In der Kajüte des Captains

845 35 6
                                    


„Darf ich fragen, wer Ihr seid, Miss?", ertönte die dunkle Männerstimme des Kapitäns, welcher mich vor Kurzem auf sein Schiff geholt hatte. Unsicher betrachtete ich erst ihn, dann seine Crew und machte einige Schritte zurück, da mit die Blicke der einzelnen Männer nicht gefielen. „Ich...Mein Name ist Jane Malone.", antwortete ich leise. Der Captain grinste dreckig, als er fragte: „Und was macht eine so hübsche junge Dame, ganz einsam auf dem offenen Meer? Und das mitten in der Nacht?" „Ich bin auf dem Weg nach Tortuga.", erwiderte ich ehrlich und ich fühlte mich zunehmend bedrängt von der Crew vor mir, denn einige von ihnen näherten sich mir immer mehr. Ich ging noch zwei große Schritte zurück, bis ich an die Rehling des Schiffes stieß. Kurz warf ich einen Blick nach hinten, ehe ich mich wieder dem Kapitän zuwandte. „Da habt Ihr wohl Glück im Unglück gehabt, nicht wahr?" Fragend sah ich ihn an. „Wir sind zufälliger Weise auch auf dem Weg nach Tortuga. Ihr seid herzlich eingeladen an Bord zu bleiben, bis wir den Hafen erreichen.", schlug er vor und ging langsamen Schrittes auf mich zu. „Oder etwa nicht Männer?", fragte er laut und drehte sich zu seiner Crew um. Zustimmendes Jubeln ertönte und einige der Crewmitglieder sahen prüfend und mit hungrigem Blick an meinem Körper herunter.

Ehe ich etwas erwidern konnte, hörte ich schon die Befehle des Kapitäns über das Deck hallen. „Lichtet den Anker, setzt die Segel und volle Fahrt nach Tortuga!" Sofort verteilten sich die scheinbaren Piraten und gingen den Aufforderungen ihres Befehlshabers nach. „Ach, und Miss Malone?", begann der Captain und drehte sich schwungvoll zu mir um, „Ihr kommt mal bitte mit mir." Damit verschwand er in seiner Kajüte. Angespannt, wie noch nie, ließ ich die Decke, die ich bis jetzt um meine Schultern hängen hatte, zu Boden fallen, straffte die Schultern und folgte dem Kapitän. Vor der geschlossen Tür blieb ich stehen, atmete noch einmal tief ein und klopfte schwach. 2ja!", drang die kräftige Stimme nach außen und langsam öffnete ich die schwere Holztür. „Ihr wolltet mich sehen?", sagte ich ruhig. „Aye, setzt Euch doch bitte." Der Mann deutete mit einem Kopfnicken auf den Stuhl gegenüber von sich. Ich folgte seiner Bitte. Zwischen uns befand sich ein riesiger Tisch, vollgestellt mit den verschiedensten Köstlichkeiten. Er zeigte auf die gedeckte Tafel. „Bedient Euch. Ihr müsst hungrig sein." Kurz sah ich ihn zweifelnd an, doch hatte er recht. Ich hatte Hunger. Und was für einen. An Momenten, wie diesen, wird es mir noch einmal verdeutlicht, dass eine Hand voll Beeren nicht für einen Tag ausreichte, vor allem dann nicht, wenn man ständig in Bewegung war, wie ich es in den vergangenen Stunden gewesen bin.

Ich schenkte meinem Gegenüber noch ein ehrliches Lächeln, ehe ich meinen Teller mit Trauben, Brot, Früchten und Fleisch füllte. Während ich genüsslich zu essen begann, lehnte sich der Captain mit einem mit Wein gefüllten Kelch zurück und beobachtete mich. „Wollt Ihr mir erzählen, wie es dazu kam, dass Ihr einsam in dem kleinen Boot wart?", brach er irgendwann die Stille. Ich beäugte ihn kritisch und schluckte das Stück Brot herunter, als ich beschloss ihm einen kleinen unbedeutenden Teil meiner Geschichte zu erzählen. „Ich bin von dem Schiff meines Vaters geflohen, nachdem er etwas getan hat, was mich sehr getroffen hat. In meinen Augen war alles besser, als bei ihm zu bleiben. Also bin ich abgehauen und jetzt bin ich hier." „Was war es, was Euer Vater getan hat?", fragte der Kapitän weiter, doch ich sah ihn nur leicht zickig an und nahm einen Schluck des teuren Weines, eine Geste um meinem Gegenüber klar zu machen, dass ich darüber nicht reden werde. „Wann werden wir in Tortuga ankommen?", wechselte ich schnell das Thema. Der Kapitän stand auf, ging um den Tisch herum und stellte sich hinter mich. Angewidert sah ich auf meine Schulter, als ich seine Hand auf ihr spürte. „Morgen gegen Sonnenuntergang sollten wir anlegen." Ich nickte.

Doch so langsam wurde mir der Mann zu unheimlich und aufdringlich, als er auch noch begann meine Schultern zu massieren. Schnell stand ich auf und lief geradewegs zum Ausgang. „Danke für das Essen.", rief ich noch, als ich die Tür aufriss und hinausstürmte. Beim Gedanken daran, was passiert sein könnte, hätte ich nicht reagiert oder was noch passieren kann, da ich immerhin noch einen Tag und diese Nacht auf diesem Schiff verbringen musste, schüttelte es mich. Ich stellte mich an die Rehling und sah aufs Meer. Was brachte es, wenn ich nach Tortuga fuhr? Was meinte Tia Dalma, was erwartet sie? Mir war das alles ein Rätsel, doch ich musste ihr vertrauen. Sie weiß, was sie tut. Das hoffe ich jedenfalls.

**********
Hey, hier jetzt das nächste Kapitel.

Es tut mir leid, dass es diesmal so kurz ist, doch habe ich es gestern schon zum Teil geschrieben und dann stürzt mein Word ab. Ich denke mal, das kennen viele. Dann will man nicht wieder ALLES schreiben müssen. Ich hoffe aber, es gefällt euch trotzdem.

Bis zum nächsten Mal,

Ganz liebe Grüße,

Humperstumpel

Über Liebe und Entscheidungen (Fluch der Karibik Fanfiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt