Flashback

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Es schien so, als hätten die Avengers Rebeccas neue Freundschaft mit Rogers als Vertrauensbeweis gesehen,
Denn seit die beiden jeden morgen ihre Runden im Central Park drehten wurde die Stimmung im Gemeinschaftsraum des Stark- Towers immer freundschaftlicher.
Nicht nur dass das Kriegsbeil mit Steve endlich begraben war, Rebecca meinte langsam den anderen Avengers vertrauen zu können.
Langsam begann sie sich ein wenig zu öffnen, und sich so zu zeigen wie sie war:
Auch irgendwie nur ein Mensch.
Die langen Haare mit dem Schwarz- Weißen Muster hatte sie in einer radikalen Aktion mit Natashas Hilfe komplett abgeschnitten und in ihrer natürlichen Farbe nachwachsen lassen.
Seitdem trug sie die Rabenschwarzen Haare jeden Tag anders, mal im Bob, mal mit Pony.
Langsam wurden echte Freundschaften geschlossen, und Rebecca begann wirklich und echt glücklich zu werden.
Doch mit der zwischenmenschlichen Nähe begonnen langsam, ihre Erinnerungen zurückzukehren.
Erst langsam, da die Erinnerung an ein Gesicht, dort das Gefühl eines Kusses auf die Stirn, und dann plötzlich, mitten in der Nacht, mit voller Wucht.
Die ganzen ersten Jahre ihres Lebens prasselten gnadenlos über sie herein und trieben sie fast in die Verzweiflung.

So sehr, dass sie keine lange Zeit später wimmernd vor Steves Tür stand.
Er öffnete die Tür zum Glück schnell, wohl hatte er einen leichten Schlaf.
Als er Rebecca sah wurde seine Miene besorgt und ohne zu fragen zog er sie an sich.
Es machte ihm Angst wie diese verzweifelten Schluchzer ihren kleinen, zierlichen Körper schüttelten.
"Shhh, was ist passiert?"
"Es ist alles wieder da."
Flüsterte sie unter den Tränen mit erstickter Stimme.
Rogers ließ sie einfach ihren Gefühlen freien Lauf lassen, stand da und hielt sie.
Irgendwann merkte er, dass sie vor Erschöpfung kurz davor war einzuschlafen, also hob er sie hoch, wobei sie sich noch enger an ihn schmiegte, und trug sie in sein Bett.
Als er gerade gehen wollte um auf dem Sofa seines Appartements zu schlafen, hielt sie ihn an der Hand fest.
"Geh nicht weg!"
Flüsterte sie und in ihren Augen stand blanke Angst.
Vorsichtig legte sich Steve neben sie, bedacht darauf ihr nicht zu nahe zu kommen und sie sich bedrängt fühlen zu lassen.
Rebecca machte ihm einen Strich durch die Rechnung, denn sie kuschelte sich an seine Brust und war sofort eingeschlafen.
Selbst im Schlaf wimmerte sie ab und zu, und sobald sich Rogers im Schlaf aus Versehen von ihr entfernte wurde sie unruhig.
Morgens sahen sie beide aus wie Untote, mit tiefen Schatten unter den Augen und Rebeccas roten, verquollenen Augen.
Nach dem Aufwachen sagte sie kein Wort.
Sie hatte sich im Bett um ihr Kissen gerollt und starrte aus dem großen Panoramafenster im Schlafzimmer.
Steve stand derweilen auf und zog sich um, dann kam er zurück ins Schlafzimmer.
Er hockte sich vor sie hin und blickte sie besorgt an.
"Kommst du mit zum Frühstück? Oder kann ich dir irgendetwas bringen?"
Sie schüttelte schwach den Kopf.
"Danke."
Hauchte sie.
"Aber ich brauch einfach kurz... Abstand."
Steve nickte.
"Gut dann...geh ich."
"Musst du?"
"Nein, ich dachte ich soll..."
"Abstand von allen außer dir."
Rogers setzte sich neben ihren Beinen aufs Bett und blickte sie ein wenig verwirrt an.
Woher kam plötzlich ihr Vertrauen in ihn?
Für ihn hatte es sich immer so angefühlt als schätze sie seine Freundschaft zwar, war aber gleichzeitig nicht bereit sich ihm zu öffnen.

Keiner von beiden traute sich etwas zu sagen, denn keiner wusste was sie jetzt tun sollten.
Rebecca hatte noch schwer an den Erinnerungen zu kauen, aber sie wollte auf keinen Fall alleine sein.
Was auch immer das war, plötzlich verspürte sie eine tiefe Zuneigung zu Rogers, ganz anders als die zu Sergej, und wenn er in ihrer Nähe war fühlte sie sich gut.
Außerdem hatte sie sich bei ihm so geborgen gefühlt, so gemocht, und am liebsten hätte sie sich wie letzte Nacht bei ihm eingekuschelt und wäre für immer so liegen geblieben.
Steve aber würde wahrscheinlich reden wollen, über ihre Erinnerungen, und sie verstand das, aber wollte es nicht wirklich.
Ja, ihre Erinnerungen waren da und der Nebel über dieser Stelle in ihrem Hirn war verflogen, aber trotzdem schmerzten die Erinnerungen an ihre Eltern sehr.
Außerdem war da noch etwas, das gestern in den Erinnerungen an ihre Familie untergegangen war: Der Krieg.
Im Hintergrund ihrer Erinnerungen hatte sie immer wieder Schüsse und Schreie gehört, und bei der Vorstellung davon, absichtlich daran zu denken, packte Rebecca das nackte Grauen.

Um das unangenehme Schweigen, das entstanden war, zu beenden, rückte Rebecca näher an Steve heran und sah ihn auffordernd an.
Sie brauchte Ablenkung, egal welche.
"Erzähl mir was."
Steve bemerkte erst jetzt, wie aufgeregt er war.
Eine Frau und er in einem Bett, das letzte mal war lange her.
Natürlich hatte das hier einen ganz anderen Hintergrund, trotzdem konnte nicht leugnen dass es ihm gefiel ihr so nahe zu sein.
Rebecca verwirrte ihn vollkommen, ließ sich nicht durchschauen und ihn sich damit hilflos fühlen.
Bloßgestellt auch, aber verdammt, er mochte dieses Tigermädchen auf einmal sehr.
Etwas in ihm regte sich, etwas das er schon sehr, sehr lange nicht mehr gespürt hatte: Verlangen.
Natasha hatte oft versucht, ihn mit irgendwelchen Frauen zu verkuppeln, die zwar allesamt bestimmt toll gewesen waren, doch keine hatte diese Wildheit und dieses Selbstvertrauen gehabt wie Rebecca und Peggy zuvor.

Rebecca merkte, dass den Captain gerade etwas beschäftigte.
Er schien mit sich selbst zu ringen, so konnte sie ihn in Ruhe betrachten, auch wenn es ihr Herz zum rasen brachte.
Sergej und sie hatten Unmengen von Liebesfilmen gesehen, weil Sergej diese mochte und sie so die Menschen etwas besser kennen lernen konnte.
Doch nie zuvor hatte sie sich selbst so richtig an der Liebe beteiligt gefühlt, sie war immer das gewesen, was sie in den Filmen sah und sonst nicht.
Auch den körperlichen Aspekt des ganzen kannte sie nicht, wie denn auch, und ganz plötzlich sagte ihr etwas in ihrem inneren, das jetzt kennen zu lernen, ihr eigenes Bild zu bekommen.

Rebecca schüttelte den Kopf und sprang auf, wobei sie sich fast den der Bettdecke verheddert hätte.
Ihre Gedanken schwirrten, ihr Herz klopfte, und sie gab ihrem verwirrten Gemüt die Schuld an den so wilden Gedanken gerade eben.
"Ich brauche frische Luft. Kommst du mit in den Park?"
Sie gab sich mühe ihre Stimme ruhig klingen zu lassen.
Der Captain nickte dankbar.
Die so aufgeladene Stimmung war verflogen.

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