Der Tag ging eigentlich relativ schnell um. Die Klasse hat die Neuigkeit gut aufgenommen und auch meine Freundin hat irgendwie total gute Laune. Erst ist sie ausgerastet, aber irgendwann hat sie sich wieder einigermaßen beruhigt.
Nach der Schule kommt Lorent zu mir und küsst mich sanft auf die Wange. "Und? Was machst du heute noch so?" - "Nichts Besonderes." - "Willst du mit zu mir kommen?", fragt er. "Heißt das, dass du mich deinen Eltern vorstellen willst?" - "Unter anderem." Er lächelt mich warm an. Das Kribbeln in meinem Bauch nimmt zu. Wenn er mich seinen Eltern vorstellt, bedeutet das, dass es was Ernstes zwischen uns ist! "Ich... weiß nicht, ob ich das darf. Ich ruf kurz meine Mutter an." Er nickt nur. Ich krame mein Handy aus der Schultasche und rufe dann meine Mutter an. "Hallo Mama. Darf ich, also ich wollte fragen, ob ich mit Sarah in die Stadt darf?"
[A/N Sarah ist ihre Freundin]
"Ach. Eigentlich nicht, du bist schon noch nicht so lang zurück." - "Ja, aber sie freut sich doch auch so, weil ich wieder da bin." Schweigen. "Bitte.", setze ich hinterher. "Na gut. Aber um Punkt sieben bist du Zuhause." - "Klar. Danke. Tschüss." - "Tschüss." Ich lege auf. "Ich darf." - "Ich in also Sarah.", ist alles, was er sagt. Erst denke ich, dass er gekränkt ist, weil ich nicht die Wahrheit gesagt habe, aber dann sehe ich eindeutig Belustigung in seinem Blick. "Jap." Ich gehe zu ihm und lege meine Hände auf seine Brust. Ich trete ganz nah an ihn heran und lege meine Lippen auf seine. Er legt sein Hände an meine Wangen. Am liebsten würde ich die Zeit genau jetzt anhalten, aber schließlich löst sich Lorent und fragt: "Gehen wir?" - "Mhm." Er nimmt meine Hand und wir verschränken unsere Finger miteinander. So laufen wir zur Bahnhaltestelle und wir lassen nicht los, bis wir bei ihm sind. Er wohnt in einem Haus. Oh man! Warum haben so viele ein Haus und wir nur eine winzige Wohnung? Das ist ungerecht! Inzwischen hat Lorent aufgeschlossen und er greift wieder nach meiner Hand und zieht mich hinter sich her ins Haus. "Hier kannst du deine Tasche hinstellen.", teilt er mir mit. Wir stellen beide unsere Taschen ab und dann zieht er mich weiter. "Mama? Papa?", ruft er. "Im Wohnzimmer!", kommt es zweistimmig von irgendwoher. "Lorent.", sage ich leise. "Ja?" - "Kann ich was zu trinken haben?" Meine Kehle ist nämlich total ausgetrocknet. Er zieht mich in die Küche, holt ein Glas und eine Flasche Wasser. "Ist Wasser ok?", fragt er kurz bevor er einschenkt. Ich nicke. Dann stürze ich das Glas runter. "Danke.", sage ich, als er mir erneut einschenkt. Nachdem ich ausgetrunken habe, gehen wir weiter. Er greift wieder nach meiner Hand. Vor einer Tür bleibt er stehen. "Wir schaffen das.", murmelt er und ich bin mir nicht sicher, ob er mit mir oder mit sich selbst redet. Er nimmt mein Gesicht mit einer Hand, zieht mich zu sich und küsst mich kurz. Dann lässt er mein Gesicht los, drückt noch einmal meine Hand und stößt schließlich die Tür auf."Hallo Lorent. Na, wie war's heute in der Schule", fragt seine Mutter. Erst dann schaut sie auf. "Oh. Schatz, mach doch den Fernseher aus." Ihr Mann tut, worum sie ihn bittet. Sie steht auf und kommt auf uns zu. Auch Lorents Vater erhebt sich. "Mama, Papa. Ihr habt mich ja gebeten, dass ich sie euch vorstelle. Das ist Emma.", sagt Lorent mit fester Stimme. "Freut mich dich kennenzulernen. Ich bin Jaice", sagt seine Mutter freundlich und streckte mir ihre Hand entgegen. Ich nehme sie. "Mich freut es auch." Ihr Mann begrüßt mich ebenfalls mit einem Handschlag und stellt sich als Roberto vor. Sie mustern mich eine Weile, bis es anfängt mir unangenehm zu werden. Lorent merkt das wohl oder es ist ihm selbst unangenehm hier in unheimlicher Stille zu stehen, jedenfalls sagt er dann: "Irgendwelche Einwände, wenn wir hochgehen?" - "Nein. Geht ruhig." Und sofort zieht er mich aus dem Zimmer. Ich merke, dass eine riesige Anspannung von mir abfällt, als wir wieder draußen sind. Ihm scheint es ähnlich zu gehen. Ich folge ihm nach oben in sein Zimmer. Es ist wunderschön. Die Wände sind blau und an einer hängen sehr viele Poster. Auf den ersten Blick kann ich gar nicht sehen, was für welche. In der Ecke steht ein Schreibtisch aus hellbraunem Holz, was wunderbar mit der blauen Wand harmoniert. Das Bett steht an der einen Wand und ist aus etwas dunkleren Holz. Es ist grün bezogen, die Bettdecke ist hellblau. Neben dem Schreibtisch steht ein grauer Metallmülleimer, außerdem gibt es noch ein kleines Sofa, welches ebenfalls blau ist. Auf dem Sofa liegen mehrere Kissen. Dann steht da noch ein Schrank - vermutlich ist da seine Kleidung drin - und ein großes Regal, mit ein paar Spielen, Schubladen, Büchern und so. Schrank und Regal sind selbstverständlich auch aus Holz. Insgesamt ist das Zimmer sehr geschmackvoll eingerichtet. "Wow.", entfährt es mir. "Gefällt es dir?", fragt er. "Nein. Ich sage immer nur dann Wow, wenn ich ein Zimmer absolut grässlich finde." Er schaut mich verständnislos an. "Das war ironisch gemeint.", erkläre ich es ihm. "Oh du!", er jagt mich durchs Zimmer. Ich lasse mich von ihm fangen und er umarmt mich von hinten. "Und ich dachte, du magst es nicht." - "Ha! Da solltest du mal mein Zimmer sehen." - "Ich hoffe doch sehr, dass ich es mal sehen werde.", flüstert er in mein Ohr. Ein wohliger Schauer durchläuft mich. "Sag mal: Hast du was gegen Kuscheltiere?" Ich merke, dass er lacht. Ich winde mich aus seinen Armen und drehe mich um. "Was?" - "Nichts. Du überraschst mich. Warum willst du das wissen?" - "Beantworte doch einfach meine Frage." - "Naja. Ich finde sie ganz in Ordnung. Aber ich brauche sie nicht zum Glücklichsein. Wieso?" - "Ich hab ein paar." - "Wie viele?" - "Das wirst du ja dann sehen." Ich will nicht noch weiter darüber reden. Es ist mir ein bisschen peinlich. Ich meine, Stofftiere sind für kleine Kinder und mit fast sechzehn zähle ich wohl nicht mehr zu diesen, aber trotzdem besitze ich ein ganzes Bett voller Stofftiere...
Mein Blick ist unbewusst auf die Kissen auf Lorents Couch gefallen. Lorent ist meinem Blick gefolgt und darum schlägt er eine Kissenschlacht vor. Ich bin sofort dabei. Wir schnappen uns jeder ein Kissen und prügeln auf den anderen ein. Ich habe keine Ahnung, warum ich jetzt schon so ausgelassen bin. Normalerweise lernt man jemanden kennen und erst wenn man sich eine Weile kennt, macht man sowas wie eine Kissenschlacht. Jedenfalls toben wir eine Weile, bis wir beide total außer Atem sind. Ich lasse mich einfach aufs Bett fallen. Lorent kniet sich über mich und stützt seine Hände links und rechts neben meinem Kopf ab. Nachdem wir wieder zu Atem gekommen sind, fängt er an Küsse auf meiner Haut zu verteilen. Also in meinem Gesicht. Ich schließe die Augen und genieße es einfach. Als er mich auf den Mund küsst, öffne ich die Augen und erwidere den Kuss. Er leckt mit seiner Zunge über meine Lippen und ich hätte nicht gedacht, dass sich das so toll anfühlt. Nur um dieses Gefühl länger genießen zu können, lasse ich meine Lippen verschlossen. Er versteht das falsch und beendet den Kuss. Danach schaut er mich fragend und zugleich abwartend an. Muss ich jetzt wirklich etwas sagen?
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Mein Leben - schlimmer als ein Alptraum
Novela JuvenilEmma wurde schon einmal mit einer Pistole bedroht. Das ist nichts Positives, aber es macht sie dennoch zu etwas Besonderem. Emma glaubt außerdem, dass ihr jetzt nichts Schlimmes mehr passieren kann. Als allerdings ein Amokläufer an ihre Schule kommt...