10 - Was ist los mit dir...

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Nach dem Mord an der kleinen Emily schlendere ich durch die Straßen der Stadt in Richtung Wald.

Ich gehe zu den Fallen um zu sehen ob sie schon etwas gefangen haben und tatsächlich hat sich in einer ein Kaninchen verfangen.

Ich schneide ihm mit meinem Messer die Kehle durch und befreie es aus der Falle.

Auf dem Weg zurück zur Hütte sammle ich etwas Holz, um ein Feuer zu machen.

Als das Kaninchen durch ist, nehme ich es vom Feuer und esse es.

Es schmeckt echt gut.

Als nur noch die Knochen und das Fell übrig sind, lösche ich das Feuer mit Wasser aus dem Fluss.

Da ich langsam müde werde, lege ich mich in der Hütte auf den Boden und schlafe ein.

Als ich aufwache wird es bereits wieder dunkel. Ich hatte einen traumlosen Schlaf, wie immer, ich denke mal Leute wie ich sollen einfach keine Träume haben.

"Ich frage mich ob Macy noch lebt", sage ich.

Dann geh nach sehen...

Ich stehe auf und gehe los zur Lichtung.

Als ich näher komme höre ich ein schluchzen.

Am Rand der Lichtung bleibe ich verdutzt stehen, gegenüber von mir erhängt sich gerade weinend das schwarzhaarige Mädchen.

Ihre Lippen werden langsam blau und sie schnappt verzweifelt nach Luft.

Mach ein X auf ihre Hand wenn sie tot ist und sag du hättest sie getötet...

Ich ignoriere mein anderes Ich und laufe ohne zu zögern zu ihr, ziehe das Messer und schneide das Seil durch.

Was tust du denn...

Sie fällt zu Boden auf die Knie, fasst doch an den Hals und atmet tief ein und aus.

Wieso hast du sie gerettet...

"Ich weiß es nicht", sage ich verwirrt über meine Handlung. Das passt überhaupt nicht zu mir, jeden anderen hätte ich noch beim erhängen angefeuert.

Doch sie nicht. Sie hat etwas an sich, etwas besonders.

Sie beruhigt sich, steht auf und sieht mich an.

Sie ist etwas kleiner als ich, ihre schwarzen Haare fallen glatt auf ihren Rücken, ihre Wimperntusche ist vom weinen verschmiert. Sie trägt ein schwarzes Langarmshirt und eine schwarze Jeans, dazu schwarze Stiefel.

Und ihre Augen, sie haben ein wundervolles grau, in ihnen liegen Schmerz, Trauer und Verzweiflung. Keine noch so kleine Spur von Fröhlichkeit.

Was ist los mit dir...

"Wieso hast du das gemacht?", fragt sie, in ihrer Stimme liegt ein wütender Unterton.

"Das könnte ich dich auch fragen", erwiedere ich.

"Weil ich mich umbringen wollte, ist doch klar", sagt sie und verschränkt ihre Arme.

Ihr Blick wandert zu dem Messer in meiner Hand und in ihren Augen blitzt etwas auf.

Mit einer schnellen Bewegung greift sie danach und will sich die Kehle durch schneiden, doch ich bin schneller und halte ihre Hand fest.

"Lass das sein!", sage ich ernst zu ihr. Sie sieht mich wütend an, in ihren Augen liegen jedoch mehr Schmerz als Wut.

"Was interessiert es dich ob ich lebe oder sterbe?!", schreit sie mich an, lässt das Messer fallen und läuft tiefer in den Wald.

Ich bleibe verdutzt stehen und blicke ihr nach.

Plötzlich höre ich einen Schrei aus der Richtung in die sie gelaufen ist, aus Neugier und Sorge (Ich sorge mich um sie? Mit mir stimmt echt was nicht, vielleicht bin ich ja krank) gehe ich ihr nach.

Es dauert nicht lange bis ich sie gefunden habe, ich kann mir ein lachen einfach nicht verkneifen.

Sie hängt kopfüber, knapp einen Meter über dem Boden, an einer meiner Fallen und wenn blicke töten könnten, wäre ich jetzt Mausetod.

"Wenn du dich erhängen willst, muss dein Kopf durch die Schlaufe und nicht dein Fuß! ", sage ich lachend.

"Hör auf zu lachen und hol mich hier runter!!", schreit sie mich an.

"Zu Befehl", sage ich lächelnd und schneide das Seil durch, das sie oben hält.

Sie fällt zu Boden und steht direkt wieder auf, bevor sie jedoch wieder weg laufen kann halte ich sie am Arm fest.

"Wie heißt du?", frage ich sie.

"Melissa, aber alle nennen mich Missy Pissy", sagt sie und blickt zu Boden.

"Also Missy, wieso willst du dich umbringen?", frage ich.

"Ich konnte einfach nicht mehr!", sagt sie und fängt wieder an zu weinen. Ohne Vorwarnung kommt sie auf mich zu, umarmt mich und heult sich an meiner Schulter aus.

Ich wurde noch nie umarmt, naja abgesehen von meiner Mutter, aber das zählt nicht und ich habe es seit Jahren nicht mehr zu gelassen.

Erst stehe ich nur so da und hoffe das sie bald wieder los lässt, doch es ist ein gutes Gefühl von ihr so umarmt zu werden.

Ich frage mich, was sie wohl alles durchgemacht hat, um daran so zu zerbrechen.

Zögernd erwiedere ich ihre Umarmung, ich kann ihren schnellen Herzschlag spüren.

Dieses Gefühl ihrer Wärme, sie so in den Armen zu halten, ist fast so gut wie das Gefühl der Macht beim töten.

"Keine Sorge", sage ich zu Missy," Ich lasse nicht zu, dass die nochmal jemand wehtut!"

Was zum Henker ist los mit dir...




















Wie ich zum Mörder wurdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt