Jack seufzte auf. „Sie hat recht." Daraufhin hielt er noch meinen Vater den Zeigefinger vor die Nase und raunte, mit einem fast schon beleidigten Unterton: „Das ist noch nicht vorbei." Dad nickte belustigt und zitierte mich zu sich. „Wir machen es anders. Jane, Bo'sun und ihr zwei da kommt mit mir. Wir gehen auf die Black Joke und sehen nach, ob noch alles vorhanden ist. Um den Rest kümmert sich meinet wegen er hier." Mit einem Kopfnicken deutete er auf Jack und kletterte auf sein Schiff. Ich warf noch einen letzten Blick auf den Captain der Black Pearl, ehe auch ich meinem Vater folgte. Diesen sah ich nur noch in der Kapitänskajüte verschwinden, als das Deck betrat. Ohne nachzudenken lief ich ihm hinterher, riss die Tür auf und betrat den Raum.
„Was hast du gegen die Joke?", fragte ich ihn und setzte mich auf den Stuhl vor dem großen, hölzernen Tisch in der Mitte der Kajüte. Ich legte meine Füße auf dem Tisch ab und griff planlos nach dem einzigen Gegenstand, der sich auf der Ablage befand. Ich der Kajüte war es stockdunkel. Nur eine kleine Kerze am anderen Ende des Raumes sorgte für leichtes, flackerndes Licht. Einen großen Unterschied machte das auch nicht unbedingt. Ich spielte mit dem kleinen Gegenstand, wahrscheinlich ebenfalls aus Holz, klappte den Deckel auf und zu. „An sich nichts.", antwortete mein Vater. Er saß auf der Koje, die sich hinter mir befand. Ich konnte nicht einmal erahnen, was er da gerade tat. „Aber?", hackte ich nach und ließ meinen Kopf nach hinten fallen, um Dad sehen zu können. „Die Pearl ist mein Schiff." Ich sah wieder auf den kleinen Kasten in meinen Händen hinab und murmelte: „Da wäre ich mir nicht so sicher." „Was war das?", fragte Dad wütend.
„Ich sagte, dass ich nicht der Meinung bin, dass die Black Pearl dir gehört. Du hast sie gemeutert. Eigentlich gehört sie Jack.", sagte ich kühl, während ich auf stand und zu der brennenden Kerze ging. „Was fällt dir ein di...-", fing mein Vater an. „Was zum...?", murmelte ich leise und betrachtete den unbekannten Gegenstand aus jedem Winkel im Kerzenschein. Ich fuhr zu meinem Vater herum und hielt ihn hoch. „Ist das Jacks Kompass?" Nur schwach konnte ich erkennen, wie mein Vater zu mir sah, sich erhob und langsam auf mich zu kam. Ich konnte sehen, wie die Wut sich in seinen Augen wiederspiegelte. „Ich lasse nicht so mit mir reden, Jane.", knurrte er, doch ich hielt ihm den Kompass weiterhin unbeeindruckt vor die Nase. „Antworte mir! Ist das Jacks Kompass?", fragte ich ihn wütend. Der Kompass, den ich in der Hand hielt, sah identisch aus, mit dem, der auf Jacks Schreibtisch lag. Ich wusste nicht, ob mein Zweifel gerechtfertigt war, doch wenn es doch Jacks Kompass war, dann hatte ich die Erklärung, warum er mir geholfen hatte.
„Ich bin die keine Erklärung schuldig. Eher solltest du mir sagen, wieso du diesen Bastard in Schutz nimmst." „Erstens: Jack ist kein Bastard und wage es nicht ihn noch einmal als einen Solchen zu bezeichnen und zweitens: bist du es mir schuldig mir zu sagen, wer der rechtmäßige Besitzer dieses Kompasses ist." „Junges Fräulein, wenn du mir nicht sofort sagst, was da zwischen dir und Jack ist, dann wird das hier ziemlich hässlich ausgehen." Ich sah ihn fassungslos an. „Drohst du mir etwa? Eines sollte dir klar sein, Vater, ich habe keine Angst vor dir." Plötzlich herrschte Stille, die mein Vater nach kurzer Zeit brach. „Das ist Jacks Kompass. Sagen wir, wir haben getauscht.", sagte er. „Kein fairer Tausch, nehme ich an." Er zuckte mit den Schultern. „Mein Schiff gegen seinen Kompass." „Aye, kein fairer Tausch. Du nimmst ihm sein Schiff weg, dann holt er es sich zurück und du krallst dir seinen Kompass." „In welcher Verbindung stehst du zu Jack?", fragte er mich leise, jedoch wusste ich, dass er innerlich kochte vor Wut.
Ich versuchte zwanghaft seinem Blick stand zu halten, was mir mehr oder weniger auch gelang. „Ich...ich hab' ihn gern.", brachte ich schließlich hervor und konzentrierte mich darauf, mein schlechtes Gewissen zu verdrängen. „Wie gern?", fragte mein Vater und betonte dabei jedes Wort. Mein Blick ließ von ihm ab und ich starrte an die Wand hinter ihm. „Gern!", flüsterte ich. Er schnappte empört nach Luft, riss die Kajütentür neben uns auf und stürmte hinaus. Er hatte mich stumm aufgefordert, ihm zu folgen, was ich nach kurzem Zögern auch tat. Kaum war ich draußen, drehte er sich zu mir um und schoss los.
„Du willst mir jetzt nicht allen Ernstes sagen, dass du was für diesen Idioten empfindest!", schrie er. Ich wusste, was jetzt kommen würde und konnte nichts anderes machen, als das Folgende über mich ergehen zu lassen. „Ich habe dich von klein auf vor ihm gewarnt. Du hast noch nie etwas Gutes aus meinem Mund über ihn gehört." „Zu Unrecht.", murmelte ich dazwischen. „Das ignoriere ich jetzt mal. Wie kommst du darauf, eine Affäre mit diesem schiffsklauenden Piraten zu haben." „Keiner hat etwas von Affäre gesagt, Vater!", sagte ich dazwischen. „Früher oder später wäre eine entstanden und das zu Gunsten Jacks." „Wie meinst du das?", fragte ich verunsichert. „Er wird dich nur ausnutzen." „Das kann nicht dein Ernst sein, du kennst ihn doch gar nicht!" Wütend kehrte ich um und war drauf und dran das Schiff zu verlassen, als mein Vater mich am Handgelenk packte und zu sich zurück zog. „Ich warne dich, halte dich von ihm fern." Ohne noch etwas zu erwidern riss ich mich los und stürmte vom Schiff in Richtung Black Pearl.
**********Nach nahezu genau einem Jahr geht es auch mal mit der Story weiter. Als kleine Info am Rande: Die Geschichte ist ebenfalls auf fanfiktion.de zu finden, und dort ist sie sogar doppelt so lang wie hier. Nur für den Fall, dass hier wieder eine Schreibstille aufkommt. :)
Ganz liebe Grüße
Humperstumpel
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Über Liebe und Entscheidungen (Fluch der Karibik Fanfiktion)
RomansaJane Malone, die Tochter Hector Barbossas, trifft auf Tortuga auf den Piratenkapitän Jack Sparrow. Mit der Zeit empfinden die Beiden stärke Gefühle für eineinander, die sich beide nicht ganz eingestehen wollen bzw. können. Denn Janes Vater wird dies...