Die folgende Woche erlebte Sirius wie durch einen Schleier.
Hogwarts hatte ein Stück seines Zaubers, seiner Magie, verloren. Es wirkte nur grau und so unfassbar leer ohne Regulus.
Seine Freunde versuchten zwar, Sirius aufzubauen und abzulenken, doch sie scheiterten oft kläglich. Stattdessen vergrub er sich im Schlafsaal und verließ ihn nur, um zum Essen oder zum Unterricht zu gehen. Auch das Quidditchtraining ließ er ausfallen. Darüber war James natürlich alles andere als begeistert, immerhin war Henry Star am Montag wieder gesund und munter beim Training gewesen und dennoch war die Mannschaft unvollständig. Doch James sagte nichts und machte Sirius keine Vorwürfe. Er ertrug es stumm.
Die einzigen Personen, die Sirius aus seinem Freundeskreis an sich heranließ, waren Marlene und Remus.
Erstere kümmerte sich bei allen Mahlzeiten um ihn und bemühte sich, ihn auf andere Gedanken zu bringen. Remus hingegen leistete ihm im Schlafsaal so oft wie möglich Gesellschaft, wobei der nahende Vollmond natürlich nicht ungelegen kam. Und trotz seiner mehr als miserablen Stimmung und der zunehmenden Gereiztheit versuchte Remus sein Bestes, Sirius aufzuheitern und seinen Schmerz zu teilen.Als der Vollmond am Sonntagabend schließlich hell am Himmel stand und alles in sein mystisches, silbriges Licht tauchte, stürzte Sirius sich in Form seines großen, bärenartigen Hundes mit dem schwarzen, zotteligen Fell als Erster hinaus in die kühle Abendluft des Verboten Waldes.
Er liebte es, in seiner Animagusgestalt durch die dicht stehenden Bäume zu streifen. Besonders an diesem Tag erschien es ihm, als würde die Dunkelheit all seine Sorgen und Trauer ummanteln und verstecken, während der Wald in seiner unendlichen Weite ihm endlich Platz gab, mehr als nur die schmerzhaften Gedanken an Regulus zuzulassen.
Zum ersten Mal, seit er vom Tod seines Bruders knapp eine Woche zuvor erfahren hatte, fühlte er ein winziges Stück Freiheit und Unbeschwertheit dort, wo in den vorherigen Tagen bloß die beklemmende Gefühle der Schuld und Trauer gesessen hatten.
Tief atmete er die würzige Luft ein, als ein lautes, langgezogenes Heulen hinter ihm ertönte.
Schwanzwedelnd drehte Sirius sich zu seinen Freunden um und erwiderte Moonys Heulen auf seine Art.
Dann sprang er erneut übermütig voraus, um die Zeit zu nutzen, in der er frei und ohne diese viel zu große Last auf seinen Schultern atmen konnte.
Er sah nicht den sorgenvollen Blick seines besten Freundes, der ihm aus großen, traurigen, braunen Augen hinterherblickte.
Denn James ahnte, was sich ihm in den folgenden Tagen bestätigen würde: Sirius war an dem Punkt angelangt, an dem er den Tod seines Bruders zu verdrängen versuchen würde.Sirius' plötzliche Fröhlichkeit zog sich über den gesamten Montag und auch am Dienstag schien es, als verbanne er alles aus seinem Bewusstsein, was mit seinem Bruder zu tun haben könnte.
Das blieb selbstverständlich niemandem verborgen - am wenigsten seinem eigenen, älteren Selbst.
Und so bat der Professor den Schüler schon vor Beginn der Zusatzstunde am Dienstagabend: "Sirius, bleib doch nachher bitte noch kurz hier. Ich muss etwas mit dir besprechen."
Augenverdrehend nickte der Jüngere, ehe er sich neben James auf eines der roten Sofas fallen ließ.
"Herzlich Willkommen zur heutigen Stunde! Am Donnerstag haben wir Impedimenta, Glacius und Everte Statum neu gelernt - diese Zauber werden wir heute wiederholen. Im Anschluss zeige ich euch die Heraufbeschwörungen. Dorcas, erläutere bitte für Henry, wie Impedimenta funktioniert."
"Natürlich, Professor", erwiderte die Angesprochene und wandte sich dem Viertklässler zu, der ein paar Plätze neben ihr saß.
"Also, Henry, Impedimenta ist ein Lähmfluch und verlangsamt dein Ziel. Bei kleineren Zielen kannst du es sogar zum Erstarren bringen. Richtest du den Fluch also auf einen sprintenden Menschen, ist dieser für etwa zehn Sekunden um einiges langsamer unterwegs. Somit kannst du zum Beispiel fliehen oder hast genügend Zeit, weitere Zauber und Flüche abzufeuern. Nützlich ist Impedimenta auch, um ein Geschoss in der Luft abzuwehren. Um den Fluch auszuführen, musst du eine horizontale Linie mit deinem Zauberstab ziehen und gleichzeitig Impedimenta sagen."
"Sehr gut, Dorcas. Ihr habt jetzt zehn Minuten Zeit, diesen Fluch zu wiederholen. Auf geht's!"
Sofort sprangen die Schüler auf und gingen zu ihren angestammten Übungsplätzen, während ihr Professor sich für jeden Schüler ein Kissen wünschte, welches auf sie zuschoss.
"Impedimenta!", erklang es vielfach durch den Raum - daneben war jedoch auch ein dumpfer Aufschrei, gefolgt von einem Plumpsen, zu hören.
"Alles in Ordnung, danke der Nachfrage", murmelte James, während er sich unter dem Gelächter aller anderen mühsam aufrappelte.
"Woher sollte ich auch wissen, dass es schon losgeht", schimpfte er leise und schnappte sich seine Brille, deren Glas einen Sprung hatte.
"Oculus reparo", sagte er, ehe er aufstand und erwartungsvoll zu seinem Professor blickte.
Dieser verstand und wünschte sich erneut Kissen.
Dieses Mal war James der Erste, der das Geschoss abwehren konnte, während einige andere, die vom Missgeschick ihres Freundes noch zu abgelenkt gewesen waren, dieses Mal ein Kissen ins Gesicht bekamen.
Nach zwei weiteren Durchgängen rief Sirius die Schüler wieder in der Sitzgruppe zusammen.
"Remus, fasse bitte das Wichtigste zu Glacius zusammen", bat der Professor und Remus nickte.
"Mit diesem Zauber kann das Ziel eingefroren werden. Richtet man den Zauberstab auf eine andere Person und sagt Glacius, so erstarrt diese Person und man kann sich selbst Zeit zur Flucht oder zum Gegenangriff verschaffen."
Auch mit dieser Erklärung war Sirius zufrieden und ließ die Schüler den Zauber ebenfalls üben.
![](https://img.wattpad.com/cover/341526562-288-k228012.jpg)
DU LIEST GERADE
𝑑ᵢₑ ꜱ𝒑Լᵢ𝑡𝑡ₑᵣ 𝑑ₑᵣ 𝑧ₑᵢ𝑡
Fiksi PenggemarHarry und Hermine haben es geschafft. Sie konnten Sirius vor den Küssen der Dementoren retten und ihn aus seinem Verließ im höchsten Turm Hogwarts' befreien. Dass Hermines Zeitumkehrer dabei in tausende Splitter zersprang, hatte jedoch fatale Folgen...