-Hope-
Die stille in einer Wohnung erdrückte mich so, dass ich mir einen Wollpulli und eine Leggins anzog, um einen Spaziergang zu machen. Es war bereits Ende Herbst angelangt und schon kälter geworden. Ich holte mir in der Stadt ein Café und verbrückte die Zeit und die Gedanken an ihn zu denken.
Nach ein paar Minuten hielt ich an einem Buchladen an und ging hinein. Die warme Luft und der Geruch von Papier und Tinte umfingen mich sofort, ein kleiner Schutzschild gegen die Kälte draußen. Die Regale standen dicht an dicht, Bücher auf allen Ebenen gestapelt, und ich streifte meine Finger über die Rücken, als könnte ich so auch meine Gedanken ordnen. Manche Titel zogen mich an, lockten mit Abenteuern, fremden Welten, die ich nur durch die Seiten betreten konnte. Ich ließ mich treiben, blickte auf Zitate und Gedichte, las einzelne Sätze, die sich in mein Herz brannten.
Doch so sehr ich mich ablenkte, die Gedanken an ihn ließen sich nicht vertreiben. Ich stellte mir vor, wie er jetzt irgendwo weit weg in einem Hotelzimmer saß, geschäftlich beschäftigt, fern von mir, und ein stechender Schmerz der Einsamkeit breitete sich in mir aus. Ich hatte das Gefühl, dass meine eigene Leere ihn noch deutlicher machte. Meine Schritte wurden schwerer, selbst in der Buchhandlung schien die Zeit langsamer zu vergehen.
Nachdem ich ein paar Minuten zwischen den Regalen verbracht hatte, trat ich wieder hinaus in die Straßen. Der Herbstwind war kalt, ließ die Blätter rascheln, die sich auf dem nassen Asphalt türmten. Die Stadt wirkte belebt, Menschen hasteten vorbei, eingehüllt in dicke Mäntel, die Hände tief in den Taschen vergraben. Ich beobachtete sie, spürte die Distanz zwischen mir und der Welt. Ihre Normalität, ihr Weiterleben, schien wie ein ferner Rhythmus, den ich nicht erreichen konnte.
Ich ging ohne Ziel, ließ meine Füße einfach den Straßen folgen. Mal bog ich in Nebenstraßen ab, mal blieb ich stehen, um die grauen Fassaden der Häuser anzusehen, die vom Regen glänzten. Die Luft war feucht und scharf, der Atem stieg in kleinen Wolken auf. Der Geruch von Zimtschnecken stieß mir in die Luft und ich kaufte mir eine und aß sie langsam unterwegs auf.
Ich setzte mich auf eine Parkbank, zog die Beine an mich, und sah zu, wie ein paar Kinder mit bunten Schals und Mützen durch die Pfützen sprangen. Ihr Lachen war unbeschwert, und ich beneidete sie. Ich wünschte, ich könnte diese Leichtigkeit fühlen, das unbedachte Atmen, das einfache Sein. Stattdessen kämpfte ich mit den eigenen Regeln, mit dem Zwang, nichts zu essen, und mit der Verzweiflung, die sich langsam in mir sammelte.
Die Dämmerung legte sich über die Stadt. Die Laternen wurden eingeschaltet, tauchten die Straßen in ein warmes, gelbes Licht. Ich sah mein Spiegelbild in den Schaufenstern, blasse Gesichtszüge, müde Augen. Die Verzweiflung wuchs, weil ich merkte, dass ich den ganzen Tag unterwegs war, den ganzen Spaziergang lang nur in Gedanken kreiste.
Langsam machte ich mich auf den Heimweg. Die Straßen waren nun fast menschenleer, nur vereinzelte Laternen warfen lange Schatten auf den nassen Asphalt. Der Wind war stärker geworden, und ich zog den Wollpulli enger um mich. Als ich endlich in dem Zuhause ankam, setzte ich mich auf die Couch und schrieb wieder auf wie viele Kalorien ich zu mir genommen habe.
Meine Hand zitterte schon von der Zahl und mir war eins klar ich durfte die nächsten Tage nicht mehr so viel zu mir nehmen. Auch wenn ich Ethen zuliebe mehr essen würde, allein der Gedanke bringt mich schon zur Panik.
Ich bekam immer und immer mehr Panik zu wissen wie viel ich in der Zeit wo ich mit ihm zusammen war, zugenommen hatte. Mir blieb noch eine Möglichkeit übrig, das war mich im Bad einzusperren und es zu tun, etwas machen wovor ich mich immer gewagt hatte es zu machen.
Ich übergab mich mehrere Male, es viel sich so befreiend an. Als ich fertig war, ging ich in mein Bett und schrieb, wie immer mein Tagebuch. Nach dem rief Celine an, die ich lange nicht mehr gesprochen hatte. Wir tauschten uns aus, was alles so neu war, und ich fand heraus, dass sie endlich auch eine Glückliche Beziehung hat. Ich freute mich so sehr für sie und vergaß den Rest des Abends Ethan.
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-𝐓𝐡𝐞 𝐆𝐢𝐫𝐥 𝐰𝐢𝐭𝐡 𝐭𝐡𝐞 𝐁𝐫𝐨𝐤𝐞𝐧 𝐦𝐚𝐬𝐤-
Roman d'amour-Hope arbeitet als Sekretärin ihres Chefs und muss häufig strenge Aufgaben erledigen, aber sie leidet an einer Essstörung, die sie dazu zwingt, ständig auf die Kalorien zu achten. Ihr Chef weiß immer noch nichts davon, aber als sie eines Tages währ...
