Kapitel 46

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Ich sitze immer noch im Auto und starre das nicht beleuchtete Schild an, dass Samstags bisher immer beleuchtet gewesen ist. Weit und breit sind keine Menschen zu entdecken, die unbedingt ins Luce wollen, um eine vergessliche Nacht in diesem Club verbringen zu dürfen.
Ich sollte wieder los fahren. Es hat ganz offensichtlich nicht geöffnet. Also starte ich den Motor, drehe die Musik aus, aber bevor ich losfahre wage ich noch einige Blicke zur Tür, in der Hoffnung, dass betrunkene Menschen aus dem Club gestolpert kommen, doch stattdessen geschieht etwas ganz anderes. Eine kleine Gruppe schick angezogener Frauen schauen sich dort um. Eine von ihnen diskutiert mit den anderen und versucht die Tür zu öffnen. Genau in diesem Moment kommt ein groß gebauter, muskulöser Mann heraus, der mir bereits sehr bekannt ist. Lucifers gruseliger Türsteher. Er hat mich bisher immer rein gelassen. Die Mädels jedoch scheint er wegschicken zu wollen.
Ich schnappe meine Tasche, steige aus dem Wagen und laufe direkt auf ihn zu.
Er entdeckt mich sofort und kommt mir bereits entgegen, sodass ich stehen bleibe. Die Mädels bleiben mit verschränkten Armen stehen und betrachten mich.
„Ich muss zu Lucifer.", erkläre ich, bevor ich versuche an ihn vorbei zu gehen, jedoch packt er mich am Oberarm und zieht mich mit einem kräftigen Ruck zurück.
„Lilith, du kommst heute nicht rein.", sagt er völlig emotionslos und ich schaue verwirrt zu ihm auf.
„Hat Lucifer gesagt, dass du mich nicht rein lassen sollst?", frage ich.
„Verschwinde. Komm morgen wieder." Mehr sagt er nicht. Er dreht sich um, lässt mich stehen und erklärt den Frauen, dass sie ebenfalls nicht rein kommen. Als die eine laut wird, scheint er abgelenkt zu sein. So schnell lasse ich mich nicht abwimmeln. Ich gehe unauffällig zur Tür und öffne sie, während mein Blick immer wieder zu meinem großen, emotionslosen, gruseligen Freund gleitet, der damit beschäftigt ist, eine Gruppe angetrunkener, wütender Frauen wegzuschicken, die nicht weggeschickt werden wollen. Leise öffne ich die schwere Tür, gehe hinein und schließe sie. Mein Blick fällt auf den Schlüssel, der noch steckt.
Tut mir leid mein Freund, aber du kommst hier nicht mehr rein.
Ich schließe die Tür ab und und mein Handy beginnt zu vibrieren. Ich schaue aufs Handy und lese Mikes Nummer. Ich seufze tief. Dafür habe ich jetzt keine Zeit. Ich will nur Lucifer finden und mit ihm sprechen. Aber vor allem möchte ich weg von der Tür, denn so wie es sich anhört, hat mein Freund gemerkt, dass ich drin bin.
Ich schiebe mich durch die zweite Tür und dann die Treppe runter. Nach jeder weiteren Treppenstufe, wird mir unbehaglicher. Das Licht um mich herum ist dunkelrot. In der Luft liegen komische Gerüche. Zigarettenqualm, verschiedene Parfüms und... Sex. Dann öffne ich die letzte Tür und betrete den Raum. Besser gesagt, ich bleibe oben auf der Treppe stehen, halte mich am Geländer fest und blicke mich um. Erstarrt bewege ich mich keinen einzigen Zentimeter, denn was ich hier sehe, lässt mir das Blut in den Adern erfrieren.
Was zur Hölle ist das?
In einer Ecke, wird eine Frau von einem Mann gevögelt, der sie gleichzeitig mit... beißt? Er beißt sie, aber nicht auf erotische Art und Weise.
Verdammt er saugt sie aus. Das ist ein Gottverdammter Vampir.
Mein Blick gleitet zu anderen Leuten, die einander befummeln und eine rote Flüssigkeit von einander ablecken, die welche sie sich über ihre Körperteile fließen lassen.
In einer weiteren Ecke sitzen nur Frauen, die sich unterhalten und irgendetwas in ein Buch kritzeln.
Und genau eine dieser Frauen bemerkt mich. Sie blickt in meine Richtung und ihre Augen weiten sich kaum merklich.
Wir sehen uns direkt an und auf einmal schauen mich alle an. Sie durchbohren mich mit ihren Blicken. Doch sie sehen nicht aus, als würden sie mich für einen Eindringling halten. Etwas anderes liegt in ihren Augen.
Erneut blicke ich zu der Frau und sie steht auf. Mit einer Kopfbewegung signalisiert sie mich, nach
unten zu kommen.
Mein Gang ist nervös und langsam, denn ich werde weiterhin von allen angestarrt.
Die mysteriöse Frau geht an die Bar und ich folge ihr, versuche krampfhaft, nicht auf die Augen zu achten, die mich beobachten. Sie trägt ein schwarzes, sehr kurzes Kleid. Ihre dunklen, langen Haare sind glatt und zu einem Zopf geflochten. Als ich ihr näher komme, betrachte ich ihr makellos schönes Gesicht, das von einer kleinen Narbe an ihrer Wange geziert ist.
„Dich hier zu treffen, habe ich zwar nicht erwartet, aber ich bin trotzdem froh, dich zu sehen." Ihre Stimme ist weich, aber trotzdem dominant und auf eine komische Art wirkt sie vertrauenswürdig.
„Sie kennen mich?"
Eine nackte Frau bietet mir ein komisches, dunkelrotes Getränk an und ich nehme eins von ihrem Tablett, damit sie wieder verschwindet.
„Mein Name ist Juliana. Und ich weiß auch wer du bist. Wir kennen uns."
Sie steckt sich eine Zigarette in den Mund und zündet sie an, bevor sie mir eine anbietet.
Eigentlich will ich ablehnen, doch ich nehme sie an, stecke sie mir langsam zwischen die Lippen, damit Juliana sie mir anzünden kann.
„Wie meinst du das?" Ich kenne diese Frau nicht. Ihr Gesicht kommt mir nicht bekannt vor.
„Dein Name ist Lilith. Lucifer hat mir von dir erzählt.", erklärt sie.
Hat er das? Wieso sagte sie dann, dass wir uns kennen?
„Du stehst ein bisschen... unter Schock, schätze ich. Trink das. Dann geht es dir besser."
Sie deutet auf das dunkelrote Getränk in meiner Hand.
„Was ist das?", will ich sicherheitshalber wissen.
„Es ist ungefährlich für dich. Schließlich bist du ja sozusagen wie wir."
„Wie ihr? Ihr seid..."
„Trink es.", befiehlt sie sanft und streicht mit ihren weichen Fingerspitzen über meine Wange.
Ihre Augen glänzen und schimmern im roten Licht.
„Nein." Ich stelle das Glas ab und drücke de Zigarette in einem Aschenbecher aus.
Sie scheint verwirrt und beeindruckt zu sein, zieht genüsslich an ihrer Zigarette und verschränkt ihre Arme.
„Ich zeige dir, wo Lucifer ist, aber er wird nicht erfreut sein, dich hier zu sehen."
Sie hält mir ihre Hand hin, jedoch schüttle ich meinen Kopf und deute ihr, dass sie vorgehen soll. Sie erwidert meine Abfuhr nur mit einem Lächeln und führt mich dann zu einem Raum, in dem ich noch nie war. Wir müssen durch einen kleinen Gang und dann öffnet sie die Tür.
„Viel Glück Llilith."
Als ich reingehe, entdecke ich Vittoria. Sie sitzt auf einer roten Ledercouch und bemerkt mich erst, als Lucifer, der kein Hemd trägt, zu mir rüber sieht.
Seine Augen weiten sich und Vittoria beginnt zu lachen.
„Verfluchte scheiße... Was tust du hier?", brüllt Lucifer mich an. Mein Blick wandert von Vittoria, die in einem dünnen, seidenen Morgenmantel da sitzt, zu Lucifer, der kein Hemd mehr trägt.
„Ich hätte nicht herkommen sollen. Tut mir leid.", sage ich tonlos und drehe mich um, um zu verschwinden. Lucifer hatte ganz offensichtlich mit ihr Sex und hat somit unseren Deal mit den Füßen getreten, aber was habe ich anderes erwartet. Das er mir treu bleibt? Wie in einer richtigen Beziehung? Ich hätte es von Anfang an besser wissen müssen, aber ich war zu naiv.
„Da hat sie recht."
Als ich ihre Stimme höre, reiße ich meinen Kopf herum, hebe meine Hand und drücke sie zu einer Faust zusammen. Ihr Glas, dass sie in der Hand hält, zerspringt in tausend Teile und sie springt erschrocken vom Sofa auf.
„Merda!"
Lucifer, der mir erst folgen will, bleibt abrupt stehen und schaut erst zu Vittoria, die selbst ziemlich erschrocken wirkt, dann zu mir. Erst als ich, über mich selbst erschrocken, meine Hand runter nehme, merke ich, was ich getan habe. Ich habe nicht nur Vittorias Glas zum zerspringen gebracht, sondern alles, was aus Glas in diesem Raum bestand, liegt nun verteilt im ganzen Raum.
Wie habe ich das gemacht? Das habe ich zuvor noch nie getan. Beim betrachten meiner Hände fällt mir auf, wie rot sie sind, doch es verblasst augenblicklich wieder.
„Verschwinde!", knurrt Lucifer. Doch er meint nicht mich, sondern Vittoria. Sie steht auf und ich mache ihr Platz, damit sie gehen kann. Lucifer kommt auf mich zu. Er knallt die Tür zu, packt mich am Arm und schubst mich auf das Ledersofa.
„Wer hat dich reingelassen?", will er wissen.
„Ich habe mich rein geschlichen."
Wütend läuft er auf und ab und kneift sich in den Nasenflügel. „Wäre ich nicht so unfassbar erleichtert, dass zu gekommen bist, dann wäre ich jetzt..."
Weil ich mich im Moment unfassbar mutig fühle, stehe ich auf und gehe zu Lucifer. Versuche, seine Hand zu ergreifen, doch er geht einen Schritt zurück und schaut mich total verwirrt an. Seine Wut scheint wie weggeblasen. Keine Ahnung, ob das nun gut oder schlecht ist.
„Was wird das?", will er wissen.
„Ich will nur, dass du dich beruhigst.", erkläre ich vorsichtig und gehe ebenfalls einen Schritt zurück, da mir seine Abfuhr einen Stich verpasst hat. Jetzt weiß ich, wie er sich gefühlt haben muss, als ich nicht von ihm berührt werden wollte. Das ist ein mieses Gefühl.
„Ich bin ruhig."
„Bist du nicht"
„Doch, bin ich!", erklärt er mir knurrend.
Als ich nur den Kopf schüttle, fährt er sich mit beiden Händen durchs Haar und holt tief Luft.
„Du hättest nicht herkommen sollen. Ich hab dir gesagt, du sollst dich telefonisch bei mir melden. Woher wusstest du überhaupt, dass ich hier bin?"
„Keine Ahnung, ich bin einfach hergefahren. Ich wusste nicht, was hier... los ist. Und es tut mir leid. Ich weiß selber nicht, wieso ich hergekommen bin. Du hast ja bereits Ersatz für mich gefunden.", stelle ich fest und schaue mir den Dreck an, den ich verursacht habe. Überall liegen Glasscherben und Blumenwasser ist auf dem roten Teppich verteilt.
„Was?"
Ich drehe mich zu ihm und deute auf sein nackten Oberkörper und das Hemd, das unordentlich auf dem Ledersofa liegt.
„Verarsche mich nicht, Lucifer. Die Spielchen mache ich nicht mit. Sag mir, wenn du was mit ihr hattest, dann ist die Sache beendet und du bist mich los. Ich werde dir auchnicht sauer sein."
Während ich mich bemühe, sachlich zu sprechen, versuche ich gleichzeitig, dieses unangenehme stechen in meiner Brust zu ignorieren. Nein, ich werde nicht sauer auf ihn sein. Sondern auf mich. Weil sich der naive Gedanke, von einer richtigen Beziehung mit Lucifer, in mein dummes Köpfchen geschlichen hat.
Er blickt mir in die Augen, aber ich wende mich ab.
„Zwischen Vittoria und mir ist nichts passiert. Jedenfalls nicht das, was du denkst. Ich will die Sache mit dir nicht beenden." Er macht einen Schritt auf mich zu. Ich weiche zurück und hebe abwehrend meine Hände. Daraufhin bleibt er stehen.
„Dann zieh mich nie wieder in solch Sachen hinein!"
„Das hatte ich nie vor, ich...", versucht er zu erklären, bevor ich ihn unterbreche.
„Das habe ich verstanden, aber das ist nicht das einzige, was ich zu sagen habe."
Ich atme einmal tief durch. „Mach mir nie wieder so eine Angst. Niemals wieder! Tut mir leid, wenn ich dich manchmal wütend mache, aber das gibt dir noch lange nicht das Recht, so mit mir umzugehen. Von mir aus kannst du mich anbrüllen und mit mir streiten, obwohl man gewisse Dinge auch normal miteinander klären kann, aber behandle mich nie wieder so grob, wie du mich an diesem Abend behandelt hast. Versprich es mir!"
„Ich verspreche es."
Ich wünsche mir, dass ich ihm glauben könnte. Trotzdem akzeptiere ich seine Antwort. Weil ich nicht anders kann. Dieser Mann hat irgendwas an sich. Nicht nur sein unfassbar gutes, perfektes aussehen, oder sein durchtrainierter, muskulöser Körper. Das sind nur die Sachen, die mich ihn begehren lassen. Irgendwas an seiner Art fasziniert mich und ich will ihm näher sein. Ihn besser kennenlernen. Ich will ihn verstehen können.
„Gut. Dann wäre alles geklärt. Ich gehe jetzt. Und bitte halte mir deinen Freund da draußen vom Hals."
Er schmunzelt. Ehe ich an ihn vorbeigehen kann, greift er nach meiner Hand und hindert mich am weiter gehen. Nur um meinen Handrücken zu küssen.
„Wie machst du das nur?", fragt er, aber ich habe keinen blassen Schimmer wovon er spricht.
„Wie mache ich was?"
Mit dem Kopf schüttelnd, legt er einen Arm um meine Hüfte und zieht mich an sich. Das beweist mal wieder, wie schlimm seine Stimmungsschwankungen wirklich sind. Erst ist er stinksauer auf mich und im nächsten liebkost er mich sanft und mit, wenn ich es nicht besser wüsste, sehr viel Gefühl.
„Du bleibst heute bei dir im Apartment. Ich will nicht, dass du zu Mike fährst.", sagt er, ehe er mich küsst und loslässt, um sich sein Hemd anzuziehen. Ich beobachte ihn mit verschränkten Armen.
„Woher weißt du davon?", will ich wissen. Ob er mich von jemanden ausspionieren lassen hat?
„Tja"
„Wenn ich schon nicht zu Mike gehen darf, kommst du dann wenigstens mit zu mir, oder musst du hier bleiben, damit alles unter Kontrolle bleibt?"
„Das würde dir sicher gefallen, wenn ich mit zu dir kommen würde, richtig?" Der scharfe Ton in seiner Stimme provoziert mich.
„Dir etwa nicht?"
„Ich würde an einem Abend wie diesen nichts lieber machen, als dir die Klamotten vom Leib zu reißen, um dir anschließend zu befehlen, dich auf allen vieren aufs Bett zu positionieren, damit ich dich hart ficken kann, während ich an deinen Haaren ziehe und du meinen Namen stöhnst."
Ich schlucke und er hört auf, sein Hemd weiter anzuziehen, zieht es stattdessen wieder aus und öffnet seinen Gürtel. Ich weiß, was er vor hat.
„Würdest du mich das tun lassen?", fragt er mich mit noch tieferer Stimme als sonst.
Ich sehe ihn mit hochgezogener Augenbraue an. Daraufhin erwidert er meinen Blick und legt seinen Kopf dabei schief, während er langsam auf mich zu kommt. Seine Augen funkeln wie die eines Raubtiers und ich fühle mich wie die Beute.
„Ich habe eine bessere Idee: Wir fahren zu mir und dann..." Bevor ich aussprechen kann, beschleunigt er sein Schritttempo. Er packt mich und reißt meine Bluse auseinander. Die Knöpfe reißen ab und fallen zu Boden, genauso wie meine Bluse. Erschrocken weiche ich zurück, doch er packt mich erneut, drückt mich gegen die geschlossene Tür und öffnet den Knopf und Reißverschluss meiner Hose, bevor er vor mir auf die Knie geht und sie mir herunterzieht.
Als ich mich nicht bewege und er mir die Hose nicht richtig ausziehen kann, sieht er zu mir hoch.
„Darf ich?", bittet er um Erlaubnis und ich nicke stumm, bin immer noch völlig überrumpelt und steige aus meiner Hose hinaus. Dann, ohne Vorwarnung, zieht er meinen Slip hinunter und vergräbt seinen Kopf zwischen meine Beine. Als seine Zunge meinen Kitzler trifft, greife ich ihm ins Haar. Keuchend stöhne ich seinen Namen...

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