Kapitel 10

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Selbst nachdem ich in drei Läden war, habe ich nichts Passendes gefunden. Ich gebe auf mir etwas Neues zu kaufen. Es ist mir völlig egal, ob ich unpassend gekleidet sein werde. Wenn es ihm nicht passt, werden wir im Ideal Fall nicht ausgehen und er sieht ein, das ich nicht sein Typ bin. Wie könnte ich überhaupt je sein Typ sein? Ich kann zwar behaupten, nicht gerade hässlich zu sein, doch wirklich als schön oder besonders hübsch, kann ich mich nicht bezeichnen. Eher durchschnittlich. Das einzige Besondere an mir, sind meine dunkelbraunen, fast schwarzen, lockigen Haare, die nie so wollen, wie ich es gern hätte.

Als ich zu Hause bin, sind meine Eltern nicht da. Wahrscheinlich sind sie essen gefahren, wie so oft am Freitag. Die beiden sind nach dreißig Jahren Ehe immer noch unsterblich in einander verliebt. Ich hoffe, eines tages liebt mich auch jemand so sehr, wie mein Vater meine Mutter liebt.
Bevor ich mich umziehe gehe ich duschen Als ich damit fertig bin, frische ich mein Make-Up auf und ziehe mir eine schlichte dunkelrote Bluse und eine schwarze Röhrenjeans an. Das nächste Mal, als ich auf die Uhr sehe, ist es bereits kurz vor sechs. Ich bin angespannt. Oder Aufgeregt. Vielleicht auch beides. Damit ich mich nicht allzu dumm anstelle, trinke ich zwei Gläser Scotch, den mein Vater im Wohnzimmer zu stehen hat. Tatsächlich hilft es und ich fühle mich deutlich lockerer als vorher.

Ich sehe auf die Uhr. Noch 4 Minuten. Ich schenke mir ein weiteres Glas ein, als es plötzlich an der Tür klingelt. Für einen Moment, spiele ich mit dem Gedanken, einfach nicht aufzumachen. So zu tun, als wäre ich nicht hier. Dann merke ich, das ich im Wohnzimmer stehe, den Blick in den Gang zur Haustür gerichtet. Das Wohnzimmer ist hellbeleuchtet und wie ich vermute, kann man meine Silhouette genau von dort draußen erkennen.

Ich stehe hier.

Wie ein Depp, mit der Scotch Flasche in der linken und dem Glas in der rechten Hand und starre den langen Gang entlang, bis zur Haustür.

Ich bete zu Gott, dass er mich nicht sehen kann. Gott kann dir nun nicht mehr helfen. Ich stelle den Scotch und das Glas zurück, dort wo ich es herhabe. Dann gebe ich mir einen festen Ruck. Bevor ich die Tür öffne, käme ich mir mit den Fingern durchs Haar und streiche meine Bluse glatt.
Erst dann, als ich damit fertig bin, öffne ich die Tür und blicke einem grinsenden Lucifer entgegen. Er sieht mich an. Er bemüht sich, nicht zu lachen. Innerlich schäme ich mich, doch der Alkohol verhindert glücklicherweise, dass ich erröte.
„Hör auf zu lachen", sage ich ruhig und schließe vorsichtig Tür hinter mir. Er hält mir die Hand hin. Dann mustert er mich und lässt sie sinken. Sein Gesichtsausdruck wirkt düster, in der Dunkelheit.
„Wieso bist du nicht angemessen gekleidet?"
Ich sehe an mir herab, danach mustere ich ihn genauer. Er trägt einen perfekt Sitzenden, schwarzen Anzug mit einer Silbernen Krawatte und glänzenden Manschettenknöpfen. Nur an den Oberarmen spannt er ein wenig, sonst passt er ihm wie angegossen.
„Gefällt dir, was du siehst?" Meine Augen treffen seine und ich werde rot. So wie es scheint, hatte ich nicht genug Alkohol.
„Ich hatte nichts passenderes", sage ich und deute auf mich selbst.
„Das sehe ich."
Ich beiße mir auf die Unterlippe.
Er sieht mich genauer an. Erst meine Hose, die Bluse und dann mein grauenhaftes Haar. Er streckt eine Hand danach aus und spielt mit einer Haarsträhne, zwischen seinen langen Fingern.
„Du hast schönes Haar."
„Danke. Aber fass es nicht an." Ich schüttle meinen Kopf, damit er es loslässt.
„Gehen wir?"
„Wieso so voreilig?" Er grinst neckisch.
„Ich will einfach den Abend hinter mich bringen."
Ganz unerwartet nimmt er meine Hand, die ich ihm zögernd wieder entziehe.
„Ich denke, wir sollten erst einmal essen gehen.", sage ich und gehe zu seinem Auto. Ich öffne die Tür selbstständig und steige ein.
Als auch Lucifer einsteigt und losfährt, werde ich nervös. Wer wäre an meiner Stelle wohl nicht nervös, schließlich gehe ich mit dem Teufel essen. Ein Date. Ein sehr unfreiwilliges Date.
„Wo fahren wir hin?"
„Es ist nicht weit."

Minuten, die sich wie Stunden anfühlen verstreichen, während ich aus dem Fenster starre. Es ist still im Auto. Ich kann bereits meinen eigenen Herzschlag hören. Ich versuche mich daran zu erinnern, wann ich das letzte Mal so nervös war. Ich glaube das war beim Abschlussball, als Joel mich gefragt hat, ob ich mit ihm dorthin gehen will. Der Abend war grauenvoll. Joel, der Junge, für den ich die ganze neunte Klasse geschwärmt habe, war ein Idiot, der nur an das eine interessiert war. Er unterscheidet sich nicht viel, mit dem Mann, der gerade neben mir sitzt. Außer das Lucifer um einiges schärfer ist als Joel. Und das ich Joel doch tatsächlich im betrunkenen Zustand ran gelassen habe. Das wird mir mit Lucifer nicht passieren. Das schwöre ich mir.
„Wir sind da.", verkündet Lucifer und sieht mich an. „Bereit?"
„Hm"

My DestinyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt