„Fühlt euch wie zu Hause. Das Badezimmer ist gleich dort drüben den Gang rechts.", meint Lucifer, sobald sich die Fahrstuhltüren geöffnet haben und ich mit offenem Mund stehen bleibe. Direkt wenn man rein kommt, befindet man sich in einem riesigen Wohnzimmer, samt Kamin, einer riesigen Bar und Panorama Fenster wo das Auge hinreichen. Das Appartment ist alt/modern angehaucht. Er hat eine offene Küche, die direkt ins Wohnzimmer verläuft. An den dunkelroten Wänden hängen mehrere alte Gemälde und eingerahmte Zeichnungen verschiedenster Dinge. Der Boden besteht aus edlem Holz, der wahrscheinlich unfassbar gut gepflegt werden muss. Ein riesiger, funkelnder Kronleuchter hängt an der Decke. Ich komme aus dem staunen kaum heraus. Rechts neben mir befindet sich ein Gang, der in weitere Räume führt, die ich am liebsten alle erkunden würde und wenn ich geradeaus blicke, befindet sich ungefähr zehn Meter entfernt ein weiterer langer Gang und hinter der riesigen Ledercouch hängen Seidene Gardinen von der Decke, die in einen weiteren, offenen Raum führen. Mehr als Bücher und einem Billardtisch erkenne ich von hier drüben nicht, denn ich stehe mit Landon zusammen immer noch wie angewurzelt da. Sind wir denn die einzigen hier, die völlig überfordert mit so viel Luxus sind?
„Ok, ich bin sprachlos.", sage ich zu Landon, während es sich die anderen bereits auf der Couch gemütlich machen.
Irgendwann als ich es geschafft habe, aus dem staunen wieder herauszukommen, lasse mich auf einen der beiden Ledersessel nieder, während Josie die Getränke macht und Lucifer die Terrassentür öffnet, um frische Luft rein zu lassen. Er geht hinaus und zündet sich eine Zigarette an.
„Ich komme gleich wieder", sage ich zu den anderen, die bereits voller Vorfreude auf ihre Getränke warten. Doch gerade als ich hinaus auf die wunderschöne Terrasse gehen möchte, hält Josie mich ab und drückt mir mein Getränk in die Hand.
„Bevor ich die Getränke verwechsle gebe ich dir deines. Ohne VB natürlich." Sie drückt mir einen Kuss auf die Wange und grinst mich an. „Und kannst du mir beim tragen helfen? Ich habe uns auch noch Shots gemacht."
Bevor ich ihr in die Küche folge, schaue ich nach Lucifer, der telefoniert und seine Zigarette, vermutlich in einem Aschenbecher, ausdrückt. Auf dem Weg in die Küche trinke ich einen großen Schluck und verziehe das Gesicht.
„Du hättest mich die Getränke machen lassen sollen." Sie schaut mich fragend an.
„Zu viel Tequila.", erkläre ich und lächle. Mit den Schulter zuckend gibt sie in jedes Glas etwas VB, als plötzlich laute Musik angeht und kippt beinahe vor Schreck alle Getränke von der Kücheninsel.
„Sorry!", brüllt Mike und macht die Musik etwas leiser. Ich schlürfe an meinem Getränk und setze mich auf einen der Hocker.
„Woher kennt ihr euch wirklich?", frage ich Josie.
„Ich hatte eine Zeit lang etwas mit seiner Freundin Alice und das mit der Orgie war nicht gelogen. Sie hat mich mit zu ihm genommen und ich denke, die Einzelheiten möchtest du nicht wissen." Sie drückt mir einen hell rosa Shot in die Hand.
„Was ist das?"
„Pinker Tequila. Und woher kennt ihr euch? Ihr habt vorhin sehr vertraut gewirkt.", erkundigt sie sich und ich schaue zu den anderen rüber. Lucifer ist immer noch draußen.
„Er... na ja, es ist kompliziert." Sie nickt, bevor sie ihr Shotglas gegen meines stoßt und ihn dann austrinkt. Ich mache es ihr gleich. Ich bin bereits angetrunken und der Abend fängt erst an.
Ziel erreicht. Darauf trinke ich noch mehr.
„Ich glaube er ist verliebt in dich." , meint Josie plötzlich und ich verschlucke mich beim trinken und fange an zu lachen und husten gleichzeitig. Sie kommt zu mir, um mir auf den Rücken zu klopfen.
„Lucifer ist vieles, aber ganz sicherlich nicht in mich verliebt.", erwidere ich, als ich aufgehört habe zu husten und trinke noch einen Schluck. Sie wirkt nicht unbedingt so, als würde sie mir glauben.
„Wieso denkst du das?"
Sie zuckt mit den Schultern und wirkt niedergeschlagen. „Die Art wie er dich ansieht. Als gäbe es nur dich und ihn... als wärt ihr beide allein in einem Raum voller Menschen, falls du verstehst, was ich meine. Und außerdem probiere ich es seit drei tagen ihn ins Bett zu kriegen, er lässt mich aber immer abblitzen." Was?
„Die anderen sind durstig, seid ihr fertig mit den Getränken und den Mädchengesprächen?"
Ich habe Lucifer gar nicht kommen sehen, ebenso wenig wie Josie, denn ihr Blick verrät, dass sie hofft, er hat nichts gehört.
„Wenn du schon mal hier bist, kannst du beim tragen helfen.", sage ich zu ihm und drücke ihm zwei volle Gläser in die Hand.
Mir ist so angenehm warm auf einmal.
Kommt das vom Alkohol?
Wovon denn sonst?
Sieht er mich wirklich so an?
Er hat Josie wirklich abblitzen lassen?
Ich denke an zu viele Sachen, dabei will ich nicht nachdenken. Heute möchte ich Spaß haben.
Nachdem alle ihre Getränke haben und sich jeder einen Shot gegönnt hat, gehe ich zur Musikanlage und drehe die Musik etwas lauter. Die anderen unterhalten sich und sind bereits ganz aufgeregt.
„Wie lange dauert es denn, bis die Wirkung einsetzt?", fragt Mike ungeduldig.
„Warts ab. Wenn dir warm wird, geht's los.", erwidert Mell, nimmt den Strohhalm aus ihrem Getränk und ext ihr Glas. Kurz darauf schüttelt sie sich.
„Josie, du hättest Lilith die Getränke mixen lassen sollen.", sagt sie zu ihr und Josie verdreht ihre Augen.
Ich setze mich neben Mike auf die Couchlehne. Als er eine Hand auf meinen Oberschenkel legt, kribbelt es an der Stelle und ich kichere.
„Das kribbelt!", sage ich und schiebe sie weg, nur um danach fasziniert festzustellen, was für schöne Haare er hat. Dunkelblond, voll und bestimmt total weich. Nach kurzem zögern fahre ich mit meiner Hand durch seine Haare. Ich hatte recht. Sie sind unfassbar weich. Fast wie Seide. Und sie riechen so gut.
„Ist alles ok bei dir?", fragt er mich lachend, als ich an seinen Haaren rieche, ehe ich sein Gesicht mit beiden Händen packe, damit er mich ansieht.
„Ist dir auch so warm?", flüstere ich. Stirnrunzelnd fühlt er meine Stirn und schaut zu Josie. Ich folge seinem Blick. Alle schauen uns an. Lucifers Augen sind schmal und seine Lippen zu einer geraden Linie gepresst.
„Hast du ihr was gegeben?", will Mike von ihr wissen.
Hat sie mir was gegeben? Wovon reden die beiden?
„Josie!", knurrt Lucifer wütend und ich ziehe einen Schmollmund.
„Warum so miesepetrig?"
Es geht mir hervorragend. Ich könnte die Welt umarmen. Ich würde am liebsten jeden hier einen fetten Kuss geben- sogar Lucifer. Vor allem ihm.
„Du weißt ganz genau, warum." Er steht auf und zieht Josie auf die Beine.
„Was soll der scheiß, Josephine?", schnautzt er sie an. Josie hingegen scheint das Problem nicht zu verstehen und schaut zu mir rüber. Mike zieht mich plötzlich auf seinen Schoss und schaut mich forschend an.
„Was ist?", will ich lachend von ihm wissen, bevor er mit seinem Finger auf meine Nase stupst.
„Du hast eine süße Nase." Das VB fängt auch bei ihm an zu wirken.
Für einen kurzen Moment, scheint die Wirkung nachzulassen... und ich stehe von seinem Schoss auf, nur damit Josie mich im nächsten Moment in eine Umarmung zieht.
„Genieß es!" Dann lässt sie mich los und dreht die Musik lauter, bevor sie Mikes Hand nimmt, ihn von der Couch hochzieht und mit ihm tanzt. Und ehe ich mich versehe, steht Lucifer vor mir, schmeißt mich über seine Schulter, bevor ich überhaupt die Möglichkeit habe, mich zu wehren und marschiert irgendwo mit mir hin. Wo meinte er, soll die Toillette sein, denn ich glaube, dort gehen wir gerade hin.
„Luuuuuuucifer", stöhne ich und will runter gelassen werden. „Ich will auch tanzen!"
Doch dann befinden wir uns bereits im Badezimmer. Er lässt die Tür zuknallen, bevor er mich runter lässt, zum Klo geht und den Deckel aufmacht.
„Steck dir den Finger in den Hals.", verlangt er und ich fange an zu lachen.
„Wieso denn? Es geht mir gut!", versichere ich ihm und schließe den Deckel wieder, doch er packt meine Hand, bevor er mich ernst ansieht und ich gebannt von seinen schönen tiefblauen Augen bin.
„Du weißt, was beim letzten mal passiert ist." Ich nicke, doch ich höre ihm nicht zu. Zu sehr bin ich von seinen Augen fasziniert und seinem perfekten Gesicht. Er hat so perfekte Wangenknochen. Ob ihm das schon mal jemand gesagt hat?
„Lucifer?", hauche ich, komme ihm noch näher und atme diesen verführerischen Duft ein. Es ist, als wäre meine Wut auf ihn und auf alles einfach weg. Ich versuche mich an das Gefühl von Wut zu erinnern, wenn ich ihn ansehe. Doch ich fühle nur Zuneigung. Für ihn, für Josie... ich sollte auf die beiden so wütend sein. Auf ihn, weil er mir das Herz gebrochen hat und auf Josie, weil ich kein VB nehmen wollte. Stattdessen will ich ihn umarmen und zusammen mit Josie tanzen, so wie damals auf der Highschool.
Lucifer nickt und schluckt, als ich seinem Gesicht mit meinem näher komme.
„Lilith?"
„Wiiiieesooo bist du so miesepetrig?", schmolle ich und er lächelt, bevor sein Gesichtsausdruck so aussieht, als würde ihm etwas begreiflich werden.
„Sie hat mir was in den Scotch getan.", stellt er gerade fest, bevor er meine Hand loslässt und sich durch die Haare fährt.
„Wolltest du das nicht?"
Er schüttelt seinen Kopf und weicht meinem Blick aus.
„Es fühlt sich doch gut an. Keinen Hass zu verspüren..." Es ist nicht nur das. Mein Körper kribbelt, ich nehme alles viel intensiver wahr... Ich empfinde so unfassbar viel Liebe... doch dann wird mir schwindelig. So schwindelig.
Ich erinnere mich,.... erinnere mich... Lilian... Ich werde sie umbringen. Ich werde ihn umbringen!
Mit wackligen, schwachen, zitternden Beinen krieche ich aus der Wanne voller Blut. Das Feuer in mir brodelt. Meine Hände zittern... ich kann die Stimmen noch immer hören... Die Stimmen... Der Schmerz... Mein Tod und mein Erwachen... Ich werde sie umbringen! Ich werde sie alle umbringen! Ich schreie den Schmerz heraus, das Leid und die Qualen...falle auf die Knie, bevor ich meine Macht fühle... Wie sie zurückkehrt... Viel mächtiger... Viel stärker...
Töte sie! Töte sie! Töte sie!
Die Stimmen wollen nicht verschwinden, sind immer noch da. Es ist dieses Haus, dieses verfluchte Haus. Es hat mich verrückt gemacht. Ich schlage mit der Faust auf den Betonboden und hinterlasse ein schwarzes Loch.
Nein.
Nein.
Es war nicht dieses Haus. Es war das warten... das warten auf meinen eigenen, unausweichlichem, qualvollem Tod.
„Lilith!"
Ich räuspere mich und schaue Lucifer an. „Was?", frage ich. Irgendwas war eben komisch. Als wäre ich kurz weg gewesen, dabei stehe ich immer noch an Ort und Stelle. Nur Lucifer steht direkt vor mir und hält mein Gesicht in seinen Händen. Er ist mir so unfassbar nahe und ich merke erst jetzt, dass ich mich an seinem schwarzen Hemd festgekrallt habe.
„Hast du mir zugehört?", fragt er schmunzelnd und streichelt mit seinem Daumen über meine Wange. Ein schönes Gefühl.
„Ich war irgendwie kurz weg", murmle ich.
„Hast du etwas gesehen?"
Hab ich das? Meine Erinnerungen sind undeutlich. Verschwommen.
„Da war dieser Geruch. Metallisch und beißend. Er war überall.", erzähle ich ihm.
„Hattest du schon mal Visionen?", will er von mir wissen.
Visionen? Ich will nicht über sowas sprechen. Ich will nicht. Ich will zurück zu den anderen.
„Lass uns zurück gehen. Ich will tanzen."
Doch er hält mich beim gehen fest.
„Bleib heute Nacht bei mir", bittet er mich zaghaft und ich drehe mich zu ihm um.
„Ich schlafe nicht mit dir, Lucifer."
Er schüttelt seinen Kopf. „Bleib einfach bei mir.", bittet er mich mit etwas mehr Nachdruck in seiner Stimme und ich nicke. Bin verwirrt und froh gleichzeitig, dass er mich bei sich haben will. Hier, in seinem zu Hause. Er will seine Regel brechen. Er verbringt niemals die ganze Nacht mit einer Frau.
„Damit brichst du deine Regel.", erinnere ich ihn und er zieht mich plötzlich an sich. Er umarmt mich. Fest, aber zärtlich. Das VB wirkt. Er fühlt es auch. Dieses Verlangen nach Nähe. „Ich weiß"
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My Destiny
Romance"Glaub ihm nicht. Er lügt." Lilith war achtzehn, als sie die Wahrheit über sich und über ihre Herkunft erfuhr. Halb Mensch und halb Dämon. Gesegnet mit unvorstellbarer Macht. Jung und unerfahren in Sachen Liebe, Begehren und Leidenschaft, bis der g...