9 - Bedeutungen

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Ich muss sagen der Unterricht mit Ero ist gar nicht so schlimm wie ich anfangs dachte.

Er spricht mehr als ich erwartet habe und scheint langsam aufzutauen. Dennoch ist er bei mehreren Personen, immer noch stumm wie ein Fisch.

Dreimal hatte ich schon mit ihm Einzelunterricht, in dem er mir den Alten Glauben näher bringt.

Und er ist so viel logischer und menschenfreundlicher, als der Namensgeber.

Die Menschen waren frei, wussten die Bedeutung ihrer Namen und mussten sie nicht verstecken und hatten keine Angst gegen ihren Willen gebunden zu werden.

Ich hingegen weiß ja nicht mal meinen ganzen Namen.

Auch Gesetze waren so Grundlegen anders als heutzutage.

Es war Verboten jemanden zu binden, allerdings durften sich zwei Personen gegenseitig binden, was sehr beliebt unter Liebespaaren war.

Ein Schwur, der nicht gebrochen werden kann.

Flints Tagebuch hatte ich allerdings nicht mehr angerührt, ich hatte auch Hände voll mit anderem zu tun.

Lu ist immer noch genervt und mies gelaunt, Ria verzweifelt wegen meinen nicht vorhandenen Nähkünsten und meiner „undamenlicher Ausdrucksweise". Ihre Worte nicht meine.

Und die Fahndung nach mir hat leider nicht aufgehört, sie wurde sogar noch verschärft.

Doch das bedeutet für mich leider totale Ausgangssperre.

Deswegen liege ich auch gelangweilt auf meinem Bett und starre Löcher in die Luft.

Meine Ruhe wird allerdings von meiner Tür gestört, die schwungvoll aufschwingt und einen gehetzten Ero zeigt.

In einer fließenden Bewegung zieht er mich vom Bett auf die Beine und hetzt mit mir schon weiter, die Treppe hinunter in Richtung Küche.

Ich versuche mich mit all meiner Kraft gegen ihn zu stemmen, was allerdings nur mäßig funktioniert.

„Dir auch einen Guten Tag Ero, was ist los, wenn ich fragen darf?"

„Hallo Xea, wir haben keine Zeit, die Wachen stehen in der Eingangshalle."

Und damit war das Thema Protest auch gestrichen

Völlig außer Atem kommen wir beide in der Küche an.

Okay ich bin am Keuchen, Ero hingegen sieht aus, als hätte er einen kleinen Spaziergang gemacht.

„Woher wissen die wo ich bin?". Frage ich ihn Luft schnappend und beobachte ihn wie er aus einem kleinen Schrank zwei dunkle Umhänge herauskramt. Einen davon wirft er mir über und setzt gehetzt noch die Kapuze über, ehe er seinen eigenen überzieht.

„Gar nicht"

Kurz angebunden wie immer.

Als er gerade seinen Umhang angezogen hat, ertönen dumpfe Stimmen durch die Tür.

„Und das ist der kleine Speisesaal, wir benutzen ihn allerdings nicht oft. Angrenzend ist die Küche.", tönt die dumpfe Stimme von Ria durch die Tür.

Ich habe nicht annähernd genug Zeit das gesagte zu verarbeiten, da wurde ich auch schon durch die Hintertür und in einen Busch geschubst. Leicht federt dieser meinen Fall ab, dennoch verhake ich mich in all den kleinen Ästen und Zweigen.

Mit einem dumpfen Geräusch schlägt die Tür hinter mir zu und ich bleibe alleine zurück. Der Wind peitscht unheilvoll durch die Bäume und erfasst auch den Busch, was mich frösteln lässt.

Sag, wie ist dein Name ?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt