Mit seiner Fingerspitze fährt er meine Lippen nach. Geradeso verkneife ich mir ein leises, aber hörbares, wohliges seufzen.
„Ich weiß, dass du dich auch zu mir hingezogen fühlst.", flüstert er und zwinkert mir zu. Mein Blick fällt auf den Drink in seiner Hand.
„Was ist das?", möchte ich wissen, um für ein anderes Thema zu sorgen. Ich will nicht, dass er denkt, er hätte mich schon halb in seinem Bett, denn das hat er nicht. Er folgt meinem Blick.
„Weiß nicht. Alice hat es gemixt."
Ich nicke.
„Ist er gut?"
„Willst du probieren?" Ich lächle etwas zurückhaltend und nicke. In meiner Tasche beginnt es zum tausendsten Mal zu vibrieren.
„Warte" Ich krame mein Handy raus und hebe ab.
„Wieso bist du nicht ans Handy gegangen?"
„Dir auch Hallo Mike."
Er lacht.
„Alles Gute zum Geburtstag."
„Danke dir." Ich muss lächeln.
„Hast du schon was vor?", fragt er zögernd, fast schon unsicher.
„Tut mir leid, ich bin mit einer Kollegin etwas trinken gefahren. Ich muss auflegen, Mike. Ich rufe dich morgen an."
Das einzige, was ich noch zuhören bekomme, ist ein „Ok". Er wird mir nicht sauer sein. Ich kenne ihn. Er wird ein paar Tage schmollen und nachdem ich es mit einem Abend, den wir verbringen, gut gemacht habe, verzeiht er mir sicherlich.
Ich stecke das Handy zurück in die Tasche und drehe mich zu Lucifer um. Er nimmt einen Schluck und stellt das Glas wieder ab. Dann beugt er sich zu mir und presst seine Lippen auf meine. Ich fühle etwas kaltes auf meinen Lippen und öffne automatisch den Mund. Eine kalte Flüssigkeit fließt hinein. Es schmeckt nach Kirsche, etwas scharfem und Wodka. Bevor ich es verhindern kann, schiebt sich Lucifers Zunge in meinem Mund. Grob weise ich ihn zurück, indem ich mich von ihm presse und beinahe vom Stuhl falle. "Hast du sie noch alle? Du kannst mir nicht einfach deine Zunge in den Hals schieben!"
Seine Augen funkeln belustigt.
Er reicht mir sein Glas.
"Komm her. Willst du nochmal kosten?"
"Nein, danke.", zische ich ihn an und schiebe den Barhocker ein paar Zentimeter zur Seite, um ihm nicht mehr so nahe zu sein und damit er keine Chance hat, das nochmal zutun.
„Wer ist eigentlich Mike?", will Lucifer wissen.
„Ein Freund.", antworte ich.
„Was wollte er von dir?"
„Mir zum Geburtstag gratulieren.", sage ich und zucke mit den Schultern. „Was geht dich das eigentlich an?"
„Eine Menge."
„Ich kenne dich erst seit heute Morgen."
„Ich kenne dich bereits seit 21 Jahren." Ich muss ungläubig lachen.
„Gruselige Vorstellung."
„Unsterblichkeit hat so seine Vorzüge."
Da ich nicht erwidere, fragt er:„Wo wohnst du?"
„Verrate ich nicht."
„Das könnte ein Problem werden, wenn ich dich nachher nach Hause fahre."
„Tut mir leid, aber ich fahre mit dem Taxi." Alice stellt uns eine Flasche Whisky vor die Nase, was mich zusammenzucken lässt.
„Noch ein Drink?", lautet ihre Frage, die an Lucifer gerichtet ist. Dieser nickt, leert sein Glas und hält es ihr hin, damit sie ihm nachschenkt. Sie bietet mir ebenfalls davon an, doch ich lehne dankend ab.
"Kommt nicht in Frage. Ich fahre dich und..." Er denkt kurz nach, doch ihm fällt ihr Name nicht ein.
"Mell", sage ich und verdrehe die Augen.
"Genau. Mell." Er grinst verschwörerisch. Hoffentlich versucht er nicht auch noch sie ins Bett zu bekommen. Ich seufze und leere mein Glas Wein.
"Noch ein Glas?" Ich schüttele den Kopf.
"Nein. Keine gute Idee. Und du solltest nicht mehr fahren, denn du hast bereits getrunken." Ehrlich gesagt, hätte ich schon noch Lust auf ein Glas, aber ich weiß, dass der Abend dann nicht gut endet. Vor allem möchte ich nicht betrunken sein, wenn ich nachhause komme. Ich will meiner Mum nicht erklären müssen, dass ich Lucifer getroffen habe und mit ihm in seine Bar gegangen bin, wo er versucht hat, mich zu verführen. Wenn ich genauer darüber nachdenke, klingt das alles völlig absurd. Ich sitze mit dem Teufel an einer Bar und trinke etwas mit ihm, während wir uns ein wenig unterhalten und er versucht mich ins Bett zu kriegen. Ich verkneife mir ein grinsen und halte Ausschau nach Mell, denn ich möchte jetzt gehen.
Er lacht leise und leert sein Glas. "Ich vertrage um einiges mehr als ihr Menschen. Also zerbrich dir nicht den Kopf darüber, ob ich euch heil nach Hause bringe, Liebes."
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My Destiny
Romance"Glaub ihm nicht. Er lügt." Lilith war achtzehn, als sie die Wahrheit über sich und über ihre Herkunft erfuhr. Halb Mensch und halb Dämon. Gesegnet mit unvorstellbarer Macht. Jung und unerfahren in Sachen Liebe, Begehren und Leidenschaft, bis der g...