Kapitel 27 ~ Spionageeinheit

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Am nächsten Tag machten wir uns gleich mit neuem Mut daran unsere Spur weiter zu verfolgen. Etwas anderes hatten wir schließlich nicht in der Hand. Ich fühlte mich zwar gerädert, als hätte ich eine Woche lang durchgefeiert (nicht, dass ich das schon einmal getan hätte, aber so stellte ich mir das zumindest vor) da ich in der Nacht nicht wirklich zur Ruhe gekommen war und einfach nur gehofft hatte, dass Finn in meinen Träumen nichts von meinen neu entdeckten Gefühlen für ihn herausfand, aber trotzdem war ich mit Feuereifer bei der Sache. Endlich tat sich etwas in dieser Angelegenheit hier und es ging zumindest ein kleines bisschen voran. Dies brachte uns dazu gleich neue Pläne für den heutigen Tag zu schmieden.

"Sollen wir die Futurecompany Berlin beschatten, den Geheimbund oder doch lieber das Forschungszentrum, aus dem ich geflohen bin?", überlegte Finn gerade grübelnd, während er sich einen Löffel Cornflakes in den Mund schob. Etwas Milch lief ihm dabei das Kinn hinunter und er wischte sie schnell weg. Ich schmunzelte. Er liebte diese Dinger einfach, was ich nicht so ganz verstehen konnte. Sie schmeckten doch nach überhaupt nichts, vor allem, wenn sie bereits aufgeweicht waren! Mich erinnerte es irgendwie an alte Pappe. Doch Finn war der festen Überzeugung, dass Cornflakes nach Freiheit schmeckten. Naja, wenn er meinte. Die Geschmäcker waren bekanntlich ja verschieden. Zum Glück. Sonst wäre das Leben auch um einiges langweiliger gewesen.

"Emmiiiii?", fragte er vorsichtig, wobei er das "i" übertrieben in die Länge zog, was sich seltsamerweise aber doch wieder irgendwie verdammt süß anhörte. Aber um ehrlich zu sein hörte sich aus seinem Mund alles süß an, wie ich zugeben musste.

"Ähm, was hast du gesagt? Ich habe gerade nachgedacht, tut mir leid", entschuldigte ich mich etwas zerknirscht. Finn schüttelte daraufhin lächelnd den Kopf, wodurch man seine niedlichen Grübchen in seinen Wangen deutlich erkennen konnte, die mir mittlerweile so vertraut waren. Ich hätte es zwar nie für möglich gehalten, aber mittlerweile wollte ich Finns Nähe nicht mehr missen. Ein verträumter Ausdruck erschien auf meinem Gesicht, was ich beim besten Willen nicht verhindern konnte.

Finn wiederholte die Frage noch einmal geduldig, wobei ich mich wirklich konzentrieren musste, um ihm folgen zu können. Ich zuckte jedoch bloß unschlüssig mit den Schultern und hatte keine Ahnung welcher Spur man nun zuerst nachgehen sollte. Schließlich schienen sie alle vielversprechend zu sein. Jeder der drei Ansätze hätte uns theoretisch weiter bringen können. Und außerdem durften wir auch nicht die Möglichkeit außer Acht lassen, dass Finn etwas falsch interpretiert hatte und Marianne gar nicht mit meinem leiblichen Vater, sondern jemand Fremden in meiner Wohnung gewesen war, der mir seltsamerweise ein wenig ähnlich sah. Das hörte sich zwar selbst in meinen Ohren etwas unwahrscheinlich an, aber wer wusste schon noch, was das Leben noch alles für Überraschungen für mich übrig hatte? Mich wunderte langsam gar nichts mehr.

"Fragen wir doch einfach die NSA. Die wird uns sicherlich sofort weiterhelfen können", scherzte ich breit grinsend.

"Super Idee! Dass ich da nicht früher draufgekommen bin! Du bist ein Genie! Ich rufe sie gleich an. Warte kurz, ich glaube ich habe sie bei meinen Favoriten auf der Kurzwahltaste abgespeichert", lachte Finn glockenhell auf, was meinen ganzen Körper in eine angenehme Aufregung versetzte. Es fühlte sich an, als würde er vibrieren. Das war wirklich unglaublich!

"Nein, nein nicht nötig. Wir schreiben einfach eine WhatsApp Nachricht mit den Worten Anschlag, Massenvernichtungswaffe, Auserwählte der Dreamer, verbotener Impfstoff, Entführung und versuchter Mord. Dann werden sie sicher bald an unserer Haustür klingeln", schlug ich vor, was Finn ein erneutes, herzhaftes Lachen entlockte. Am liebsten hätte ich laut aufgeseufzt. Mein neu gewonnener Helfer sah so wunderschön aus, wenn er einfach nur ausgelassen und glücklich war. Er wirkte dann so frei, leicht und unberührt. Es gefiel mir ihn ganz ohne die Schatten erleben zu dürfen, die sich manchmal wie aus dem Nichts über sein Gesicht legten und es verdüsterten. Dann war ich mir nämlich nicht einmal mehr wirklich sicher, ob er nun überhaupt noch anwesend oder bereits an einem ganz anderen Ort, in einer ganz anderen Zeit gelandet war. Eine Zeit, die ihm viel zu viel abverlangt hatte und ihn noch immer bis in die Träume anderer verfolgte, wie ich leider nur viel zu genau wusste. Vor allem, da er nun langsam realisierte, was er tatsächlich alles verpasst hatte. Es musste schon weh tun zu merken, dass einem 22 Jahre seines Lebens gestohlen worden waren. Daher erschienen diese kleinen Momente hier auch noch um so kostbarer.

I'm a Dreamer - ErkenntnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt