12 - Versteckspiel

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Leises Blätter rauschen und das fröhliche zwitschern von Vögeln begrüßt mich am nächsten Morgen, ebenso wie ein Strahl der Morgensonne.

Orientierungslos setze ich mich auf und lasse meinen Blick durch den kleinen Raum gleiten bis mir wieder einfällt, wo ich bin, in der Hütte im Wald der Stadt Rabenstein.

Stöhnend richte ich mich ganz auf und setze mich auf die Kante des Bettes.

Es kommt mir vor, als ob jeder Muskel in meinem Körper mich hasst, jede Bewegung schmerzt mich, sogar Muskeln, von denen ich nichts wusste.

Aber ich bin ja auch selbst schuld, ich wollte Ash gestern unbedingt besiegen! Allerdings habe ich nur mäßig Erfolg gehabt, solange es um Verteidigung geht, war ich nicht übel, aufgrund meines Namens. Aber sobald ich angegriffen habe, ist alles schiefgelaufen, ich habe nicht getroffen und er hat mich immer wieder zu Boden geworfen.

Mein Körper hasst mich dafür.

Langsam, wie eine alte Frau, stehe ich auf und wasche mir kurz durch das Gesicht. Leise öffne ich die Tür und trete in den Trainigsraum. Mit geschlossenen Augen und einem konzentrierten Gesichtsausdruck steht Ash in der Mitte und geht verschiedene Bewegungen durch, diesmal allerdings mit echten Dolchen.

Da ich ihm ungern in die Quere kommen möchte, immerhin mag ich meine Gliedmaßen, setze ich mich vorsichtig an den Rand und lehne mich an die Wand. Ungestört geht er seine Bewegungen weiter durch und wird mit jedem Durchgang schneller und sicherer. Entspannt beobachte ich ihn, allerdings öffnet er schon nach kurzer Zeit wieder die Augen und beendet sein Training.

„Na Schlafmütze, auch schon wach?", fragt er grinsend und wirft mir, ehe ich mich beschweren kann, meine Holzdolche und meinen Umhang zu.

„Ero hat mir eine Nachricht gesendet, der Lord von Rabenstein ist wieder aufgebrochen. Wir treffen uns bei meinem Unterschlupf", erklärt er mir kurz und wirft sich seinen eigenen Umhang über.

Ächzend stehe ich wieder auf und streifte mir meinen ebenfalls über.

Wo verflucht nochmal sollen jetzt die Dolche hin ?!

„Wie lange habe ich bitte geschlafen, dass der Lord schon wieder weg ist? Und wo verdammt soll ich die hin stecken?", frage ich ihn frustriert mit den Dolchen in der Hand, bei jeder Bewegung ziehen meine Muskeln unangenehm. Schmunzelnd drückt er mir eine Art Gurt aus dunklem Leder in die Hand und murmelt etwas, was sich verräterisch nach Morgenmuffel anhört.

"Einmal um die Hüfte schnallen, so dass die Scheiden hinten liegen und gut zuziehen. Und es ist bereits Nachmittag, kurz nach dem Mittagessen, wenn du es genau wissen willst", klärt er mich über die Zeit auf und leise murrend Folge ich seinen Anweisungen.

Kurz korrigiert er, den sitzt der Lederriemen und nickt dann zufrieden. Scheinbar gut gelaunt drückt er mir ein Brötchen in die Hand und geht dann leise pfeifend zum Ausgang. Ich folge ihm mit dem Brötchen, was in kürzester Zeit gefuttert ist und trete in den kühlen Tag. Hier oben auf dem Berg ist es spürbar kälter als unten in der Stadt und da ist es schon so viel kälter als in anderen Städten. Ich höre immer wieder Händler und Reisende die sich darüber beschweren wie kalt es hier oben ist. Und Recht haben sie, in Rabenstein ist zwar nicht immer Winter, aber wirklich warm wird es hier nie.

Es ist tatsächlich schon ziemlich spät als wir uns schweigend auf den Rückweg machen, durch den Wald immer an der Mauer entlang, natürlich mit genügend Abstand. Interessiert schaue ich mich in dem Wald um und muss tatsächlich feststellen das der Boden an mehreren Stellen schon gefroren zu sein scheint. Nicht mehr lange und Rabenstein versinkt wieder unter Massen von Schnee.

Still folge ich ihm unter Protest von meinen Muskeln, bis sich der Wald nach einiger Zeit lichtet und den Blick auf eine Handelsstraße freigibt. Mehrere Karren bahnen sich langsam ihren Weg zu dem Stadttor und viele Reisende strömen auf das Tor zu. In der Ferne steht Rabenstein in seiner vollen Pracht an dem Berghang, wie sie es schon all die Jahrhunderte zuvortat. Aber warum sind wir so weit von der Stadt entfernt?

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