T23~Nachmittag

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POV Lorent:

"Ja. Sehr. Aber du hättest das nicht machen müssen." - "Doch.", erwidert sie vehement. "Habe ich. Sonst wäre das ewig zwischen uns gestanden. Und das will ich nicht." Ich freue mich total darüber dass sie die Nummern der beiden gelöscht hat. Und sie hat Recht: Es hätte ewig zwischen uns gestanden.

POV Emma:

Wir sitzen eine Weile schweigend auf dem Bett. Ich habe keine Idee, was wir unternehmen könnten. Lorent scheint es ähnlich zu gehen. "Und?", fragt er schließlich. "Hast du eine Idee?" - "Nein. Nichts. Du?" - "Nein. Mir fällt auch nichts ein." Und wir versinken wieder in Schweigen. Ich kuschel mich an ihn. Sofort kribbelt es in meinem ganzen Körper. Dass ich ihm einmal so nah sein darf, das war immer mein Traum. Und jetzt sind wir zusammen! Das ist so viel mehr als ich mir je erträumt habe.

POV Lorent:

Emma ist total still. Ihr Kopf liegt auf meiner Brust. Ich streiche ihr durchs Haar. Ihr Atem geht so ruhig, dass ich denke, sie sei eingeschlafen. Gerade als ich auch am Wegdösen bin, fängt sie an zu sprechen; "Lorent? Also... Seit wann genau bist du eigentlich in mich verliebt?" Sie sagt es so, als ob es keine große Sache wäre, aber ich merke, dass es ihr wichtig ist. "Das kann ich nicht so genau festlegen.", antworte ich ehrlich. Es gibt keinen Zeitpunkt, an dem ich gemerkt habe, dass ich sie liebe. Sie fragt nicht weiter nach, aber ich möchte es ihr sagen. Sie soll es wissen. Schließlich hat sie mir auch erzählt, dass sie mal mit einem Anderen zusammen war. Ich war zwar mit niemandem zusammen, aber trotzdem gab es eine Person, in die ich verliebt war. "Ich konnte nicht loslassen." - "Ich weiß.", ist ihre Antwort. "Woher?" Dass sie es weiß, bringt mich aus dem Konzept. "Du hast es mal erzählt." - "Wann? Ich kann mich nicht erinnern..." - "Auf der Geburtstagsparty von Sabine." - "Aha. Und das hast du dir gemerkt?" Sie hebt den Kopf, dreht sich zu mir um, lächelt und nickt. "Sie heißt Annie, richtig?" - "Ja.", sage ich leise, immer noch erstaunt darüber, dass sie es weiß. "Was habe ich denn über sie erzählt?", will ich wissen. "Tja. Nicht viel. Erzähl mir von ihr." Ich weiß nicht. Es fühlt sich so falsch an Emma von Annie zu erzählen. Sie sagt mir doch auch nichts von ihrem vorherigen Freund. Ich weiß ja noch nicht mal, wie er heißt. Und mit Annie war ich ja nicht mal zusammen... "Ich habe mich im Urlaub in sie verliebt. Es... war das erste Mal, dass ich so empfunden habe, aber... ich habe mich nicht getraut, es ihr zu sagen." - "Hast du überhaupt mit ihr geredet?" - "Ja. Aber nur belangloses Zeug." Wenn ich das jetzt so sage, hört sich das total blöd an. "Na, dann gibt es ja keinen Grund eifersüchtig zu sein." - "In der Tat. Den gibt es nicht. Aber sollte ich vielleicht eifersüchtig sein? Immerhin liebst du deinen Ex ja noch." Ich spüre, dass sie die Luft anhält. "Er. Ist. Nicht. Mein. Ex." Sie betont jedes Wort einzeln, sodass ich ihr erst recht nicht glaube. "Außerdem sollst du nicht ablenken." - "Ich?!? Ich habe nicht abgelenkt..." - "Doch. Ich habe dich gefragt, seit wann du in mich verliebt bist, beziehungsweise, wann du es gemerkt hast." - "Naja. So richtig gemerkt habe ich es wohl erst als wir entführt worden sind. Das klingt jetzt total blöd, ich, ich glaube, dass ich schon länger in dich verliebt bin, aber mir das nicht eingestehen wollte." - "Aha." Sie fragt nicht weiter nach und ich bin froh darüber. "Lorent?" - "Hm?" - "Findest du es schlimm, dass ich dir nichts geschenkt habe? Gestern, meine ich." - "Nein. Das macht gar nichts. Erstens wurden wir diese Woche entführt, zweitens bin ich gerade wunschlos glücklich und drittens kennst du mich noch nicht lang genug, um zu wissen, worüber ich mich freuen würde." - "Da hast du recht."

POV Emma:

Ich warte immer noch darauf, dass er von meinem 'Ex' anfängt. Doch nichts kommt. Schließlich entspanne ich mich wieder. "Warum hast du dich in mich verliebt?", fragt er plötzlich. Oh Gott. Ich merke, wie mir die Röte ins Gesicht schießt. Ich setze mich auf. Wenn ich das schon sage, möchte ich wenigstens sein Gesicht sehen. "Das weiß ich nicht so genau. Ich mag... wie du riechst." Er zieht belustigt eine Augenbraue hoch. "Okay." - "Ich mag deine Stimme und die Art, wie du einen Vortrag hältst." - "Und was mache ich da so Besonderes?" - "Das musst du doch selbst wissen." - "Ich weiß es aber nicht, darum frage ich dich ja." - "Sei jetzt bitte nicht böse.", teile ich ihm mit und mache eine kurze Pause. Lorent sieht verwirrt aus. "Deine Stimme wird am Ende eines Satzes immer - naja, meistens - höher, so als ob es eine Frage wäre." - "Das ist doch nichts Gutes.", sagt er aufgebracht. "Das habe ich ja auch nicht gesagt. Ich höre dir trotzdem gern zu. Außerdem waren Vorträge die einzige Möglichkeit, dich anschauen zu können, ohne dass es seltsam gewirkt hat..." Ich bin beeindruckt, dass ich das einfach so habe sagen können. "Aha." - "Was aha?" - "Nichts. Gar nichts." Ich kuschele mich wieder an ihn.

Mein Leben - schlimmer als ein AlptraumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt