehrer. Er kam wohl während der freien Tage mit seinen zwei Kindern in Hogwarts an. Die beiden gingen in die vierte Klasse." Hermines Augen weiteten sich.
"Du meinst...?"
"Ja. Ich bin dem Professor damals auf die Schliche gekommen und er hat sich mir offenbart, da er vor mir sowieso nichts verstecken konnte. Diese Zeitreise bedeutet aber auch eine verdammt schwere Zeit für uns alle, denn wir dürfen nichts verändern."
Gerade wollte Harry den Mund öffnen, da hob sein Pate schon beschwichtigend die Hände.
"Jaja, ich weiß schon, ich hab mich noch nie an Regeln gehalten. Sie sind ja schließlich zum Brechen da. Aber das hier, das ist ernst, Harry. Ernster als alle bisherigen Regeln. Wenn wir einen Fehler machen, könnte es unter Umständen passieren, dass wir in einem Zeitparadoxon stecken bleiben und nie wieder zurückkommen können. Ich bitte dich, nutze die Chance einfach, um deine Eltern, Remus und mich in unserer Jugend besser kennenzulernen und genieße die Zeit."
Harry seufzte ergeben und nickte schließlich. Trotzdem wollte und konnte er die Hoffnung nicht aufgeben, dass sie durch diese Zeitreise nicht doch etwas bewirken könnten.
"Schau nicht so traurig, Harry. Du weißt, dass es sein muss. Und manchmal hat so ein Rumtreiber ja vielleicht auch noch ein Ass im Ärmel", zwinkerte Sirius, woraufhin sowohl Harry als auch Hermine große Augen bekamen.
Doch bevor sie weiter nachhaken konnten, ergriff der Black erneut das Wort: "So, genug geredet. Ich werde jetzt unser aller Aussehen verändern. Dann gehen wir zum Schulleiter und bitten ihn, hier bleiben zu dürfen, holen uns eure Listen für die Bücher und anderen Materialien ab und flohen anschließend in die Winkelgasse. Allgemein brauchen wir alle neue Klamotten, um nicht aufzufallen. Ich brauche außerdem dringend einen neuen Zauberstab und Harry einen Besen. Hermine, für dich finden wir sicherlich auch noch etwas Schönes. Merlin sei Dank habe ich zu jeder Zeit Zugriff auf das Gringotts-Verließ meiner Familie."
Als Zeichen ihres Einverständnisses nickten die Schüler und Sirius wandte sich Hermine zu.
"Bei dir müssen wir nicht viel verändern. Ich würde nur die Haare etwas kürzen und glätten und dir außerdem eine Brille verpassen. Ist das für dich in Ordnung?" Hermine nickte. Dann gab sie Sirius ihren Zauberstab, damit er seine Worte verwirklichen konnte. Im Anschluss drehte er sich zum Sohn seines besten Freundes um. Sirius verspürte einen schmerzhaften Stich in seinem Herzen, sah Harry seinem Vater James doch so ähnlich. "Harry, bevor ich deine Haare glätte und aufhelle, lass mich dir eines sagen." Harry nickte, den Kloß in seinem Hals ignorierend. Ihm war der Blick seines Paten nicht entgangen.
"Vermutlich hast du es schon viel zu oft gehört, aber du siehst deinem Vater James so unglaublich ähnlich. Nur die Augen, die hast du von -"
"Von Mum, ja", lächelte Harry, doch es erreichte besagte Augen nicht, in denen sich der von tiefer Trauer geprägte Blick seines Gegenübers spiegelte.
Nachdem Sirius sich kurz schüttelte, begann er dann auch bei Harry mit der Verwandlung, indem er die Haare ähnlich wie Hermines färbte und ebenfalls glättete. Die strahlend grünen Augen, so weh es ihm auch tat, färbte er braun - mit einem leichten Grünstich. Als letztes passte Sirius seine eigene Haarfarbe der seiner 'Kinder' an, kürzte sie um einige Zentimeter und ließ seine Augen ebenfalls braun werden. "Außerdem müssen wir alle unsere Namen ändern. Irgendwelche Vorschläge?"
"Ich finde Rose sehr schön", erklärte Hermine. Harry entschied sich für den Namen Henry, Sirius hieß von nun an William. Als gemeinsamen Nachnamen suchten sich die drei "Star" aus.
"Es wäre allerdings unauffälliger, würdet ihr mich Dad nennen."
"Geht klar, Dad", sagte Harry mit einem schiefen Grinsen und so konnten sich die drei Zeitreisenden endlich auf den Weg zum Schulleiterbüro machen. Seidenschnabel nahmen sie einfach mit, um ihn später in Hagrids Obhut zu übergeben.

𝑑ᵢₑ ꜱ𝒑Լᵢ𝑡𝑡ₑᵣ 𝑑ₑᵣ 𝑧ₑᵢ𝑡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt