15 - Rufe der Raben

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Es scheint eine Ewigkeit vergangen zu sein seit Ash sich an seine Bücher gesetzt hat, um nach einer Antwort zu suchen. Das gute ist, der Schmerz in meinem Arm hat nachgelassen. Das schlechte ist, ich habe jetzt Kopfschmerzen. Es ist immer noch alles laut, ich kann mich manchmal nicht auf die Stimmen der beiden konzentrieren und der tobende Sturm tut mir in den Ohren weh. Als ich ihm meine Beschwerden gesagt habe, hat er nur genickt und weitergelesen. Voller Tatendrang wandelt er durch seine Wohnung und geht von einem Regal zum nächsten, holt Bücher heraus nur um sie kopfschüttelnd wieder beiseite zu legen.

Jetzt wieder hat er einen alten Wälzer in der Hand und liest eilig im Stehen. Kopfschüttelnd schließe ich meine Augen wieder und versuche diesen dämlichen Sturm auszublenden, allerdings ohne Erfolg.

Sein aufgeregtes Murmeln höre ich trotzdem und erwartungsvoll sehe ich ihm entgegen, als er mit einem alten Wälzer zu uns kommt und nochmal meinen Arm begutachtet.

„Ich weiß was es ist Xea! Das ist unglaublich!", sagt er begeistert und fährt sich mehrmals durch die Haare. Erneut liest er die Seiten durch, fast wie zur Bestätigung, während Ero und ich ihn skeptisch beobachten.

„Und das heißt jetzt was?", frage ich nach einiger Zeit ungeduldig und ziehe seine Aufmerksamkeit zu mir.

Er deutet mehrmals auf meinen Arm, scheint zu überlegen, wie er es sagen soll ehe er langsam beginnt.

„Das auf deinem Arm, das ist ähnlich wie die Zeichnung der Gebundenen", sagt er und sieht kurz zu Eros Hals, der sich unangenehm darüberfährt.

„Dabei ist die Form nicht abhängig von dem Träger, wie normalerweise bei Gebundenen, sondern vom Patentier.", erklärt er weiter und blättert ein weiteres Mal durch das Buch.

„Und was ist daran jetzt so unglaublich?", unterbreche ich ihn. Der Mann kann sich nicht kurzhalten.

„Ja genau, gut. Das wird jetzt schwierig"

Er atmet einmal tief durch, klappt das Buch zusammen und sieht mich unsicher an.

„Also wie soll ich es sagen..."

„Jetzt komm zum Punkt alter Mann, wir wollen auch mal wieder schlafen!", herrscht Ero ihn an und muss sich ein Gähnen unterdrücken. Es ist wirklich tief in der Nacht, an Schlaf konnte keiner von uns beiden danach denken.

„Nennt mich danach aber nicht verrückt!", warnt er uns und augenrollend bedeute ich ihm fortzufahren.

„Also laut diesem Buch hier, teilen sich die Partner die Sinne. Deswegen ist dir auch alles zu laut, du hörst genauso gut wie Latif!"

„Du meinst also, dass sie nun besser hören und sehen kann, wie ein Rabe?", hinterfragt Ero ihn nochmal und hat sich nun interessiert aufgesetzt. So gut finde ich das jetzt allerdings nicht, es bereitet mir Kopfschmerzen. Ich hoffe, das legt sich auch wieder, generell kann ich es kaum glauben, doch verleugnen kann ich es auch nicht. Nicht mit dem Mal auf meinem Arm.

„Ja genau! Der Mensch übernimmt die Sinne der Tiere. Des Weiteren steigert sich die Kommunikation zwischen den beiden!"

Voller Begeisterung lehnt er sich nach vorne und wartet meine Reaktion ab. Doch ich sehe ihn nur verwirrt an. Dafür springt Ero ein, er scheint Feuer und Flamme zu sein. Er sitzt leicht vorgebeugt auf dem Rand des Sofas, hat seine Ellbogen auf den Knien und das Kinn leicht auf den Händen abgestützt. Einige Strähnen fallen ihm wie feine Sonnenstrahlen in das Gesicht und sein Mund bewegt sich nur ganz leicht beim Sprechen. Wieder komme ich nicht um den Gedanken, dass er wirklich schön aussieht. Als er sich zurücklehnt, wende ich rasch meinen Blick von ihm ab und lausche wieder ihrer Unterhaltung.

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