Auf Vorteile bedacht

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Hector Barbossa stand an der Steuerbordrehling seines Schiffes und starrte mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen auf die immer kleiner werdende Silhouette der Ankou. Nachdem sich eine Hand voll feindlicher Piraten auf sein Schiff geschwungen hat, verlor er den Überblick über die Situation und damit auch seine Tochter aus den Augen. Tatsächlich hatte er zum ersten Mal in seinem Leben einfach daran geglaubt, dass Jack Sparrow auf etwas aufpassen würde, das beiden am Herzen lag. Dass er sich darin getäuscht hatte, verwundert ihn im Nachhinein nicht und er könnte sich selbst eine Ohrfeige für seine Leichtsinnigkeit geben. Sein Blick wanderte zu Jack, der, während er lauthals Befehle an seine überlebenden Männer weitergab, die Steuerbordtreppe zur Brücke hinauf hetzte und auf dem Weg zum Steuerrad nach seinem Kompass fischte.

„Männer, ich will sehen, dass wieder Leben in euch kommt, wie haben keine Zeit zu verlieren! Hart Backbord und zur Halse bereit machen!" Die angeschlagene Crew zögerte keine Sekunde und machte sich sofort daran die Pearl zu wenden, als ein Schuss laut ertönte und alle Männer zusammenzucken ließ. Jack erkannte die Gefahr gerade noch rechtzeitig, sodass die Kugel nur wenige Zentimeter an seinem Gesicht vorbei flog und in die aufwendig verzierte Heckwand der schwarzen Galeone einschlug. „Wo willst du hin, Jack?" erklang die fragende Stimme von Barbossa und Jack verdrehte die Augen. „Hector, mein Lieber" rief Jack, „du solltest ernsthaft mal über dein zu locker sitzendes Schießeisen nachdenken." Barbossas Miene verfinsterte sich. „Ich bin nicht zum Scherzen aufgelegt, Jack! Der Grund dafür segelt da hinten davon." Er steckte den Arm von sich und zeigte auf den kleinen schwarzen Punkt, den das Schiff von Vane nur noch am Horizont darstellte und Jack wurde schmerzlich bewusst, dass er mit weiterem Warten keine realistische Chance mehr hatte, die Ankou einzuholen. „Was schlägst du vor, Hector?" rief Jack und näherte sich Janes Vater soweit er konnte ohne sein Schiff zu verlassen. „Das ist ganz simpel, Jack. Ich folge Bones, du kehrst zurück zur Schiffbruchbay und erklärst den Piratenfürsten, wessen Schuld es ist, dass der ganze Plan gescheitert ist!"

„Ich werde dich nicht alleine diesen Piraten jagen lassen und Janes Schicksal aus der Hand geben!" sagte Jack entschlossen und bemerkte nur am Rande, wie Will sich neben ihm aufstellte und an ihn wandte. „Jack, die Pearl hat stark einstecken müssen bei diesem Kampf. So schnell sie sonst auch ist, sie kann Bones nicht einholen." Jack wusste, dass sein Freund Recht hatte, aber die Alternative würde das komplette im Stich lassen von Jane heißen und für ihn stand diese Option außer Frage. „Hast du dir mal die Pearl angeguckt, Jack?" wies nun auch Barbossa auf den Zustand des Schiffes hin. „Wie willst du meiner Tochter helfen, wenn das Schiff, auf dessen Schnelligkeit du setzt nicht die erwünschte Leistung bringen kann?" Kurz herrschte Stille zwischen den beiden Piratenkapitänen, während Jack zwanghaft nach einer Lösung suchte. Plötzlich huscht ein triumphierendes Lächeln über das Gesicht des Piraten und er hob belehrend den Zeigefinger. „Wer sagt denn, dass wir uns zwingend auf den großen Vorteil verlassen müssen, wenn man doch noch einen viel kleineren aber nicht minder guten hat?"

Die Mittagssonne brannte auf meinem Rücken und trieb mir den Schweiß auf die Stirn. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich schon zwischen 13 anderen Gefangenen auf den Knien hockte und das Deck schrubbte. Bones hatte mich, seit ich auf dem Schiff war, zusammengenommen keine 15 Sekunden beachtet, sondern ist direkt mit seinem ersten Maat in der Kapitänskajüte verschwunden, nachdem Hawkins mir einen Eimer und einen mottenzerfressenen Lappen in die Hand gedrückt hat.Die Kombination aus Arbeit, dem Schwanken eines Schiffes und der brennenden Mittagshitze brachte mir pochende Kopfschmerzen und einen übelkeitserregenden Schwindel ein und ich war versucht den Lappen einfach fallen zu lassen und mir einen mit Wasser gefüllten Krug zu suchen, doch waren die ‚Offiziere' unter deren wachsamen Augen ich arbeitete, waren zu respekteinflößend, als dass ich auch nur einen weiteren Gedanken daran verschwendete.Es war früher Abend, als wir Gefangenen mit der Arbeit aufhören durften und zurück in die Zellen geführt wurden. In der dunklen Bilge war die Luft extrem stickig, was einem das Atmen erheblich erschwerte, jedoch waren die Temperaturen, die dort unten herrschten eisig. Zwar verwandelte sich die Bilge während der Mittagshitze in eine Art Ofen, doch entwich diese heiße Luft auch sehr schnell und kühlte den Raum auf eine derart ungewohnte Temperatur ab, dass ich mir, kaum dass wir die Treppe hinab gestiegen sind, die Arme um den Leib schlag und ich spürte, wie sich die kleinen Härchen auf meiner Haut aufstellten. Einer von Bones Männern schloss die mittlere der drei Zellen auf und lotste alle Gefangenen, die vor mir standen hinein. Bei mir – ich stand als Letzte in der Reihe- stoppte er. „Du nicht!" sagte er und hatte keinerlei Emotion in seiner Stimme, als er fortfuhr. „Für dich hat der Captain eine Einzelzelle angeordnet. Du scheinst wohl ein wichtiger Fang zu sein." Ich ersparte mir jeglichen Kommentar. Der Mann schloss die Zellentür auf und stieß mich leicht hinein, bevor er ohne Zeit zu verschwenden, die Tür hinter mir schloss.

In der hintersten Ecke der Zelle kauerte ich mich zusammen. Durstig, hungrig und erschöpft von dem ganzen Tag und obwohl ich mich mehrfach ermahnte stark zu sein, half es mir nicht. Den Kopf in die Hände legend, sackte ich weinend in mir zusammen. Stumm zu allen Göttern betend und mit aller Kraft ankämpfend gegen die Angst vor der mir bevorstehenden Zeit.


Über Liebe und Entscheidungen (Fluch der Karibik Fanfiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt