20 - Ungeplante Ereignisse

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Nachdem wir unsere Tränen getrocknet haben und uns beide beruhigt haben erzähle ich ihnen was passiert ist, von Owens Hinrichtung bis hin zu meinem Halbbruder. Still hören beide zu und Ero versorgt auch die Wunden an meinen Armen. Am Ende sind beide in dicke Mullbinden und Leinen gewickelt.

„Du kannst Owen nicht helfen Xea. Das Risiko ist einfach zu groß. Dein Vater wird wissen das du dorthin willst. Nochmal wirst du nicht so viel Glück haben."

Zustimmend nickt Ero und sieht zu mir.

„Er hat Recht Xea. Selbst wenn die Hinrichtung erst nächste Woche ist, können wir nichts tun. Du bist die Tochter des ersten Lords. Wir werden dich verstecken müssen, raus aus der Stadt bringen. Deine Sicherheit hat oberste Priorität."

Verständnislos schüttele ich mit dem Kopf, das kann unmöglich ihr Ernst sein!

„Wieso wollt ihr mich so plötzlich aus der Stadt bringen? Das könnt ihr unmöglich jetzt eben erst besprochen haben!", sage ich bestürzt und sehe beide an. Schuldbewusst senkt Ero seinen Blick, nur Ashiq sieht mir entgegen.

„Das haben wir auch nicht eben entschieden. Mir war länger klar, dass du meine Enkelin bist und nun habe ich die Bestätigung. Du bist das rechtmäßige Erbe Rabensteins und wirst diese Stadt leiten, nach deinem Vater. Du könntest diese Stadt ändern, wenn nicht sogar das Land!"

„Und was ist mit meinem Bruder? Den gibt es auch noch und er scheint obendrein noch älter zu sein.", werfe ich ein und wärme meine Hände an der Tasse mit dem Kakao.

Ashiq scheint wirklich davon überzeugt zu sein. Aber will ich das auch? Ich hatte früher nie an mehr gedacht, als den Winter zu überstehen und in den Tag gelebt. Ich hatte ein anstrengendes Leben, aber ich hatte keine Verpflichtungen, keinen Bruder und keinen größenwahnsinnigen Vater.

Aber will ich eine Stadt leiten und einen Umschwung bringen?

„Ich werde dich trainieren und das mit deinem Bruder werden wir wann anders klären. Schlaf etwas, morgen Abend wird Ero dich ein letztes Mal in das Anwesen bringen. Du kannst dich verabschieden und deine Habseligkeiten mitnehmen.", sagt er bestimmt und stoppt, als er seinen Blick zu mir hebt.

„Ich weiß es sind schwierige Zeiten Xea. Egal wie du dich entscheidest, erst einmal musst du hier weg."

Widerwillig nicke ich und sehe aus dem Fenster.

„Wenn du so schaust, ähnelst du deiner Mutter sehr", sagt er leise und entlockt mir ein Lächeln.

Langsam steht er auf und beginnt die Lichter zu löschen. Mit jeder Kerze wird es dunkler und die letzte nimmt er auf.

„Schlaft jetzt, morgen geht es weiter."

Kurz drückt er mir die Schulter und verlässt anschließend den Raum. Nach kurzen zögern folgt Ero ihm, scheinbar wollen sie noch etwas besprechen.

Erschöpft lasse ich mich auf das Polster fallen und sinke in den wohlverdienten Schlaf.

~—~

Der nächste Tag ist noch wesentlich kälter, als die Nacht in der ich unterwegs war. Eine leichte Schicht Schnee hat Rabenstein komplett eingedeckt als Ero und ich in der Abenddämmerung zum Anwesen gehen. Auf der Straße ist schon lange niemand mehr, nur viele Wachen sind unterwegs, so dass wir öfter einen Umweg nehmen müssen.

Auch das Anwesen ist unter Schnee begraben, nur der Weg ist schon geräumt worden. Wie gehabt gehen wir durch die Küche in das Anwesen und direkt in das Büro. Vor der Tür bleiben wir stehen.

„Ich gehe vor dir rein und erkläre ihm alles. Du wartest hier.", sagt er leise und tritt nach einem klopfen ein. Lange muss ich nicht warten, schon nach kurzer Zeit werde ich rein gerufen.

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