T22~02.12.

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POV Lorent:

"Nein.", sage ich schnell. "Aber, versteh' mich nicht falsch, er hat mich angeschossen. Weißt du eigentlich, wie weh so was tut?" Sie schaut mich schockiert an und schweigt. "Außerdem hat er uns entführt, dir eine Pistole an den Kopf gehalten. Er hat dich bedroht. Mensch Emma, willst du es nicht verstehen oder was? Aiden ist gefährlich!" - "Nein Lorent." Sie lächelt mich an, wie ein kleines Kind, das nicht versteht, dass eins plus eins zwei ist. "Aiden hätte nie abgedrückt." - "Ach. Und was war das bei mir dann?" Sie antwortet nicht sofort. "Warum hat er überhaupt auf dich geschossen?", lenkt sie ab. "Keine Ahnung. Es ging so schnell. Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern, wie es passiert ist."

POV Emma:

Ich kann ja verstehen, dass Lorent Aiden nicht leiden kann, aber ich mag ihn halt. Es kann doch wohl nicht so schwer zu sein, das zu verstehen. "Bitte. Emma. Kannst du nicht... ihn vergessen?" Ich schaue ihn fassungslos an. "Ist das jetzt dein Ernst? Hast du überhaupt eine Ahnung, was gerade los ist? Ich habe vielleicht Evelyns Leben zerstört. Was meinst du, wie ich mich fühle? Und das alles nur, weil ich meine Klappe nicht halten konnte..." Lorent legt einen Arm um mich. "Was ist los?" Er hebt mein Kinn an, zwingt mich, ihn anzusehen. "Was hast du gemacht?" Ich erzähle ihm alles. Dass Evelyn unter dem Tourrette-syndrom leidet, was für ein süßes Paar Aiden und Evelyn sind (bei dieser Bemerkung schnaubt Lorent verächtlich) und dass sie jetzt Streit haben, weil ich Evelyn gesagt habe, dass Aiden ihr etwas verschweigt. Er sagt nichts, hört einfach zu. Als ich geendet habe, stehe ich vom Bett, auf welches wir uns gesetzt haben auf und gehe zu seinem Regal, in dem einige Bücher stehen. Ich schaue mir die Titel an ohne sie wirklich wahrzunehmen und nehme schließlich irgendein Buch. Damit setze ich mich auf das kleine Sofa.

POV Lorent:

Seit einer geschlagenen halben Stunde sitzt sie da und starrt das Buch an. Sie hat einfach irgendeine Seite aufgeschlagen und noch kein einziges Mal umgeblättert. Worauf wartet sie? Ich habe ein paarmal versucht, mit ihr zu sprechen, aber sie scheint mich gar nicht wahrzunehmen. Als schließlich ihr Handy klingelt, springt sie sofort auf. "Ja?"

POV Emma:

"Hallo Emma, ich bin's. Evelyn." - "Und?" - "Aiden ist bei mir. Wir haben geredet. Ich... bin dir so - Scheiße! - dankbar." - "Alles wieder gut?" - "Nein, sicher nicht. Aber... es ist ein Anfang." - "Schön. Ich freue mich für euch." - "Ja, danke. Ich muss dann mal wieder. Zu Aiden zurück. Wollte dir nur bescheid sagen." - "Ja, okay, danke. Grüß ihn von mir. Tschüss." - "Tschüss." Sie legt auf.

POV Lorent:

"Was ist?" - "Sie vertragen sich wieder.", antwortet Emma erleichtert nachdem sie sich zu mir auf das Bett gesetzt hat. Ich kann immer noch nicht verstehen, warum ihr so viel an Aiden und seiner Freundin liegt. "Worüber denkst du nach?", fragt sie. "Hattest du denn keine Angst?" - "Ich bin schon einmal mit einer Pistole bedroht worden. Damals hatte ich mehr Angst als dieses Mal." - "Du wurdest was?!?" - "Ja. Ich war in einem Laden. Der Typ kam rein und sagte, dass es ein Überfall sei. Und seine Ausstrahlung war eine völlig andere. Er hätte jeden, der sich ihm in den Weg stellt, erschossen. Aiden nicht. Er wirkte, trotz seiner Waffe, so... liebenswert. Ich weiß nicht, wie ich es anders beschreiben soll."
Ich nicke langsam.

POV Emma:

"Du wurdest mit einer Pistole bedroht. Zweimal.", sagt Lorent trocken, so, als könne er es immer noch nicht glauben. "Ja." Ich lache nervös. "Ich merke gerade, dass ich fast gar nichts über dich weiß." - "Ist vielleicht besser so." Er schaut mich überrascht an. "Wieso?" - "Vielleicht magst du mich ja gar nicht, wenn du mich besser kennenlernst." - "Das denkst du.", erwidert er und schaut mich schräg von der Seite an. "Was soll das denn hei. .." Er beugt sich schnell vor und küsst mich, sodass ich meinen Satz nicht zu Ende bringen kann.

POV Lorent:

Ich habe beschlossen, das Thema 'Aiden' ruhen zu lassen. Irgendwann werden wir sicher nochmal darauf zu sprechen kommen, aber jetzt nicht. Emmas Hände liegen in meinem Nacken. Ein gutes Gefühl. Ich hätte sie bestimmt noch ewig geküsst, aber unglücklicherweise klopft in dem Moment meine Schwester an die glücklicherweise abgeschlossene Tür. "Es gibt Essen!", ruft sie.

POV Emma:

Lorent löst sich von mir. "Gehen wir.", sagt er. Wir laufen Hand in Hand nach unten. Ich bewundere ihn. Mir wäre es vor meiner Familie total peinlich, mit jemandem Händchen zu halten, aber ihm scheint es nichts auszumachen. "Was gibt es denn?", fragt Lorent. "Lasagne.", erwidert seine Mutter. Ich verziehe keine Miene, obwohl ich Lasagne überhaupt nicht ausstehen kann. Man kann es essen, schon klar, aber es sieht aus wie schonmal gegessen und dann wieder... ausgekotzt. Während des Essens muss ich leider Lorents Hand loslassen. Ich esse meinen Teller in normaler Geschwindigkeit leer und lehne einen Nachschlag höflich ab. "Und?", fragt Jaice neugierig. "Irgendwelche Pläne für heute Nachmittag?" Ich schaue fragend zu Lorent. Er schüttelt den Kopf. "Nein. Wir haben nichts Spezielles vor." - "Geht doch ein bisschen spazieren.", schlägt sie vor. "Mal sehen. Erstmal gehen wir wieder nach oben.", meint Lorent. "Na dann. Viel Spaß." Ich nicke und wir gehen wieder nach oben in Lorents Zimmer. "Und?", fragt Lorent. "Was wollen wir machen?" Ich hole mein Handy hervor und lösche sowohl Aidens als auch Evelyns Nummer. Lorent schaut mir dabei über die Schulter. "Zufrieden?", frage ich.

Mein Leben - schlimmer als ein AlptraumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt