„Jack!"
Ich war gerade am Hafen angekommen, als ich Jack mit Mister Gibbs an der Anlegestelle hab stehen sehen, während seine Crew das Schiff mit mehreren Kisten, Fässern und Tieren, darunter Ziegen und Hühner, belud.
Dieser drehte sich schwungvoll zu mir um und ich hatte schon ein wenig Angst, er würde das Gleichgewicht verlieren und nach hinten hin umkippen. Kaum hatte er mich erkannt schritt er mit stolzem Grinsen zu mir rüber und musterte mich, bis sein Blick an den prall gefüllten Leinensäcken hängen blieb, die ich beide in meinen Händen hielt. Er runzelte die Stirn und sah mich mit einem zweifelnden Blick an, der jedoch genauso schnell wieder verschwunden ist, wie er gekommen war.
„Ihr seid gekommen." Stellte er fest. Er klang verwundert, aber irgendwie auch amüsiert. Wieso? Habe ich ihm den Eindruck vermittelt, ich würde mich doch um entscheiden?
„Ganz genau! Habe ich doch gesagt, oder etwa nicht?"
Wieder bekam ich eines seiner goldenen Grinsen zu Gesicht, als er einen Schritt zur Seite ging und mit seinem rechten Arm stolz auf das große Schiff deutete. „Willkommen an Bord der Black Pearl, Miss Malone!" Ein letztes Mal zwinkerte er mir noch zu, bis es sich abwandte und sich wieder zu Mister Gibbs gesellte.
Ich hatte meinen Blick starr auf das majestätische Schiff vor mir gerichtet. Ich habe die Pearl nie mit eigenen Augen gesehen, habe nur ein paar Dinge über sie erfahren. Ich dachte immer mein Vater würde übertreiben. Er hat mir immer erzählt, dass dieses Schiff das majestätischste Schiff sein würde, das ich in meinem Leben sehen würde. Sie wäre wunderschön und unglaublich schnell und wann immer er mir das erzählte, sagte ich: Es ist nur ein Schiff, Vater. Aber das war sie nun wirklich nicht. Jedenfalls nicht vom Äußeren. Jetzt konnte ich Vater verstehen und –obwohl ich es nicht gerne zugebe- Jack auch.
Ich war so vertieft in Gedanken, dass ich gar nicht mitbekam, wie der Großteil der Crew sich bereits in den Startlöchern befand. Nur noch Jack, Gibbs, ein recht junger, gut aussehender Mann, die hübsche Frau aus dem Pub und ich waren noch nicht an Bord. Ich sah zu Jack, der sich langsam auf mich zu bewegte. Als er bei mir angelangt war, bedeutet er mir mit einem Nicken zum Schiff, dass ich an Bord gehen sollte. „Liebes?" Es klang weniger, wie eine Frage, als mehr, wie eine Aufforderung. Ich nickte ihm mit einem Lächeln zu und betrat das Deck des Schiffes.
Wenig später, hatten wir auch schon die Segel gesetzt und den Tortuga Hafen verlassen. Es war ein komisches Gefühl, meine Heimat hinter mir zu lassen, keine Frage, aber ich fühlte mich augenblicklich frei. Frei das zu tun, was ich will, frei, von allen Verpflichtungen, die ich zu Hause hatte. Und dieser Gedanke ließ mich lächeln.
Wir würden jetzt eine lange Zeit unterwegs sein, also wollte ich diese Zeit nutzen, um die Pearl ein wenig zu erkunden. Noch einen letzten Blick zu Jack erhaschen und dann kann es los gehen. Leichter gesagt, als getan. Denn mein Blick blieb augenblicklich an Jack hängen. Wie er das so stolz steht, mit leicht versonnenem Blick, in seinem Kapitänsrock mit dem Dreispitz auf dem Kopf. Jack selbst, stellte Freiheit da. Unsere Blicke trafen sich, ich wurde feuerrot, drehte mich um und machte mich auf den Weg unter Deck. Kaum war ich aus dem Blickfeld Jacks, schlug ich mir die Hand vor die Stirn. Peinlich, jetzt hat der auch noch gesehen, wie ich ihn beobachte. Und währenddessen steht Jack jetzt bestimmt am Steuer und feixt vor sich hin. Mistkerl!
Zugegeben... ich hatte keine Ahnung, wo ich gerade war. Ich kannte mich einfach nicht aus mit Schiffen. Ich wanderte einfach von einem Ort zum anderen auf der eigentlichen Suche nach den Schlafräumen der Crew. Ich wollte wissen, worauf ich mich da eingelassen habe. Und kaum hatte ich die Räume, oder eher gesagt, den einen großen Raum gefunden, wünschte ich mir, ich hätte ihn nie gesucht. Viel konnte ich zwar nicht erkenne, weil es hier unten recht dunkel war, aber was ich erkennen konnte, wollte ich ganz schnell wieder vergessen.
Unzählig viele Hängematten, aus dem schäbigsten Material, waren dicht nebeneinander aufgehängt worden, unter ihnen schwappte das Bilgenwasser und es wimmelte nur so vor Ratten. Außerdem stank es bestialisch und ich hatte schon Probleme zu atmen, weil es so sehr stickig da unten war. Ich bin zwar jetzt nicht so „Etepetete", aber das war echt zu viel.
„Jack, wir müssen reden!"
Ich stand neben Jack auf der Brücke, mit verschränkten Armen und sah ihn giftig an.
„Worum geht's, Schätzchen?"
Hat er mich gerade ernsthaft Schätzchen genannt? Okey, nicht ausrasten Jane, du willst was von ihm, da bringt es nicht viel, wenn du noch mehr rummeckerst. Du hast andere Probleme.
Sehr darum bemüht, das Schätzchen zu ignorieren, schilderte ich ihm mein Problem.
„Ich weiß, die Abmachung war, dass ich zur Crew gehöre, aber ich kann und werde nicht bei der Crew nächtigen." Die letzten Worte habe ich wohl etwas zu laut gesagt, doch ganz so schlecht war es gar nicht, denn jetzt hatte ich Jacks völlige Aufmerksamkeit. Er ließ das Steuerrad los und drehte sich zu mir um.
„Liebes, was soll ich machen? Wir haben leider nur zwei Kajüten und die sind besetzt, klar soweit?" Mit diesen Worten drehte er sich wieder zum Steuerrad um und ließ mich mit verdutztem Blick stehen.
„Ja klar, die Kapitänskajüte ist voll, aber was ist mit der zweiten? Die Männer schlafen doch alle unter Deck."
Augen rollend drehte sich Jack wieder zu mir um. Diesmal jedoch nur mit dem Oberkörper. „In der zweiten Kajüte nächtigt Miss Swann! Ihr könnt sie euch ja teilen, aber ob das so in Eurem Interesse ist, wage ich zu bezweifeln."
Miss Swann? Ist das die hübsche, die ich in dem Lokal gesehen habe? Aber Jack hat Recht, ein riesen Fan des Teilens bin ich jetzt nicht unbedingt. Ich frage mich, was zwischen den beiden läuft. Na toll, jetzt hat er auch noch mein Interesse geweckt.
„Gibt es noch eine Option?" Meine Stimme klang schon fast schmollend. Mir war klar, dass die andere Option der Schlafraum der Crew wäre.
„Naja, meine Kajüte gäbe es noch." Sagte Jack so ganz nebenbei.
Ich ziehe eine Augenbraue hoch und musterte ihn skeptisch.
„Die Koje ist groß genug für uns beide." Er grinste breit und zwinkerte mir zu.
War das sein Ernst? Glaubt er wirklich, dass ich mich darauf einlasse?
„Nein, schönen Dank auch!" Und damit machte ich mich auf den Weg zu Miss Swann, um sie dazu zu überreden mich bei sich aufzunehmen. Hoffentlich hat sie nichts dagegen.
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Tbc...
Heute mal wieder ein etwas längeres Kapitel ;)
Was glaubt ihr, wie Elizabeth auf Jane reagieren wird und auf ihre Bitte? Denn damals war so etwas jetzt nicht unbedingt Alltag... Aber mit Jack hat man nie Alltag, stimmt's? :D
Ich hoffe dieses Kapitel hat euch gefallen, bis zum nächsten Mal,
Lg, Humperstumpel ;)
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Über Liebe und Entscheidungen (Fluch der Karibik Fanfiktion)
RomanceJane Malone, die Tochter Hector Barbossas, trifft auf Tortuga auf den Piratenkapitän Jack Sparrow. Mit der Zeit empfinden die Beiden stärke Gefühle für eineinander, die sich beide nicht ganz eingestehen wollen bzw. können. Denn Janes Vater wird dies...