22 - Lebe wohl, Alter Freund

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Die Tage hier auf dem Berg sind eintönig und von Übungen durchzogen. Seit wir aus der Stadt sind, nimmt Ash es viel ernster mit meinem Training, es vergeht kein Tag an dem wir nicht trainieren. Und das trotz meinen Händen. Doch Ashiq schont mich deswegen nicht, sooft sich Ero auch beschwert. Sei es klettern, kämpfen oder auch Spurenlesen, ich muss alles lernen. So kommt es das ich mich wenig um die Geschehnisse der Stadt kümmern kann. Doch Latif habe ich trotzdem losgeschickt und es ist auch nicht selten das andere Raben zu mir kommen, um mir ihr Wissen zu erzählen. Ich weiß, wo welche Wachen patrouillieren, wer Ärger mit dem Gesetzt hat oder wer Liebschaften hat. Die Informationen unterscheiden sich stark, es kommt immer drauf an was die Raben für wichtig erachten und was sie persönlich interessiert. Aber ich höre mir alle Geduldig an und unterscheide selbst, welche Informationen ich benötige und welche nicht.

Ero ist fasziniert davon das ich mit ihnen sprechen kann, wieso ich das kann weiß er allerdings nicht. Auch Ashiq scheint keine Ahnung zu haben und so nehme ich es einfach hin. Auch mit meinen erweiterten Sinnen komme ich besser klar, kann bestimmte Geräusche ausblenden oder mich auf sie fokussieren.

Nochmal werde ich nicht von Wachen überwältigt.

Auch heute liegt der Schnee hoch, als ich mit Ashiq im Übungsraum zusammen trainiere. Generell liegt er hier in den Bergen höher als in der Stadt oder im Rest des Landes und dementsprechend ist es hier auch wesentlich kälter.

Während wir beide am Trainieren sind, wobei ich momentan nur die Bewegungen üben darf da meine Wunden sonst regelmäßig wieder aufgehen, ist Ero Lebensmittel am Kaufen. Und wahrscheinlich ist er auch Ria am Besuchen, Sie hat es sehr mitgenommen das er hier ist und dazu auch noch ungebunden. Aber sie wird es überstehen, hoffe ich.

Ash dreht sich zu mir und lächelt mir kurz zu.

„Gut, das du Wach bist, ich habe etwas für dich", sagt er direkt und geht zu einem kleinen Tisch. Neugierig folge ich ihm und bin überrascht, was ich sehe.

Zwei Dolche liegen auf dem Tisch und sie sehen genauso aus wie meine ersten Holzdolche.

„Die sind für dich. Sollten nochmal Wachen dich angreifen kannst du dich so wenigstens verteidigen", sagt er ruhig und reicht mir beide Dolche, die ich vorsichtig entgegennehme.

„Pass gut auf sie auf und handle mit bedacht."

Ich nicke und stecke sie in ihre Lederscheide. Ich hoffe das ich sie nicht einsetzen muss und dennoch ist es beruhigend sie bei mir zu tragen.

„Hast du schon neues aus der Stadt gehört? Etwas von Owen?", frage ich ihn beiläufig, als ich mir die Dolche umbinde.

„Tu nicht so unschuldig, deine Raben berichten dir doch sowieso alles", sagt er lachend und beginnt die Waffen zu wetzen. Grinsend setze ich mich zu ihm und helfe ihm dabei.

„Das stimmt schon, aber sie bringen mir auch so viel Unnützes. Wusstest du, das die Obstverkäuferin auf Frauen steht? Oder das einer der Namensgeber in der Nase bohrt, wenn er denkt, das niemand hinsieht?", zähle ich ihm einige Dinge auf und muss selbst dabei grinsen. Die Raben bekommen viel mit und erzählen es mir gerne.

„Du sollst dir doch nicht den ganzen Tratsch anhören. Es gibt wichtigeres."

Tadelnd sieht er kurz zu mir.

„Ich weiß, aber sie erzählen so gerne, da will ich sie einfach nicht unterbrechen.", gebe ich zu, sonst kann ihnen ja auch keiner zuhören.

Eigentlich will ich noch mehr sagen, doch gehetzte Schritte vor der Tür lassen mich innehalten. Sofort stehe ich auf, als Ero durch die Tür kommt, sichtlich erschöpft.

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