Kapitel K

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Hallöchen :)
Finally ist die Handballbundesliga endlich wieder losgegangen. Überhaupt gab es in den letzten Tagen heißbegehrte News... Juris Wechsel nach Dänemark ist nun endgültig offiziell. Passend dazu wird das in diesem kurzen Kapitel das erste Mal ein konkreteres Thema.
Viel Freude beim Lesen und bis bald!
Melinah
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Tess' Telefon klingelte. Sie saß im Krankenhaus in Heidelberg in ihrem Büro, das sie sich mit zwei Kollegen teilte. Keiner der beiden war gerade da, also ging sie ran. Es war Jannik. „Hallo?" „Hi Tess." „Was kann ich für dich tun, Jannik? Ich arbeite." „Oh, das wusste ich nicht. Ich dachte, du bist wegen der Schulter noch zuhause." „Nein, ich bin die Armschlinge seit ein paar Tagen wieder los. Aber aktuell sitze ich erstmal am Schreibtisch." „Freut mich, wenn es dir wieder gut geht." „Also, was ist los?" „Bist du morgen beim Spiel in der Halle?", fragte er. „Das ist der Plan, ja. Mein bester Freund und sein Verlobter wollen mitkommen." „Ich wollte dir noch was geben, sehen wir uns vorher?" „Klar, wenn sich das einrichten lässt." „Kommst du mit Juri zusammen?" „Ja, ich denke schon." „Gut, dann soll er dich einfach mit runterbringen. Du kannst dann von den Kabinen aus zu deinem Platz gehen. Oder kommen deine Freunde auch gleich mit?" „Nein, die kommen nach", antwortete Tess. „Dann passt es. Es gibt einen direkten Zugang zum VIP-Bereich." „Oh, da sitzen wir nicht, Jannik." „Was? Wieso denn nicht? Juri kann euch doch auf die Liste setzen." „Das weiß ich, aber das will ich nicht. Noch nicht. Aber wir sitzen dieses Mal an der Seite hinter den Bänken. Also freie Sicht auf euch", grinste sie. „Na gut, dann sehen wir uns morgen." „Ja, bis morgen, Jannik."

Juri war nach dem Training gemeinsam mit Philipp und David in die Sauna gegangen. Sie waren danach nur noch zu dritt im Ruheraum. „Kann ich mit euch über was reden?", fragte Juri und seine Freunde wechselten einen Blick. „Klar, du kannst mit uns über alles reden", meinte Philipp. „Geht's darum, was dich in letzter Zeit so sehr beschäftigt?", fragte David. Juri nickte. „Bisher hab ich nur mit Arnar und meinem Vater gesprochen. Tess weiß auch noch nichts davon." „Worum geht es denn? Wenn du das bisher nur mit deinem Berater und deinem Vater besprochen hast, scheint es etwas Sportliches zu sein." „Ja." Juri holte tief Luft. „Ich überlege, zu wechseln." Die beiden sagten erstmal nichts. „Vor Vertragsende", fügte Juri schließlich hinzu. „Oh. Wann denn? Und wohin?", fragte David. „Aalborg hat Interesse und aktuell ist das eine realistische Option. Entweder 2025 oder jetzt schon." „Aalborg? Das ist Dänemark", stellte Philipp fest und Juri nickte. „Ich weiß. Es ist weit weg, aber..." Seine beiden besten Freunde waren sichtlich überrascht und auch etwas überrumpelt. „Seit wann denkst du schon darüber nach?" „Ende des letzten Jahres hab ich von Arnar das erste Mal gehört, dass Aalborg Interesse hat. Ich wollte aber erstmal sehen, was die Europameisterschaft bringt und wie es hier mit den Löwen weitergeht." „Und die EM hat dir nicht so besonders gutgetan", sagte David resigniert. „Nein. In Dänemark ist es deutlich ruhiger und Aalborg spielt regelmäßig in den internationalen Wettbewerben ganz vorne mit. Sportlich gesehen wäre das genau das, was ich will. Und die ganze Aufmerksamkeit wäre auch erstmal kein Thema mehr." „Klingt, als hättest du dich schon entschieden", meinte Philipp. „Nein, noch nicht. Aber ich habe letzte Woche das erste Mal mit Jennifer Kettemann gesprochen. Es steht auch noch kein Zeitpunkt fest. Es ist alles nicht so leicht, versteht ihr?" „Ja, absolut. Es ist keine einfache Entscheidung. Aber ganz egal, was du tun wirst, Juri... Wir sind und bleiben deine Freunde und wir unterstützen dich. Auch, wenn wir dann nach Dänemark fahren müssen, um dich zu besuchen", sagte Philipp. „Danke. Es bedeutet mir viel, das zu hören." „Du musst das tun, was für dich am besten ist. Es wäre ein riesiger Verlust für die Löwen, die Bundesliga und für uns persönlich natürlich auch. Aber, wenn es dir dann besser geht, solltest du es tun, Juri", meinte David. Juri nickte. „Du musst es Tess sagen. Wenn du so bald schon wechseln willst, sollte sie es wissen." „Ich weiß und das ist im Moment ein großes Problem für mich. Wir sind gerade erst zusammengekommen. Wenn ich jetzt in ein anderes Land gehe, dann ist es vorbei." „Denkst du?" „Keine Ahnung. Ich könnte niemals von ihr verlangen, mitzukommen, ich könnte sie nicht mal darum bitten. Keine Ahnung, was passiert, wenn ich nach dieser Saison gehe. Und wenn es erst nächstes Jahr ist, dann haben wir vielleicht ein Ablaufdatum. Das will ich alles nicht." Er seufzte und war wirklich verzweifelt. „Aber wegen ihr zu bleiben, ist auch keine Option?" „Keine Ahnung. Momentan ist es hier eher schwierig für mich, muss ich sagen." „Ich sehe das so, Juri: Im Moment sind da noch sehr viele offene Fragen. Du solltest unbedingt mit Tess sprechen, vielleicht hat sie direkt eine Idee, wie ihr das regeln könnt. Vielleicht geht sie ja auch mit. Ich denke auch, dass sie dir bei deiner Entscheidung helfen kann. Sei es nun das Land oder der Zeitpunkt. Rede auch nochmal mit Arnar und deinem Vater. Es wird sich alles finden, du musst dich nur entscheiden. Auch, wenn das schwerfällt", sagte Philipp und sah ihn eindringlich an. „Hör auf dein Bauchgefühl und lass dir nichts einreden. Auch nicht, wenn wir dir die Ohren volljammern, weil du dann so weit weg bist, verstanden?" Juri nickte und musste lächeln. Es war eine Weile still zwischen ihnen, bis David sich an Juri wandte. „Warum hast du nicht schon eher mit uns darüber gesprochen?" „Ich weiß nicht, Dave... Ich habe versucht, mir selber darüber klar zu werden, was ich will." „Und was ist deine Erkenntnis?" „Ich will mehr Ruhe, weniger Aufmerksamkeit und Druck. Ständig in der Presse zu stehen oder sich erklären zu müssen, ist so unglaublich anstrengend. Ich bin froh, dass ich das in der letzten Zeit nicht machen musste. Aber das ist auch wieder nicht richtig, denn dann fragen sich sofort alle, warum wieso weshalb man sich nicht mehr öffentlich äußert. Werfe ich im Spiel zwei Tore heißt es, es war eine schlechte Leistung, werfe ich 10 Tore, werde ich vor das nächste Mikrofon gezerrt. Ich kann nicht mehr." „Es schlägt dir aufs Gemüt, das sehen wir nicht erst seit gestern. In Dänemark wärst du auf jeden Fall ein ganzes Stück von der deutschen Öffentlichkeit weg." „Ich will einfach nur Handball spielen und daran Spaß haben", seufzte Juri und David nickte. „Ich kann das alles gut verstehen. Sprich mit uns darüber, okay? Mach es nicht mit dir selber aus." „Ja. Danke." Philipp und David sahen sich an. Das war es also, was Juri seit Wochen beschäftigte. Sie wussten beide, dass das in der nächsten Zeit nicht einfach werden würde.

Als Tess nach Hause kam, hörte sie das Rauschen der Dusche. Es war ungewöhnlich, Juri duschte normalerweise beim Training. Tess ging ins Bad. „Hi Liebling." „Hey." „Warum stehst du unter meiner Dusche? Also, nicht, dass ich etwas dagegen hätte." „Ich habe versucht, zu kochen. Aber ich hab mich blöd angestellt und die Tomatensoße war plötzlich überall. Nachdem ich es geschafft hatte, deine Küche wieder in ihren Normalzustand zu versetzen, war ich so durchgeschwitzt und hatte die Soße überall, dass ich mich entschieden habe, zu duschen." Tess zog die Augenbrauen hoch. „Ich hab was bestellt und du kannst dich jetzt entscheiden, ob du nur da rumstehen willst, oder zu mir in die Dusche kommst." Er grinste sie auffordernd an und Tess entschied sich ziemlich schnell. Kurz darauf standen sie zusammen unter der Dusche. Tess genoss das warme Wasser und Juris sanften Hände. Er massierte ihr vorsichtig die Schultern und den Nacken und sie lehnte sich entspannt an ihn an. „Lass uns essen und ins Bett gehen", sagte er leise und sie nickte. Als sie eine Stunde später im Bett lagen, kuschelten sie sich zusammen. „Jannik will mir morgen irgendwas geben. Weißt du davon?", fragte Tess und Juri musste grinsen. „Ja. Er hat mich gefragt und ich fand es gut." „Was ist es?" „Das verrate ich dir nicht." „Na gut, ich bin gespannt." Er lachte und zog sie näher zu sich heran. „Schlaf gut, mi Vida." Tess schloss die Augen und lauschte Juris beruhigendem Herzschlag. Sie konnte endlich wieder auf seiner Brust liegen, ohne, dass ihre Schulter wehtat. In seinen Armen fühlte sie sich sicher und geborgen.

Mitten in der Nacht wachte Tess auf. Juri hatte seine Decke weggeschoben und drehte sich unruhig hin und her. Er schien schlecht zu träumen, wie so oft in letzter Zeit. Was er vor sich hin murmelte, konnte Tess nicht verstehen. Doch irgendetwas schien ihm Angst zu machen in seinem Traum. „Juri, wach auf." Tess setzte sich hin und schüttelte ihn sanft an der Schulter. „Wach auf. Es ist alles gut." Er schreckte hoch und sah Tess verwirrt an. „Was ist passiert?" „Du hast wieder schlecht geträumt. Ich hatte das Gefühl, du hast Angst vor irgendetwas." „Ich kann mich nicht erinnern." Juri fuhr sich über das Gesicht. „Leg dich wieder hin", sagte Tess sanft und nahm ihn in den Arm. Er war schnell wieder eingeschlafen und der Rest der
Nacht war ruhig. Tess fragte sich, was er wohl träumte, dass er so schlecht schlief, doch er konnte es ihr nicht sagen. Sie war besorgt und konnte ihm nicht helfen. Tess hoffte jede Nacht, dass es besser wurde und er in ihren Armen ruhiger schlafen konnte.


Wir zwei zusammen...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt