T13~Dienstagabend & Mittwoch

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"Geht es dir gut?", werde ich begrüßt, als ich gerade durch die Tür trete, "Ja, alles bestens.", wehre ich meine aufdringlichen Eltern ab. Ich gehe ins Bad und schließe mich ein. Dann setze ich mich aufs Klo. Währenddessen schreibe ich Evelyn: >>Wir sind jetzt Zuhause. Aiden ist eben losgefahren. Nur, dass du Bescheid weißt.<< Die Antwort kommt prompt >>Danke Emma. Ich hoffe, wir bleiben in Kontakt.<< - >>Das hoffe ich doch auch. Kannst du mir Aidens Nummer geben?<< - >>Klar doch.<< Ich übertrage die Nummer gleich in meine Kontakteliste und speichere sie ein.

"Ems, komm raus.", bittet mich meine Mutter. Als ich die Tür öffne, schnappt sie mich und zieht mich in ihre Arme. "Ach Ems. Bin ich froh, dass du wieder da bist." Sie schluchzt die ganze Zeit. Mein Vater steht in der Tür. "Hallo.", ist alles, was er sagt. Ich winde mich aus der Umarmung und renne zu meinem Vater. "Papa!" Ich springe hoch und werfe mich in seine Arme. Er lacht und hält mich fest. Meine Mutter kommt wieder und legt mir eine Hand auf den Rücken. Scheint so, als ob sie mich nie mehr loslassen würde.

Erst um Mitternacht liege ich endlich im Bett. Das war ein sehr anstrengender Tag. Meine Eltern haben mich ausgefragt, aber ich denke, ich bin ihnen ziemlich geschickt ausgewichen. Die Antworten waren nie ganz klar. Mein Bruder hat schon geschlafen, als ich nach Hause gekommen bin und wir haben ihn auch nicht geweckt. Er wird erst morgen merken, dass seine Schwester wieder da ist.

Am nächsten Morgen bin ich schon früh wach und das obwohl ich erst so spät nach Hause kam. Ich stehe auf, frühstücke und packe meine Schultasche. Meine Mutter tritt ins Zimmer, um meinen Bruder Ben zu wecken. Als sie mich so fertig angezogen im Raum stehen sieht, stutzt sie." Emma. Was hast du denn vor?" Ich schaue sie fragend an. "In die Schule gehen?" - "Aber, bist du sicher, dass du... also ich meine... ich denke, es wäre besser, wenn... du solltest dich lieber ausruhen. Der Schock und all das..." - "Mama.", unterbreche ich sie. "Mir geht es gut. Klar, ich bin entführt worden und klar, das war nicht so einfach, aber Aiden und Evelyn haben uns gerettet und die beiden sind furchtbar nett. Ich habe außerdem schon zwei Tage verpasst. Der Stoff, den ich bisher nachholen muss, reicht mir."

Es dauert noch eine Weile, aber schlussendlich kann ich meine Mutter davon überzeugen, doch zur Schule gehen zu dürfen. Ich habe ehrlich gesagt nicht so ganz verstanden, warum ich Zuhause bleiben sollte. Ich meine, Lorent kommt ja bestimmt auch. Oh mein Gott! Lorent. Wie er sich wohl heute mir gegenüber verhalten wird? Verfällt er einfach in das alte Verhaltensmuster? Das Ich-beachte-dich-nicht-Muster? Oder noch viel schlimmer: Wird er mich küssen? Vor den Augen aller Klassenkameraden? Über diese Gedanken vergesse ich die Zeit total und so kommt es, wie es kommen muss. Ich muss mal wieder zur Bahnhaltestelle rennen, um die Bahn noch zu kriegen. Als ich, wie jeden Morgen, zum Vertretungsplan laufe und das Klassenbuch holen will, kommt er mir entgegen. "Hi.", sage ich leise. Er lächelt mich an. Mich ganz allein. Ich bin so glücklich. Und dann umarmt er mich und küsst mich auf die Wange. Ich könnte schreien vor Glück. Und dann läuft er sogar noch mit mir zusammen zum Vertretungsplan und wir holen das Klassenbuch. Die ganze Zeit über hält er meine Hand. Und wir laufen Hand in Hand zum Klassenzimmer. Kurz bevor wir reingehen, entziehe ich ihm meine Hand. "Warum?", flüstert er leise. Doch ich antworte ihm nicht mehr, da wir im Klassenzimmer angekommen sind. Ich lege das Klassenbuch auf den Tisch und umarme meine Freundin. Dann stelle ich meine Tasche ab und schaue zu Lorent. Sein Blick begegnet meinem und ich wende mich schnell wieder ab. Ich frage meine Freundin, ob wir rausgehen und sie stimmt mir zu, obwohl es ziemlich kalt und sie total verfroren ist. Aber sie ist so froh, mich wiederzuhaben, dass sie das gern in Kauf nimmt. Und ich will einfach raus, da ich die neugierigen Blicke der Klassenkameraden nicht mehr ertrage. Soll Lorent ihnen doch erklären, was passiert ist. Kaum sind wir draußen angekommen, kommt auch Lorent. Er läuft direkt zu mir. "Wollen wir es ihnen gemeinsam sagen?", fragt er mich. "Nein. Du kannst das gerne alleine machen. Ich rede nicht so gerne vor so vielen Leuten." Er kommt näher und flüstert mir in mein Ohr: "Und dass ich dein fester Freund bin, soll ich das auch alleine sagen? Oder möchtest du da dabei sein?" Er geht wieder ein Stück zurück. "Ich weiß nicht. Musst du das so offiziell machen?" - "Was spricht dagegen?" Jetzt bin ich diejenige, die zu ihm tritt und ich flüstere in sein Ohr: "Ich schäme mich ein wenig." - "Weshalb? Meinetwegen." - "Ja. Nein. Meinetwegen. Du bist so toll und ich bin so... ich.", sage ich, weil mir nichts Besseres einfällt. "Das ist nicht wahr und das weißt du genau. Du bist ebenfalls toll. Also: Soll ich es sagen?" - "Wie du willst." - "Dann sagen wir es zusammen." - "Ok. Aber erst später." - "Ist gut.", meint er. Dann streicht er mir kurz über die Wange und verschwindet wieder.
Als ich mich wieder zu meiner Freundin umdrehe, schaut mich diese mehr als nur überrascht an. "Was war das denn gerade?" Aber glücklicherweise werde ich erlöst, denn genau in diesem Moment kommt unser Lehrer. Unglücklicherweise ist es aber die Sorte von Lehrer, bei der man reden kann, das heißt ich werde nicht umhinkommen, es ihr zu erzählen. Naja, es ist ja nichts weiter. Ich bin lediglich mit dem Jungen zusammen, in den ich seit drei Jahren verliebt bin.

Mein Leben - schlimmer als ein AlptraumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt