16 - Kalte Zelle

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„Schneller Xea!"

Angespannt atme ich ein und weiche Eros nächsten Angriff aus. Kurz schwankt meine Konzentration, als ich fast eine Vase umstoße, doch lange kann ich mich nicht damit aufhalten, denn Ero steht schon wieder bei mir. Instinktiv entwaffne ich ihn und halte ihn meinen Holzdolch an die Kehle. Schwer atmend lasse ich ihn sinken als er mir lächelnd zunickt. Nach dem Vorfall gestern Abend, hat mich Ero sofort zum Trainieren gezogen, schon den ganzen Tag sind wir dabei. Wissen die Raben warum.

Langsam färbt die Sonne den ganzen Raum in ein warmes Rot. Stoßweise atme ich aus, als ich mich auf den Boden setze und mein rasendes Herz langsam zur Ruhe kommt. Was das Trainieren angeht, kann er ein richtiger Sklaventreiber sein.

„Wir machen Schluss für heute. Lass uns schauen, ob meine Schwester die Küche schon in Brand gesetzt hat."

Schnell wische ich mir den Schweiß aus dem Gesicht und folge ihm, in die Flure des Herrenhauses.

So viel Ria auch kann, kochen zählt leider nicht dazu und doch will sie es immer wieder versuchen.

Doch entgegen unserer Erwartungen ist die Küche genauso wie wir sie verlassen haben und dampfende Nudeln stehen auf dem Tisch. Ria und Vald unterhalten sich angeregt und nicken uns nur kurz zu als wir uns setzen doch Lu ist nirgends zu sehen. Selbst als wir anfangen lässt er sich nicht Blicken. Er bleibt verschollen.

Sobald alle fertig sind, verlasse ich eilig den Raum, irgendwo muss er ja sein. Er lässt doch nicht freiwillig das Essen ausfallen, das passt nicht zu ihm. Generell verhält er sich immer noch komisch.

Doch finden tue ich ihn nicht, jeden Raum suche ich nach ihm ab doch ohne Erfolg. Frustriert gehe ich die Stufen zu unseren Zimmern hinauf, als er mir entgegenkommt. Mich scheint er nicht zu bemerken, sein Blick ist fest auf die Stufen vor ihm gerichtet.

Erleichtert bleibe ich stehen und sehe zu ihm hoch.

„Hey Lu! Wo warst du? Du hast das Essen verpasst", sage ich ihm leicht schmunzelnd, doch er zeigt keine Reaktion, nicht mal stehen bleibt er. Stumm will er an mir vorbeigehen, doch ich halte ihn am Arm fest.

„Hey was ist los?", frage ich ihn nun doch etwas besorgt. Er hält in seiner Bewegung inne und sein Blick ruht nun auf mir, doch er bringt kein Wort über seine Lippen.

Erst will er sich einfach losreißen, doch mit eisernen Griff halte ich ihn an Ort und Stelle.

Das erste Mal begegnet er meinen Blick mit einem unergründlichen seinerseits.

Ich drehe ihn komplett zu mir und sehe ihm eine Weile nur in die Augen.

„Und, was ist los?", frage ich ihn schließlich und genervt wendet er sich ab, ohne ein Wort an mich.

Wütend gehe ich ihm hinterher, was hat er das er einfach schweigend wegrennt?

„LU! Was ist los?", brülle ich ihm hinterher und kurz stoppt er, ehe er sich dann plötzlich zu mir umdreht.

„Was los ist, fragst du? WAS LOS IST?", brüllt er durch das Treppenhaus und überbrückt die kurze Distanz zwischen uns um mir wütend in die Augen zu sehen. Ohne ein Wort rausbringen zu können sehe ich ihn an, starr durch seine Wut, die ich nicht verstehen kann.

„Oh ich kann dir sagen, was los ist."

Seine Stimme ist gefährlich leise geworden, während er mir mit feurigen Augen meinen erschrockenen Blick begegnet.

„Owen, er wurde festgenommen. Deinetwegen, weil man ihn mit dir gesehen hat!"

Seine so leise Stimme wurde plötzlich laut, er drängt mich wütend zur Wand und schlägt mit der Faust dagegen.

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