~𝑪𝒉𝒂𝒑𝒕𝒆𝒓 𝑻𝒘𝒆𝒏𝒚 𝑭𝒐𝒖𝒓~

24 0 0
                                        

-Ethan-

Sie schlief auf meiner Schulter ein, und für einen Moment war alles still.
Ihr Atem ging ruhig, gleichmäßig, so leise, dass ich fast vergaß, wie laut es in mir war.
Ich strich ihr über das Haar, spürte, wie leicht sie geworden war zu leicht.
Jede Rippe, die ich unter meinen Fingern fühlte, brannte sich in mein Gewissen.

Ich wollte sie beschützen. Vor allem, nur nicht vor mir.

Das Summen meines Handys durchbrach die Stille. So leise, und doch war es, als würde die ganze Welt den Atem anhalten. Ich griff danach, ohne sie zu wecken. Eine Nachricht. Kein Name. Kein Gruß. Nur Worte, kalt und knapp, wie ein Befehl:

3 Uhr. Hafen. Kein Rückzug.

Ich las sie einmal. Dann noch einmal. Und jedes Mal wurde mir klarer, dass es keinen Weg mehr zurückgab. Ich hätte löschen sollen. Ich hätte das Handy einfach ausschalten sollen,
so wie ich es damals tat, als ich noch glaubte, ich könnte zwei Leben führen – das mit ihr,
und das, in dem Blut an den Händen nichts bedeutete.

Aber sie lag da, friedlich, weich, so weit weg von allem, was ich je gewesen war. Und ich wusste, dass genau das der Grund war, warum sie früher oder später leiden würde.
Weil ich in einer Welt lebe, in der Liebe immer etwas kostet. Und meistens ist es der Mensch, den man am meisten braucht.

Ich trat ans Fenster. Der Regen hatte aufgehört, doch die Dunkelheit war geblieben.
Sie legte sich über die Stadt wie ein Versprechen, das man nicht brechen durfte.

Ich sah auf mein Handy.
Noch einmal las ich die Worte.
Dann schrieb ich zurück.

Ich komme.

Ich hob sie hoch und versuchte sie so vorsichtig wie es geht sie ins Bett zu legen ohne das sie wach wird. Sie drehte sich weg und ich zog mir meine Jacke und meine Schuhe an und werde Richtung Harfen gefahren.

In der Zeit, wo mein Fahrer mich richtig Hafen fährt, rief ich meinen Bruder an, der sich um Hope kümmern soll. Ich hoffe das Treffen wird nicht allzu lange dauern, da ich mir immer noch Sorgen um Hopes Gesundheit mache. Irgendwas muss ich machen damit sie wieder isst, aber was soll ich tun, außer sie in eine Klinik für Essstörungen zu schicken.

Meine Gedanken schweifen ab als ich den Hafen erreichte. »Was ist los.«Sagte ich in einer Professionellen Stimme. Der Mann, der vor mir stand, war mein Informant,

Ich trete ein Stück beiseite. Weg vom Wasser.
Der Wind trägt Salz und Öl. Schneidet ins Gesicht.
Herz schlägt schneller. Nicht vor Angst. Vor Erwartung. Vor dem, was kommt.

»Du weißt, das ist nicht sauber.«  Seine Stimme leise. Klar.

Ich nicke. Ich weiß, was er meint. Kein Plan ist sauber. Nie. Jeder Schritt hinterlässt Spuren. Und irgendwann tritt jemand genau in die, die ich hinterlasse.

Er nickte bloß auf meine Antwort. Während dessen öffnete ich den Umschlag. Namen. Orte. Termine. Leute, die glauben, sie könnten spielen.

Während wir die Regeln schreiben. Ich scanne jede Seite. Keine Pause. Nicht blinzeln. Jeder Name ein Ziel. Jede Adresse ein Risiko.

Ich stecke den Umschlag weg. Spüre die Schwere. Nicht nur Papier. Verantwortung. Macht. Ich verlies den Hafen still, ohne ein weiteres Wort mit meinen Informanten zu sprechen und stieg in das Auto, wo mich mein Fahrer wegfährt.

Ich schaute aus dem Fenster nichts außer Laternen und stille Straßen sind zu sehen. Regenspuren glänzen. Gedanken flackern. Hope schläft. Ich sehe ihr Gesicht vor mir. Ruhig. Verletzlich.

Der Weg führt raus. Industrie. Straßen werden leerer. Lampen seltener. Dieselgeruch. Alte Fabrikhallen. Container. Rost. Genau der Ort, den man sucht, wenn man niemanden Zeugen will.

Mein Fahrer parkte in der Dunkelheit. Kein Licht. Kein Laut. Nur der Mond, der zwischen den Wolken guckt. Ich steige aus. Mappe in der Hand. Gewicht wie Blei.

Der Lagerplatz liegt still. Reihen von Containern. Kisten, die erzählen, was vergessen werden soll. Ich gehe die Reihe entlang. Schritte hallen. Herz ruhig. Pflicht wie Stahl.
Da sitzt er. Auf einer Palette. Rücken gegen Metall. Kein Schock. Kein Erkennen. Nur dieses selbstsichere, widerliche Lächeln.

Ich bleibe stehen. Kein Theater. Kein großes Wort. Nur Blick. Ich weiß, wer er ist. Nicht nur Name. Sein Geruch in Erinnerungen. Die Narben, die er hinterließ. Hopes Blick, der wegflog, wenn seine Stimme kam.

»Was willst du?« fragt er. Nicht ängstlich. Herausfordernd. Dreck in der Stimme.

Ich gehe nicht hin. Ich trete näher. Zwei Schritte. Dann noch einer. Beton knackt leise. Stahl kühlt die Luft.»Du hast sie misshandelt und darum wirst du die gleiche Folter wie sie erleben,« sage ich. Offen und klar.

Er lacht. Das Lachen trifft mich wie ein Messer, weil es seine Arroganz bestätigt.
Seine Hände fahren in die Jacke. Kein Messer diesmal. Ein Foto rutscht raus. Wie ein Tritt in den Magen. Hope, jung, lachend. Das Bild faltig, vergilbt. Daneben sein Gesicht.
Wut zündet. Kalte, präzise Wut. Ich denke an ihre gebrochenen Nächte. An die Tage, an denen ihr Lächeln erlosch.

Er macht eine Bewegung. Ich reagiere. Kein Zögern. Kein Pathos. Instinkt. Ein Stoß. Ein Schlag. Roh. Echt. Er fällt. Schwer. Atem röchelt. Augen suchen eine Erklärung. Ich sehe seine Hände Blutflecken, nicht nur an meinen Händen später, an seinen. Hände, die geschlagen haben.

Dann nahm ich meine Waffe und Schies ihn in das, was er Jahre lang mit ihr gemacht hat auf sein dreckigen Scheiß Schwanz. Der Boden wird von dem Schuss noch roter als zuvor. Er versuchte zu betteln, doch ich schieß ihn genauso in seine Hände und anschließend lasse ich ihn dort liegen. Er jammert vor Schmerzen, doch er soll leiden, leiden was er seiner eigenen Tochter angetan hat.

Ich hob das Foto von ihm auf, Hope wo sie erst gerade mal Neun war, abgemagert und voller Narben Lachte auf dem Bild, doch das Lachen schien recht aufgezwungen. Nach etwa Zwanzig Minuten wurde er still und ich kontrollierte noch mal seinen Puls.

Er war tot. Genau das, was er verdient hat.

Die Sirenen blieben fern. Niemand kommt. Niemand sieht. Genau so gewollt. Aber das ändert nichts. Nichts heilt. Ich stehe auf. Wische meine Hände an der Hose. Versuche, Spuren zu verwischen. Nicht für mich. Für sie. Für die Lüge, die wir weiterleben müssen, damit sie in Ruhe bleibt.

Ich rief ein Team. Die sollen die Leiche wegschaffen. Alles verschwinden lassen. Keine Spur. Kein Geräusch. Kein Licht. Der Ort muss sauber sein. Rein wie nie. Niemand darf wissen, dass hier etwas war. Ich zog mich um und gab meine getragene Kleidung mein Team zum Entsorgen.

Nach fast zwei Stunden entfernt von Hope machte ich mich auf den Weg zu ihr. Mein Bruder schrieb mir. »Sie ist wach... und sie weiß es Ethan.«

---------------------------------------------------------------------------------------

Wie hat euch das Kapitel gefallen?

Lasst, wenn ihr wollt, einen Kommentar und einen Like da.

1085 Words.

----------------------------------------------------------------------------------------

-𝐓𝐡𝐞 𝐆𝐢𝐫𝐥 𝐰𝐢𝐭𝐡 𝐭𝐡𝐞 𝐁𝐫𝐨𝐤𝐞𝐧 𝐦𝐚𝐬𝐤-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt