7 - Fidelius Flint

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Das Leben bei dem Lord ist so viel anders als mein früheres Leben auf der Straße.

Ich muss mir keine Gedanken mehr darum machen, ob ich genug Essen habe, meine Kleidung ist sauber, genauso wie ich es bin und Geld stehlen muss ich auch nicht mehr.

Trotzdem erwische ich mich immer noch dabei, wie ich essen bunkern möchte oder wie ich mich gehetzt umblicke.

Manche Gewohnheiten behält man wohl einfach sein Leben lang.

Aber so langsam gewöhne ich mich an das Leben hier.

Es ist immerhin ein Monat vergangen, seit ich hier untergekommen bin.

Lord Vald hingegen überrascht mich immer wieder.

Ich bin tatsächlich sowas wie seine Schülerin geworden, wobei jeder mir bei irgendwas hilft.

Ria bringt mir bei wie ich Nadel und Faden zu führen habe, Ero zeigt mir, wie ich leckere Mahlzeiten zubereite und Lu hilft mir mit Zahlen, wenn er mich nicht gerade anfährt. Seit dem Tag, an dem ich Ero das erste Mal beim Kochen geholfen habe, benimmt er sich mir gegenüber irgendwie seltsam, als hätte ich ihn zutiefst beleidigt.

Und der Lord höchstpersönlich bringt mir das Lesen bei.

Er ist wahrlich kein schlechter Mensch, wie ich anfangs dachte.

Ich genieße sogar seinen Unterricht, dabei ist er wohl mit Ero der geduldigste, wenn ich etwas nicht verstehe.

Außerdem nimmt mich Ero regelmäßig mit zum Markt, wen auch nur, damit ich nicht mehr alleine losgehe und mir wieder blaue Flecke einhandle.

Der letzte hat wirklich lange zum heilen gebraucht und Ero hatte nur über meine Kletterkünste gelacht. Allerdings hat er mir gleichzeitig Tipps gegeben, wie ich sowas in Zukunft vermeiden kann.

Und der kleine Rabe, der mich vor meinem kleinen Abenteuer besucht hat, ist nun regelmäßiger Gast an meinem Fenster.

Er kommt zwar freiwillig zu mir, aber ich glaube ja die Kekse, die ich ihm immer aus der Küche mitbringe, sind der wahre Grund seiner Anwesenheit. Manchmal erkunden wir sogar im Schutze der Nacht die Stadt oder zu mindestens ihre Dächer. Doch oft tue ich dies nicht, denn ich brauche meinen Schlaf, das ganze Lernen nimmt Zeit und Kraft in Anspruch.

Auch jetzt, es ist bereits später Abend, Sitze ich mit ihm in seinem Büro. Langsam fahre ich mit der Feder über das Papier und ahme die Buchstaben nach, während der Lord etwas am Suchen zu sein scheint.

Nach längerer Suche legt der Lord ein kleines unscheinbares Buch vor mich und setzt sich mir gegenüber. Vorsichtig lege ich die Feder wieder weg und sehe mir das Buch genauer an.

Ein schwarzer Lederband hält die schon teilweise vergilbten und leicht angerissenen Seiten zusammen, der Einband weißt mehrere Kratzer auf.

Doch kein Titel ist darauf zu sehen.

„Was ist das für ein Buch?", frage ich ihn neugierig und fahre über das alte Leder.

„Schlag es auf.", verlangt er ruhig und nippt an seinem Tee.

Vorsichtig, fast schon sanft öffne ich das alte Buch, denn es sieht fast so aus, als ob es jederzeit auseinanderfallen könnte.

In der Zeit, die ich hier in seinem Büro verbringen durfte habe ich Bücher zu schätzen gelernt, viele enthalten interessantes Wissen, sogar Raben arten standen in einem Buch.

Alte Seiten sehen mir entgegen als ich die erste Seite aufschlage.

„Tagebuch von Fidelius Flint", murmle ich unbewusst die einzigen Wörter der ersten Seite.

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