Aufregung

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Genau zwei Stunden später standen Rebecca und Sergej entschlossen auf dem Parkplatz.
Beide hatten sich, auch für sich selbst, gut zu geredet, und sie waren beide fest davon überzeugt, dass S.H.I.E.L.D eine gute Sache war. Sie hatten noch kurz die Möglichkeit gehabt, sich mit dem Professor zu unterhalten, und auch er hatte den beiden Mut verliehen, mit diesem Captain Rogers in einem Auto davon zu fahren.
Es war Rebecca fast ein wenig so vorgekommen, als wollte der Professor, dass sie zu Fury ging, damit sie höhere Möglichkeiten bekam.
Auf jeden Fall stand Rebecca auf diesem Parkplatz neben Sergej, einen Seesack über den Schultern, eine Topfpflanze in der Hand und feste Schnürschuhe an den Füßen.
Ihre Knie zitterten ein wenig, und es überkamen sie nun doch Zweifel.
Matthew war so erschüttert über die Nachricht gewesen, dass sie weggehen wollte...
Sie schüttelte den Kopf.
Sie musste an sich denken, einmal in ihrem Leben zumindest.
Rebecca rückte ihr Gepäck auf ihrem Rücken zurecht.
Im dem Seesack befanden sich nur wenige Dinge, ein paar Hosen, ein paar Tshirts, Kapuzenpullis und Unterwäsche.
Die Kleidung hatte Storm ihr gegeben, und sie reichte ihr.
Das grüne Kleid, das sie im Wald immer getragen hatte, hatte sie einer ihrer Zimmergenossinnen geschenkt.
Sie brauchte es nicht mehr.
Um ihren Hals baumelte jedoch immer noch eine Kette mit Eicheln statt Anhängern. Das Hanfband hatte sie gegen eine silberne Kette eingetauscht, und die Eicheln waren mittels kleiner Ösen in die Glieder der Kette gehängt worden.
Sie trug die Kette fast immer.

Suchend ließ sie den Blick über den Parkplatz schweifen.
Nur wenige Autos standen dort, und Sergej meinte, der Schwarze Geländewagen gehörte bestimmt zu S.H.I.E.L.D .
'Geheimorganisationen fahren immer Geländewägen' hatte er gesagt.
Schulterzuckend klopfte Rebecca an die verspiegelte Scheibe der Beifahrertür. Diese fuhr nach wenigen Augenblicken hinunter.
Sergej hatte Recht behalten, der Captain saß auf dem Fahrersitz und funkelte sie durch das heruntergelassene Fenster genervt an.
"Na steigt schon ein."
Murmelte er.
Das ließ Rebecca sich nicht zwei mal sagen.
Sie öffnete die Tür zur Rückbank, ließ Sergej hinein und setzte sich dann selbst auf den Beifahrersitz.
Als Sergej sich auf der Rückblickend ausstreckte und absichtlich ein wenig Leder zerkratzte, musste sich seine Freundin ein Lachen verkneifen.
Diese schnallte sich an und blickte dem Captain erwartungsvoll direkt in die Augen.
Sie tat das immer, und manche Menschen, so auch ihn, verwirrte es, so direkt angestarrt zu werden.
Es fühlte sich an, als würde Rebecca in sie hinein blicken, und dabei lagen sie gar nicht mal so falsch: In der Tat wusste Rebecca durch ihre Fähigkeiten oft ein bisschen mehr über einen Menschen.
Sie wusste, ob er gerade log, oder ob er hungrig war.
Das verrieten ihr schon die Geräusche, genauer die des Herzschlags und die der Gedärme.
Ohne Worte wandte Rogers seinen Blick durch die Windschutzscheibe und startete den Motor.
"Wie lange fahren wir?"
Rebecca war neugierig auf das, was sie erwartete.
"Etwa eine Stunde."
Wurde ihr knapp Antwort gegeben.
Eingeschnappt begann sie, in ihrem Seesack herumzukramen.
Schließlich wurde sie auch fündig, auffällig raschelte sie mit einer mit Erdbeersamen gefüllten Dose herum.
Ein paar davon entnahm sie der Dose und drückte sie im Topf neben der Pflanze auf ihrem Schoß in die Erde.
Dann berührte sie die Erde über den Samen, schloss die Augen, und plötzlich begannen aus der Erde kleine grüne Sprösslinge zu wachsen, die schnell zu großen Erdbeerpflanzen wurden.
Währenddessen lächelte sie die ganze Zeit.
Rogers hatte dieses Procedere so beeindruckt und wieder verwirrt, dass er nun, da die Erdbeeren viel zu unnatürlich schnell reif waren, Probleme hatte, sich wieder auf die Straße zu konzentrieren.
Unbeeindruckt begann Rebecca, abwechselnd sich eine der Erdbeeren in den Mund zu stecken, oder zu Sergej auf die Rückbank zu werfen.
Der schnurrte zufrieden.

Wie kannst du so entspannt sein?

Zwar war Rebecca nicht angespannt, aber doch ein wenig, wenn nicht sogar sehr aufgeregt, auf ihr wohl neues Zuhause. Wie sollte sie es sonst nennen?
Ein Zuhause war für sie, wo man fest wohnte.
Das war zuerst der Wald gewesen und dann die Schule von Professor X.

Ich kann eh nichts an dem Shield Ding ändern bis wir hinkommen, also warte ich's ab.

Pfff. Wir werden da wohnen!

Und? Bei Professor X haben wir auch gewohnt und das war toll. Übrigens wird dich Matthew ziemlich vermissen.

Du sollst nicht in seinem Kopf schauen habe ich dir schon tausend mal gesagt! Er ist so freundlich und öffnet sich, um sich mit dir unterhalten zu können, und du nutzt das aus.

Man musste nicht in seinen Kopf schauen um das zu merken.

Rebecca verstummte. Auch sie würde Matthew vermissen, aber etwas komplett neues wartete auf sie, und sie freute sich unglaublich darauf.
Sie fuhren wirklich nicht lange, die Fahrt verging schnell mit Gesprächen mit Sergej und mit süßen Erdbeeren.
Die S.H.I.E.L.D Zentrale befand sich in einem hohen Turm mitten in New York, einer große Stadt, von der Matthew Rebecca schon viel erzählt hatte.
Sie interessierte jedoch nicht wo die Zentrale war, sondern was darin passierte.
Durch eine Tiefgarage fuhren sie in das Gebäude, dann fuhren sie mit einem Aufzug in die oberste Etage.
Was auch immer sie jetzt erwartete, sie würde gleich dort sein.

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