8 - Kakao und Überraschungen

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„Zweiter Eintrag:

Die Lage spitzt sich immer mehr zu und das schon ab meinem zweiten Eintrag.

Wer hätte das wohl gedacht, hm?

Ich natürlich, bei den Namen!

Pah, von wegen langsame Veränderung!

Diese Fanatiker werben jetzt ganz offen für sich und bekommen zu allem Übel auch noch mehr Anhänger.

Es werden sogar schon Stimmen laut, das die Religion abgeschafft werden soll und durch die Namensgeber ersetzt werden sollte.

Schwachsinn, wenn ihr mich fragt.

Aber das macht natürlich keiner.

Und der König ist ein verdammter Trunkenbold, solange er seinen Wein hat, ist die Welt in Ordnung.

Er kann ja nicht unbedingt was dafür, sein Vater hätte ihn nicht Vinko nennen dürfen.

Ein Sieger, ja aber auch ein Trunkenbold.

Wenn das so weiter geht, wird die Gesellschaft, wie wir sie kennen, bald nicht mehr existieren. Immer mehr Leute vergessen die Bedeutung ihrer Namen, sie wenden sich einfach ab.

Sie lassen ein Stück von ihnen selbst zurück.

Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht wie all dies weitergeht, aber es wird nicht friedlich stattfinden."

Seufzend lasse ich mich in meine Kissen zurücksinken der kleine Rabe nicht so begeistert aufnimmt, da er sich erneut einen bequemen Platz suchen muss.

Auf mir, versteht sich, wo auch sonst.

Fidelius tut mir ja schon leid.

Seine ganze Weltanschauung wird in Frage gestellt und er kann nicht wirklich etwas dagegen machen. Gleichzeitig wird er sich auch irgendwann um seinen Namen Gedanken machen müssen, wenn er nicht als willenloser gebundener enden will.

Wenn die Namensgeber oder wie er sie nennt Fanatiker, damals auch nur ansatzweise so skrupellos waren, wie sie es heute sind, dann hat er auch allen Grund zur Sorge. Es ist kaum zu glauben das es eine Zeit ohne sie gab.

Vorsichtig verstaue ich das Tagebuch wieder unter meinem Bett und nehme den Raben vorsichtig auf meine Hand, was er nur mit einem kleinen Krächzen zur Kenntnis nimmt.

„Weißt du, eigentlich brauchst du auch einen Namen, sonst kann ich dich ja gar nicht Rufen", murmle ich ihm zu und setze mich auf. Leise krächzt er und sieht interessiert zu mir auf. Zwar bin ich kein Namensgeber, aber so rein für mich könnte ich ihm ja einen Namen geben. Was soll schon groß passieren?

„Nun gut, von heute an trägst du den Namen Latif!", sage ich also mit fester Stimme und schaue auf ihn herunter. Mehrmals blinzelt er, ehe er dann krächzend mit den Flügeln schlägt, aber sonst passiert nichts Außergewöhnliches.

„Dacht Ichs mir. Na ja Latif kann ich dich ja trotzdem nennen", sage ich leise und streife kurz über sein Gefieder.

Vorsichtig setze ich mich mit ihm auf die Fensterbank und schaue auf die fast dunkle Stadt hinaus.

Nur hier und da leuchten einzelne Kerzen und Laternen der Wachen auf, ansonsten ist es stockdüster.

So schön die Stadt auch bei Nacht ist, so hässlich wird sie, wenn ihre Bewohner aus ihren Löchern kommen, insbesondere die Namensgeber. Ungeduldig flattert Latif vor mir herum bis er sich auf den Ast, welcher mir den blauen Fleck eingebracht hat, nieder und krächzt mich erwartungsvoll an.

Sag, wie ist dein Name ?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt