1 - Rabenstein

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Leise und bemüht niemanden zu berühren bahne ich mir meinen Weg durch das Händlerviertel von Rabenstein. Überall sind Stände gefüllt mit Essen, Stoffen und was der Markt sonst noch hergibt. Auch Spielzeugstände gibt es hier oben, in den unteren Viertel ist das selten zu sehen.
Rufe schallen von den Glückspielständen, überall gibt es etwas zu entdecken und viele sind in bunten Gewändern gekleidet. Wachen halten einen guten Überblick und bewachen die Eingänge. Hier und da laufen Kinder lachend durch die Menge, gefolgt von ihren Müttern.

Und mittendrin bin ich und bahne mir meinen Weg durch die Menge, was bei den aufgebauschten Kleidern der Damen nicht so leicht ist.
Meine Kleidung ist da wesentlich praktischen, wenn auch nicht von so guter Qualität. Alte Leinen, wenn man genau sein möchte, doch es reicht. Nach kurzer Zeit lehne ich mich and eine Wand und schaue mich Suchend um, lasse meinen Blick über die besser betuchten Menschen wandern und suche mir eine Person aus die leicht zu bestehlen sein sollte. Ein Mann, wahrscheinlich größer als ich, steht an einem Stand mit Büchern und scheint vollkommend abgelenkt zu sein. Er trägt simple aber sehr gut verarbeitete Kleidung und sein schwarzes Haar verdeckt sein Gesicht. Und sein Goldbeutel baumelt sachte an seinem Gürtel. Entweder es kümmert ihn nicht ob er bestohlen wird oder er weiß es einfach nicht besser. Ich stoße mich von der Wand und gehe auf ihn zu. Immer wieder halte ich kurz an einem Stand an und schlendre zu ihm. Er nimmt von nichts Notiz, bis ich bei seinem Stand bin und ihn anremple. Schnell verschwindet sein Goldbeutel in meinen hinteren Hosenbund und ich gehe mit leicht erhobenen Händen einige Schritte zurück. Das Buch was er in der Hand gehalten hat liegt nun am Boden im Staub und er dreht sich ärgerlich zu mir.

"He pass doch auf!", sagt er unfreundlich und hebt das Buch wieder auf. Leicht streicht er den Staub und Dreck wieder ab und legt es zu den anderen Waren. Unschuldig lächle ich und sehe zu ihm hoch.

Stirnrunzelnd sieht er mich an und ich bemerke sofort meinen Fehler. Denn seine Augen sind silbern, ein klares Zeichen für einen Namensgeber. Ich hätte besser aufpassen müssen, er muss nur nach meinem Namen fragen und ich bekomme Probleme. Und zwar gewaltige Probleme!

Demütig verbeuge ich mich mehr und mein eigenes schwarzes Haar fällt über meine Schultern. „Verzeiht vielmals Namensgeber, ich habe nicht darauf geachtet wohin ich laufe.", sage ich schnell und verschwinde sofort wieder in der Menge. Mehrmals ändere ich meine Richtungen und schaue kurz zurück zu dem Stand. Der Namensgeber sieht kopfschüttelnd in die Menge und scheint mich verloren zu haben, seine Hand ruht auf dem Buch. Erleichtert atme ich auf, gerade so nochmal davongekommen. Einige Meter bringe ich noch zwischen mich und dem Marktplatz ehe ich in einer kleinen Seitengasse zum Stehen komme. Rasch schaue ich mich um ob jemand in der Nähe ist, ehe ich Zufrieden lächel und den Goldbeutel hervorhole. Mehrere Silbermünzen sind noch in diesem Beutel, genug um eine ganze Weile über die Runden zu kommen. Die Münzen klimpern als ich sie aus dem Beutel gleiten lasse und auf meine eigenen Taschen verteile. Manche landen sogar in meinen Schuhen, immerhin will ich selbst nicht bestohlen werden. Den Beutel werfe ich achtlos in die Gasse und setze meinen Weg fort. Die Stadt ist gut Belebt an diesem Nachmittag und viele Händler sind auf ihrem Weg. Auch ein paar Betrunkene lungern schon vor den Tavernen und grölen herum. Ich ignoriere sie und laufe zu den unteren ebenen von Rabenstein, den Armenvierteln. Auch hier ist ein Markt, ein wesentlich kleinerer als der in den mittleren Ebenen und kaum Wachen die alles überschauen. Es ist schon fast als ob ich in einer anderen Stadt bin, der vorher gut gepflasterte Weg weicht plattgetretenen Kies und die vorher gut gebauten Stände sind nun einfacher und simpel.

Zielstrebig marschiere ich über den Platz, vorbei an den Händlern, bis zu einem schöner gestalteten Stand, einer der wenigen mit einem Stoffdach. Duftende Brote und Gebäcke sind auf einem Stück Stoff platziert. Ein junger Mann steht gerade an dem Stand und scheint zu überlegen was er nimmt.

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