Kapitel 28

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Die Mittagspause verbringe ich heute allein, weil Mell sich krank schreiben lassen hat. Sie ist nicht krank, sie möchte nur ein paar Tage mit Taylor verbringen.
Also sitze ich für die nächsten drei Tage allein hier und versuche meine Zeit sinnvoll zu nutzen.
Ich gehe schnell zu Starbucks, hole mir einen Chai Latte und einen Blaubeermuffin.
Landon sieht müde aus, als er mir alles hinreicht und redet viel weniger als sonst. Er erzählt mir nur schnell, dass ein Pärchen nebenan bei ihm eingezogen ist und die beiden öfters, mitten in der Nacht, laut Musik hören. Deshalb kriegt er kaum noch ein Auge zu. Er tut mir leid. Ich schenke ihm ein aufmunterndes Lächeln und lasse ihm fünf Dollar Trinkgeld da, die er erst nicht annehmen möchte, aber ich nehme es auch nicht mehr zurück, weshalb er sich geschlagen gibt und es ins Gemeinschaftsglas steckt.
Beim raus gehen fällt mir auf, dass ich seit Ewigkeiten nicht mehr auf mein Handy gesehen habe.
Ich habe vier Nachrichten. Drei von Mike, die ich mir als erstes durchlese.

Name: Mike Mikelson
Zeit: 09: 13 Uhr

Tut mir leid wegen gestern. Ich hatte zu viel getrunken...

Ich öffne die zweite.


Name: Mike Mikelson
Zeit: 09:43 Uhr

Bist du wütend? Es tut mir wirklich leid. Es kommt nicht mehr vor, versprochen. Bitte schreib mir, wenn du kannst.

Er tut mir leid. Ich glaube zwar nicht, dass allein der Alkohol schuld war, aber ich bin ihm trotzdem nicht sauer. Er ist mein bester Freund; mein einziger, richtiger Freund, mit dem ich über alles rede.
Ich lese mir die dritte durch.

Name: Mike Mikelson
Zeit: 11:34 Uhr

Ich kann verstehen, dass du sauer bist, aber bitte melde dich, damit ich weiß, ob alles gut zwischen uns ist oder ob du mich nicht mehr sehen willst. Das gestern hatte für mich nichts zu bedeuten. Ich weiß auch nicht, wieso ich dich küssen wollte. Alkohol ist scheiße. Ich lasse vorläufig die Finger davon weg. Bitte schreib mir zurück


Ich weiß nicht, was ich schreiben soll, deshalb schreibe ich nur kurz und knapp, dass alles gut ist und ich die Sache längst vergessen habe. Er brauch sich keine Sorgen machen und das war es auch schon.
Die dritte Nachricht ist von Lucifer und mein Herz beginnt aus irgendein Grund schneller zu schlagen. Krieg dich wieder ein, Grey!

Name: Lucifer
Zeit: 12: 03 Uhr

Gut geschlafen?


Nur zwei Wörter. Mehr nicht. Ob ich gut geschlafen habe? Das fragt er mich um diese Uhrzeit? Vielleicht wusste er nicht, wie man eine normale Konversation anfängt? Das kann ich mir sogar sehr gut bei ihm vorstellen.

Name: Lilith Grey
Zeit: 12:11 Uhr

Sehr gut sogar. Und du?

Ich drücke auf abschicken.
Als ich wieder auf der Arbeit bin, vibriert mein Handy. Ich sitze mit den anderen in der Küche, beteilige mich aber nicht am Gespräch über Politik, denn dafür interessiere ich mich zu wenig. Also nehme ich mein Handy und schaue nach, wer mir geschrieben hat.

Name: Lucifer
Zeit: 12:26 Uhr

Du hast hoffentlich von mir geträumt. ;)

Ich schmunzle, als ich mir die Nachricht nochmal durchlese. Ich hoffe nur, dass hat jetzt keiner gesehen.

Name: Lilith Grey
Zeit: 12:27 Uhr

Nein, zum Glück, meine Alpträume sind weg.

Gott, fühlt sich das gemein an. Ich frage mich, wie er wohl darauf reagiert und versuche mir sein Gesichtsausdruck vorzustellen, aber ich habe wirklich keine Ahnung, wie er reagiert.

Name: Lucifer
Zeit: 12:27 Uhr

Aha. Du bist heute besonders frech zu mir.


Bevor ich antworten kann, kommt noch eine Nachricht.

Name: Lucifer
Zeit: 12:28 Uhr

Was hast du an?

Was? Er will wissen, was ich anhabe? Wieso interessiert er sich dafür, was ich trage?

Name: Lilith
Zeit: 12:29 Uhr

Einen hässlichen, alten Sack. Nichts besonderes.

Schnell klicke ich auf senden, bevor ich es mir anders überlege.

Name: Lucifer
Zeit: 12:29 Uhr

Und was trägst du unter diesem alten Sack?

Weil sich Beth neben mich setzt, ziehe ich mein Handy weiter weg, damit sie nicht auf mein Bildschirm sehen kann. Ich bin rot wie eine Tomate und blicke kurz in die Runde, um sicherzugehen, dass mich niemand ansieht. Glück gehabt.

Name: Lilith
Zeit: 12:30 Uhr

Das geht dich nichts an..

Meine Mittagspause ist vorbei. Ich mache mich wieder an die Arbeit und lege mein Handy in meine Tasche.
Als es sechs ist, mache ich Schluss und gehe mit Beth zusammen nach draußen. Ich verabschiede mich schnell von ihr und hole mein Handy heraus. Keine Nachrichten. Gut, er wird wohl gemerkt haben, dass ich nicht ihm ihm flirte und hat es für heute aufgegeben. Ich stecke mein Handy wieder zurück in die Tasche und als ich mich umdrehe, bleibt mir fast das Herz stehen.
„Lucifer", keuche ich erschrocken, springe einen Schritt zurück und lege mir eine Hand aufs Herz. Er hat wirklich ein Talent dafür, dann aufzutauchen, wenn ich nicht damit rechne. Das ist glaube ich das dritte Mal, dass er mich erschreckt hat und ich glaube, mein junges Herz macht das nicht mehr oft mit.
„So überrascht mich zu sehen?"
„Du hast mich schon wieder erschreckt. Könntest du dich nicht Mal etwas sanfter bemerkbar machen? So, dass ich keinen Herzinfarkt bekomme?"
Er zuckt mit den Schultern und lässt seinen Blick an mir auf und abgleiten, bis seine blauen Augen wieder auf meine treffen. „Ein sehr schöner Sack, wenn ich das sagen darf." Er grinst.
„Was?", frage ich, bis mir einfällt, was er damit meint. „Oh", mache ich. Mir fällt nichts besseres ein.
„Hast du heute vor, dich wieder in einer Bar zu betrinken? Oder kann ich dich für heute entführen?"
„Ich habe mich nicht betrunken.", widerspreche ich ihn sofort.
„Du hast nicht auf meine Frage geantwortet." Er lächelt.
„Kommt darauf an, wohin du mich entführst und welche Erwartungen du dann von mir hast.", antworte ich und verschränke meine Arme.
Er kommt mir näher und ich lasse die Nähe zu, ohne auszuweichen.
Sein Daumen fährt zärtlich über mein Kinn und er zwingt mich, ihm in die Augen zu sehen.
„Ich habe keine Erwartungen an dich. Ich will dir bloß eine Überraschung zeigen. Mehr nicht.", verspricht er, und sein Blick ist fest auf mich gerichtet. Er lässt mein Kinn los und legt seine Hand um mein Gesicht. Dann küsst er mich. Einfach so und auf offener Straße, wahrscheinlich ohne darüber nachzudenken, wer uns alles sehen könnte. In meinem Bauch kribbelt es und ich erwidere den sanften Kuss. Ich kann mich nicht daran erinnern, je so zärtlich, aber trotzdem so intensiv geküsst worden zu sein und genieße es, wie er auch die andere Hand, um meine andere Gesichtshälfte legt, um den Kuss zu intensivieren, falls das überhaupt möglich ist. Seine Zunge stößt an meine Unterlippe und ich öffne meinen Mund, um ihr Einlass zu gewähren.
Als ich mit meinen Händen vorsichtig seinen Hemdkragen packe, lächelt er, ohne mit dem küssen aufzuhören.
Nach einer Ewigkeit unterbreche ich den Kuss, aber er lässt mich nicht los.
„Kommst du nun mit, oder bedarf es mehr davon?" Er küsst mich nochmal. Kurz, aber lang genug, damit ich kurz nachdenken kann. Wie kann es sein, dass ich seine Nähe auf einmal so genieße, obwohl ich ihn nicht mag? Nicht nur, das er ein arrogantes Arschloch ist, er ist auch noch der Teufel. Und ich will mich auf ihn einlassen. Selbst wenn es nur für kurze Zeit ist, möchte ich es, denn ich genieße es, von ihm begehrt zu werden. Mich hat noch nie jemand begehrt. Und würde ich ihn nicht begehren, würde ich nicht Mal glauben, dass man jemanden wirklich begehren kann.
Ich bin mir sicher, ich werde das eines Tages bereuen, aber das ist mir lieber, als mich zu fragen, was hätte sein oder passieren können. Mell wäre stolz auf mich, da bin ich mir sicher.
„Ja, solange du mich danach nach Hause fährst."
„Ich denke, dass kriege ich hin." Er grinst und ich verdrehe gespielt die Augen.

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