Kapitel 36

1.4K 47 2
                                    

Wenn meine Mum denkt, dass er meint Freund ist, wird sie erwarten, dass ich ihn öfters zum essen mit nach Hause bringe und das möchte ich nicht. Ich will auf gar keinen Fall, dass meine Eltern sich falsche Hoffnungen für mich machen.
Meine Mum fragt mich ständig, wie es in meinem Liebesleben aussieht. Jetzt denkt sie sicherlich, dass ich sie immer angelogen habe, wenn ich zu ihr sagte, dass ich keinen Freund habe.
„Ich gehe nach oben und packe ein paar Sachen.", sage ich schlicht und verschwinde auch schon.
„Soll ich euch etwas zum Essen einpacken?", ruft sie mir hinterher. Ich antworte ihr sofort mit einem Ja, weil ich einfach Riesenhunger habe.
Lucifer folgt mir bis in mein Schlafzimmer. Ich beachte ihn nicht, weil ich wütend bin, schnappe mir eine große Tasche und fange an ein paar Sachen einzupacken. Damit fertig, drehe ich mich zu ihm um. Er betrachtet die vielen Fotos an meiner Wand.
„Du warst Cheerleaderin?", fragt er erstaunt.
„Ist das so überraschend?"
Er dreht sich zu mir um und ich weg, um den Schrank zu schließen.
„Was ist dein Problem?"
Ist das eine ernst gemeinte Frage? Fragt er mich wirklich, was mein verdammtes Problem ist?
„Wieso hast du meiner Mutter gesagt, du wärst mein Freund?" Ich versuche leise zu sprechen, damit sie uns nicht hören kann.
„Hätte ich ihr die Wahrheit sagen sollen? Wäre dir das lieber gewesen?"
„Nein, mir wäre lieber gewesen, wenn du im Auto geblieben wärst.", keife ich leise und suche nach meinem Ladekabel. Schließlich finde ich es in meinem Nachtschrank und packe es ein.
„Hab dich nicht so", meint er gelassen, und allein für diesen Spruch, würde ich ihn am liebsten eine runter hauen.
„Weißt du was, hör auf mich zu nerven."
„Du nervst doch", entgegnet er lachend. Sein lachen besänftigt mich ein wenig. Aber nur sehr wenig.
„Hast du dann alles?", fragt er schließlich, immer noch ganz ruhig und kommt zu mir, um mir meine Tasche abzunehmen.
Vielleicht ist ja jetzt der richtige Zeitpunkt zu sagen, dass ich eigentlich nicht in dieses Apartment ziehen möchte. Ich bin mir bloß nicht sicher, wie ich es ihm sage.
„Ja, glaube schon", sage ich unsicher. So unsicher, dass man es nicht überhören kann. Und es klappt. Er runzelt die Stirn. „Was?", fragt er.
„Ich will nicht", antworte ich ihm wie aus der Kanone geschossen.
„Was willst du nicht?"
„In dieses Apartment ziehen."
Er verdreht die Augen und lässt meine Tasche auf den Boden fallen. „Du machst mich irre"
„Das sagst ausgerechnet du." Ich verschränke die Arme.
„Ich habe das Apartment für dich gekauft. Wenn es dir nicht gefällt, sag es mir und ich kaufe dir ein anderes. Besseres."
„Nein, darum geht es nicht. Ich will es einfach nicht."
Er kommt einen Schritt auf mich zu. „Gut, also muss ich mir die Mühe machen dich zu fesseln und vor Martha aus dem Haus und in mein Auto zu tragen? Willst du das?"
„Das würdest du nicht tun!"
Er kommt noch einen Schritt näher. Ich lasse mich sicherlich nicht davon einschüchtern. Auch wenn er so aussieht, als würde er seine Drohung wahr machen wollen.
„Bist du sicher, dass du nicht freiwillig mitkommen möchtest?", fragt er, darum bemüht nicht zu schmunzeln. Aber seine Mundwinkel zucken verräterisch.
Ich hebe beschwichtigend meine Hände vor die Brust. „Schon gut"
Ich versuche mich an ihn vorbeizudrängen.
„Hast du den Tag über genug über uns nachgedacht?"
Ich bleibe stehen und sehe ihn an. „Wieso bist du so ungeduldig?", will ich wissen, ignoriere, was was dieses eine Wort, uns, in mir auslöst, und er umfasst mit seiner Hand meinen Oberarm, was dieses Knistern wieder zwischen uns weckt. Woher kommt das nur?
„Weil ich, jedes mal wenn wir allein sind, am liebsten über dich herfallen würde. Aber dafür will ich dein Einverständnis"
Mit so einer Antwort habe ich nun gar nicht gerechnet und meine Antwort darauf, kommt für ihn genauso überraschend, wie für mich. „Ich bin mit deinen Regeln nicht einverstanden",
„Meine Regeln bleiben!", erwidert er ernst.
„Nur mit einer, meine ich..."
„Ich rede nicht über meine...", fängt er an und ich unterbreche ihn. „Die Regel meine ich nicht. Ich meine die Regel, die besagt, dass du es beendest, sobald du keine Lust mehr auf mich hast. Die muss weg. Dass du nicht über deine Vergangenheit redest, akzeptiere ich. Und das mit dem Schlafen ist mir egal, solang du nicht wieder das gleiche, wie letzte Woche, mit mir abziehst.", erkläre ich, und er sieht aus, als würde er nachdenken.
„Gut, die ist gestrichen. Wars das?", will er dann wissen und ich schüttle meinen Kopf. Er seufzt.
„Was?", erkundigt er sich ruhig.
„Ich habe ebenfalls Regeln."
Weil er sich ein lachen verkneifen muss, sehe ich ihn finster an und nehme seine Hand von meinen Oberarm.
„Schieß los"
„Dann hör auf zu lachen!"
Er setzt ein gespieltes, ernstes Gesicht auf . Ich schnalze mit der Zunge, verdrehe die Augen und schubse ihn zur Seite, um vorbei gehen zu können. Im Moment benimmt er sich wie ein kleines Kind und das nervt mich. Was ist daran so urkomisch, dass ich ebenfalls Regeln habe? Er hat schließlich auch welche und ich habe nicht darüber gelacht.
Er hält mich an meinem Handgelenk fest. „Schon gut, schon gut. Jetzt sag endlich"
Ich ziehe meinen Arm weg, sodass er mich loslassen muss.
„Erstens: Du hältst dich von meinen Eltern fern." Ich warte auf seine Reaktion und er nickt nur.
„Zweitens: Du tauchst nie wieder bei mir auf Arbeit auf." Dieses mal zögert er, bevor er nickt. Wieso hat er gezögert?
„Wars das?"
Ich nicke und er lächelt. „Also bedeutet das Ja?", hakt er nach.
„Ja", sage ich und bin mir sicher, dass ich diese Entscheidung bereuen werde. Aber im Moment fühlt es sich überraschend gut an, ja gesagt zu haben. Aber noch besser fühlt es sich an, als er zu mir kommt und mich küsst. Ich fühle mich schrecklich, dass es mir so sehr gefällt, von ihm geküsst und berührt zu werden, aber ich kann nichts dagegen tun. Er zieht mich näher an sich und lässt eine Hand unter mein Shirt gleiten. Sanft und vorsichtig, damit ich nicht wieder zusammen zucke, wie
ich es vorhin getan habe. Seine Berührung löst eine Gänsehaut auf meinen ganzen Körper aus und ich spüre das verlangen, mich von ihm überall berühren zu lassen. Als ob er meine Gedanken lesen kann, schiebt er mich zu meinem Bett und raunt mir zu, dass ich mich hinlegen soll. Ich gehorche und lasse mich zurück auf das Bett fallen. Lucifer zieht sich sein Shirt über den Kopf und ich kann nicht genug von dem Anblick, der sich mir bietet, kriegen. Er lässt mich nicht aus den Augen, beobachtet mich ganz genau und sein Blick allein reicht, und ich winde mich vor Erregung. Er lächelt selbstzufrieden und öffnet den Reißverschluss seiner Hose. Dann beugt er sich endlich über mich. Mit einer Hand, stützt er sich neben meinen Kopf ab und die andere, zieht mein weißes Shirt nach oben. Er hilft mir es auszuziehen, bevor wir da weiter machen, wo wir gerade aufgehört haben. Seine Lippen wandern an meinen Kinn hinunter und er beginnt meinen Hals zu küssen. Da scheppert es unten in der Küche. Es hat sich angehört, als wäre ein Glas runter gefallen.
Plötzlich kommt mir in den Sinn, dass ich hier zu Hause bei meinen Eltern bin und meine Mutter unten ist. Es wäre mir unfassbar peinlich, wenn sie wüsste, was wir hier oben mache.
„Warte", sage ich atemlos und löse mich von ihm. Er sieht mich an. Sein Blick ist dunkel und lüstern und am liebsten würde ich nicht aufhören, aber hier zu Hause, während meine Mum unten ist, kann ich das nicht.
„Meine Mum ist da unten", erinnere ich ihn. Eigentlich rechne ich ja damit, dass er so was wie „Ist doch egal", sagt, aber stattdessen nickt er, lässt mich sofort los und steht auf.
Während er sein Shirt vom Boden aufsammelt, ziehe ich meines an und stehe auf.
Er schnappt sich ohne ein einziges Wort mit mir zu wechseln meine Tasche vom Boden und verschwindet. Er ist wütend. Wahrscheinlich eher frustriert, weil ich ihn wieder nicht ran gelassen habe. Vielleicht eine Mischung aus beidem. Ich seufze innerlich. Es kotzt mich ja schon selbst an, wie prüde ich bin, wenn es um solche Sachen geht. Aber ich weiß einfach, dass die Wände hier unfassbar dünn sind.
Ich schnappe mir mein Portmonee, weil ich nochmal schnell in die Drogerie muss und verlasse dann ebenfalls mein Zimmer und gehe nach unten.
„Wo ist Lu... Louis?" Ich muss mich ganz schön zusammenreißen, nicht versehentlich seinen richtigen Namen auszusprechen.
„Er wartet im Auto. Er ist wirklich nett. Ist er Geschäftsmann?", fragt sie mich und ich weiß ganz und gar nicht, was ich ihr antworten soll. Die Wahrheit? Abgesehen von den Drogengeschäften...
„Er besitzt einen Nachtclub, hier in New York.", erkläre ich ihr und versuche zu lächeln.
Sie reicht mir das eingepackte Essen und ich gebe ihr zum Abschied einen Kuss auf die Wange.
„Wann sehen wir uns das nächste mal?"
„Morgen, vielleicht. Hab dich lieb", rufe ich, bevor ich raus gehe. Lucifer steht am Wagen. Als er mich sieht, öffnet er die Beifahrertür. Bevor ich einsteige, nimmt er mir das Essen ab und schließt dann die Tür. Als er auch im Auto ist, herrscht immer noch diese komische, distanzierte Stimmung zwischen uns.
„Bist du wütend auf mich?", frage ich.
„Nein, wie kommst du darauf?", will er sofort wissen, als er losfährt.
„Du bist gegangen, ohne ein Wort zu sagen"
„Weil ich mich abreagieren musste."
„Abreagieren von was?"
„Davon, dass ich dich gerade wieder beinahe gevögelt habe." Seine direkte Wortwahl, lässt mich rot werden. Ich wende den Blick ab.
„Ich verstehe nicht, was du meinst", sage ich, und es ist mir sogar ein wenig peinlich, weil ich wirklich keinen blassen Schimmer habe. Lucifer greift nach meinem Handgelenk.
„Lilith", fängt er etwas genervt an. Er holt tief Luft. „Ich war hart und wäre ich mit dir in einem Raum geblieben, hätte sich daran nichts geändert."
Er lässt mein Handgelenk los und legt seine Hand auf meinen Oberschenkel, was mich irgendwie beruhigt.An seine Wortwahl werde ich mich nie gewöhnen.
„Oh", mache ich. Dieses mal schaue ich aus dem Seitenfenster, damit er nicht sieht, wie rot ich bin.
Er lacht und drückt sanft auf meinen Oberschenkel. Ich kann spüren, dass er mich kurz anstarrt, aber dann wieder den Blick geradeaus wendet.

My DestinyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt