17 - Offenbarungen

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Überrascht sehe ich ihn an und auch er scheint verwirrt zu sein, doch viel Zeit bleibt mir nicht. Mit einem letzten Blick hetze ich zu dem Fenster und schwinge mich in die Nacht, als die Tür gerade aufschwingt. Kurz erhasche ich noch einen Blick auf die verdutzten Wachen, die Owens Zelle mit ihren grellen Fackeln erhellen. Doch ich sehe auch Erkenntnis in ihren Augen und so zögere ich nicht und klettre die Wand herunter. Kalter Wind peitscht mir meine Haare um den Kopf, während ich konzentriert und auch panisch immer tiefer komme. Meine Hände fühlen sich Taub an, doch bestimmt habe ich schon die ein oder andere Schürfung abbekommen.

„Das ist sie, los setzt ihr nach!", brüllen die Wachen durch das gesamte Gefängnis und ich höre wie sie sich in Bewegung setzen, schwere Stiefel auf hartem Stein.

Keuchend lasse ich mich in das Gras fallen, während Latif mich fast anschreit das ich schleunigst das weite Suchen soll. Doch das gestaltet sich als schwierig, überall sind Wachen und Latif hat seine schwere Müh mich hier heraus zu navigieren. Hecktisch verlasse ich das Gelände des Gefängnisses und renne durch die Gassen von Rabenstein, die schwere Stiefel hallen hinter mir. Auch wenn die Gassen vertrautes Terrain sind, hatte ich doch nie so viele hinter mir und vor allem war ich selten alleine unterwegs. Früher war Lu bei mir und zusammen konnten wir jede Wache abhängen.

Entschlossen verbanne ich diesen Gedanken und haste weiter. Latif schwebt hoch über mir und doch findet er immer seltener einen Ausweg für mich, bis ich geradewegs in eine weitere Wache reinrenne. Leise entschuldigt sich Latif bei mir und ich lächle nur kurz zu ihm hoch. Ohne ich wäre ich sicherlich nicht so weit gekommen. Zwei Wachen stehen nun vor mir und kommen mit gezogenen Waffen näher zu mir.

Auch sie atmen heftig als wir alle zum Stehen kommen, Wölkchen bildet ihr Atem, doch sehen sie weitaus frischer aus als ich. Instinktiv greife ich zu meinen Dolchen, doch mir wird schmerzlich bewusst das sie nur aus einfachen Holz sind. Doch das muss jetzt reichen. So im dunklen sieht man sicher nicht den unterschied. Jedenfalls hoffe ich das.

„Komm einfach freiwillig mit Kleine", erhebt einer die Stimme und tritt mit gezogenem Schwert auf mich zu. „Wir werden dir nichts tun."

Das ich nicht lache. Stumm warte ich ab, bis er nah genug bei mir ist. Gerade als er mich packen will weiche ich zurück und ziehe meinen Dolch. Augenblicklich nimmt die Wache eine Verteidigungshaltung ein und beobachtet mich misstrauisch. Ich tue es ihr gleich, doch ist mir meine Ausweglosigkeit bewusst. Zwei Wachen stehen direkt vor mir und bestimmt drei weitere hinter mir. Oder bei meinem Pech noch mehr.

Allerdings habe ich keine Zeit um das heraus zu finden, denn ein blankes Schwert saust in meine Richtung. Schnell weiche ich ihm aus und suche fieberhaft eine Lösung. Ich habe keine vernünftigen Waffen, bin umzingelt und weiche gerade einem Schlag nach dem nächsten aus.

Das Ganze ist so ziemlich hoffnungslos.

Auch, wenn sich die anderen raus halten.

Wieder tauche ich unter seinem Schwert durch und mir bietet sich zum ersten Mal eine Gelegenheit für einen Gegenangriff.

Hart stoße ich meinen Ellbogen in seine Rippen und weiche einige Schritte zurück. Leicht grinse ich, als ich seine unterdrückten Flüche höre. Wieder stürmt er mit seinem Schwert auf mich zu und ich mache einen simplen schritt zur Seite, um ihm direkt in die Kniekehle zu treten. Stöhnend geht er in die Knie und seine Kollegen scheinen dies ziemlich amüsant zu finden.

„Was ist los Hans? Lässt dich von einem kleinen Mädchen besiegen?", höhnen sie und treten an ihm vorbei. An die vier Wachen treten nun zu mir und grinsen mich überlegen an.

„Genug gespielt"

Diesmal kommen gleich mehrere auf mich zu, doch ehe ich reagieren kann liege ich auf dem kalten Steinboden und werde von einem Paar Hände an Ort und Stelle gehalten. Mein Atem wird mir aus den Lungen gepresst und meine Holzdolche schlittern weit über den Boden, doch das scheint keinen mehr zu Kümmern. Auch mein Gezappel interessiert ihn recht wenig, er legt mir trotzdem die schweren Eisenschellen um meine Handgelenke.

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