Kapitel 59

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Lucifer nimmt meine Hand, ehe wir zu den anderen rein gehen. Mike steht an der Musikanlage und schaut zu uns rüber. Sein Blick liegt starr auf unsere ineinander verschränkten Finger und Josie folgt seinem Blick.
„Seid ihr wieder zusammen?", will sie freudestrahlend wissen und ich runzle die Stirn. Sie wusste also von Lucifer und mir? Ich habe ihr nicht mehr erzählt, als das es zwischen ihm und mir kompliziert ist.
„Ja, sind wir. Wolltet ihr nicht noch woanders hingehen?" Sind wir das? Ein richtiges... Paar?
Mach dir nichts vor, Lilith. Morgen wirst du deine Wut wieder spüren und verschwinden. Doch daran kann ich in diesem Moment nicht denken. Ich denke nur an seine Worte von gerade eben.
Ich vermisse dich.
Ich weiß, dass ich nicht gut genug für dich bin, aber lass mich versuchen es zu sein.
Vielleicht ist es ja nur das Vampierblut, aber ich fühle mich im Moment einfach nur glücklich und bin so erfüllt von Wärme, dass ich nicht an morgen denken will.
Josie schnappt sich ihre Jacke, bevor sie mich fröhlich angrinst. „Wollt ihr mitkommen? Der Abend ist noch jung?"
Mell zieht sich ihre Jacke an und wirkt weniger erfreut über Lucifer und mich. Müsste das VB nicht ihren Hass lindern?
„Nein, Lilith ist müde und ich auch." Ich bin nicht müde, aber ich will das die anderen gehen. Da er VB in sich hat, kann ich vielleicht ein paar Sachen aus ihm herauskitzeln. Dinge über seine Vergangenheit.
Dinge über Lucille und ihrem Bruder Lucius.
Lucius und Lucille. Lucille und Lucius. Die Namen passen perfekt zu einander, das man denken könnte, sie haben sich die Namen selbst gegeben.
Mell reißt mich aus meinen Gedanken, als sie mit den Worten: „Wir müssen reden.", auf mich zukommt. Sie nimmt mein Handgelenk in ihre zierliche Hand und reißt meine aus Lucifers, um mit mir in die Küche zu gehen.
„Du bleibst bei ihm? Nachdem er dich so eiskalt abserviert hat vor einem Monat?"
Sie hält immer noch meine Hand und betrachtet mich skeptisch.
„Ich will nur mit ihm reden.", erkläre ich.
Sie schüttelt sachte ihren Kopf. „Ich hoffe wirklich, wenn das VB morgen nachgelassen hat, dass du die Sache nochmal überdenkst. Er wird dir wehtun und das weißt du."
Ich schaue kurz zu Lucifer. Er umarmt Josie und schüttelt selbst Mike die Hand. Die beiden wechseln ein paar Worte miteinander, ehe Mike kurz zu mir rüber blickt, bevor er Lucifer in eine distanzierte Umarmung zieht um ihm etwas ins Ohr zu flüstern. Wahrscheinlich droht er ihm und sagt sowas wie: „Wenn du ihr nochmal wehtust, verprügel ich dich." und ich erwische mich bei dem Gedanken, mich zu fragen, wer wohl bei einer Prügelei von den beiden die Oberhand hätte, bevor mir wieder ein wichtiges Detail einfällt.
Lucifer ist der Teufel. Natürlich würde er gewinnen. Da hat jemand wie Mike, der zwar regelmäßig ins Boxstudio geht, absolut keine Chance.
„Er ist wegen mir mitgekommen.", erzähle ich ihr, als ich wieder bei der Sache bin und schaue sie an. „Er hat gesagt, dass er mich vermisst."
Und ich habe ihn vermisst, auch wenn ich mir das bis vor kurzem nicht eingestehen wollte.
Mell drückt sanft meine Hand. „Männer wie er sagen viele Dinge, um zu bekommen, was sie wollen. Aber es ist deine Entscheidung. Wir reden die Tage nochmal, denn dann bist du wieder ganz Beisinnen und dein Verstand und deine Gefühle sind nicht mehr so vernebelt."
Sobald die anderen weg sind, lasse ich mich mit einem weiteren, mit Vb angereicherten Drink, auf der großen Ledercouch nieder. Wenn Lucifer wüsste, dass Josie mir eins ihrer zwei Fläschchen gegeben hat, bevor sie gegangen ist, würde er es mir wahrscheinlich sofort wegnehmen, deshalb behalte ich das für mich. Wer weiß wann ich wieder einmal wütend auf ihn bin und die Wut in mir nicht aushalten kann.
Mein Kopf fühlt sich auf einmal so schwer an und ich lege ihn auf der Rückenlehne ab und starre auf die dunkelrote Decke und schaue mir die goldenen Verzierungen an den Rändern der Decke und den Wänden an, bevor meine Lider zufallen.

Flackernd öffnen sich meine Augen und ich will mir an meinen schmerzenden Kopf fassen. Doch meine Hände sind gefesselt. Das Seil drückt sich fest und schmerzhaft in mein Fleisch und schmerzt noch stärker, wenn ich versuche es zu lockern. Dann blicke ich panisch nach vorn und zur Seite und merke, dass ich in einem fahrenden Auto sitze.
„Du bist wach", stellt eine mir unbekannte Stimme fest und ich blicke meinen Entführer, der mich niedergeschlagen hat, neben mir an und verfalle in Panik.

My DestinyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt