Riskante Aktion

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In dieser Nacht schlief ich nur sehr unruhig. Ob es an der Aufregung vor der mir bevorstehenden Reise lag oder an dem lauten Lachen der Besucher des Pubs nebenan, vermag ich nicht zu sagen. Man sollte jedoch meinen, dass ich mittlerweile trotz dieser Geräusche schlafen kann, doch keine Chance. An manche Sachen gewöhnt man sich einfach nie.

Vorteile hatte diese Nacht jedoch. Wenn man nicht schläft, kann man logischerweise auch nicht verschlafen. Das war einer der Gründe, warum ich schon sehr früh auf den Beinen war. Ich war es leid, die restliche Nacht in meinem Bett zu liegen und mich hin- und herzuwälzen, in der Hoffnung, doch noch ein wenig Schlaf zu finden. Ich machte mir diese Tatsache zu Nutze, stand auf und packte in aller Seelenruhe die nötigsten Sachen in den ausgefransten Leinensack, den ich aus dem „Captain's Daughter" hab mitgehen lassen. Keiner achtet auf diese alten Dinger, die an einem rostigen Nagel an der Tür aufgehängt worden sind. Ich arbeite seit fast 3 Jahren in diesem Pub und habe den Wirt nicht ein einziges Mal mit diesen Säcken gesehen. Warum also sollte es ihm was ausmachen, wenn ich mir einen „borge"?

Während ich meine Sachen hineinstopfte, stieß ich einige Flüche aus, die mich, wenn ich nicht so gestresst wäre, schockiert hätten. Ich war zwar gut in der Zeit, jedoch musste ich mit Bedauern feststellen, dass der Leinensack einfach zu klein war. Oder ich hatte zu viel Zeug mit, aber als Frau darf man das. Also schüttete ich nochmal den ganzen Inhalt des Beutels auf den Boden und ging nochmal ruhig alles durch, um noch das Eine oder Andere auszusortieren, was ich vielleicht doch nicht so sehr benötigen würde.

Wechselsachen kann ich nie genug haben; ein Buch (ja, ich war dem Lesen und Schreiben mächtig, sonst hätte ich ja auch die Briefe meines Vaters nicht lesen können), kann ich immer gebrauchen. Auch auf einem Piratenschiff kann es mit der Zeit langweilig werden; einen Kohlestift, und nein, ich habe nicht vor Jack zu kopieren, sondern überprüfe mal die Theorie, ob das mit dem Sonnenschutz wirklich hilft und einen alten Kamm mit einem dehnbaren Band, dass mir als Haargummi dienen sollte, um meine Mähne bei dem rauen Fahrtwind wenigstens etwas zu bändigen. Das kommt definitiv mit, also kommt raus: gar nichts!

Obwohl ich wirklich nur die nötigsten Sachen eingepackt habe, ist mein Beutel zu voll! Und jetzt stehe ich vor dem überfüllten Sack und suche nach etwas, wo ich die überschüssigen Sachen rein füllen kann.

Schließlich entschied ich mir für eine effektive, aber sehr riskante Aktion. Ich besitze einen Schlüssel zu dem Pub, wo ich arbeite. Wenn ich da hinein- und auch wieder rauskomme und das mit einem zweiten Sack im Schlepptau, ohne von irgendjemand erwischt zu werden habe ich wieder genug Platz für alle meine Sachen. Der Schlüssel ist allerdings nur für die extremsten Notfälle, aber zu wenig Platz zu haben, um alle Sachen, auf die man nicht verzichten will, oder in meinem Fall KANN, mit auf eine Reise zu nehmen ist ein Notfall. Und zwar ein Großer! Das Problem war jedoch, dass das Lokal nicht vor Sonnenuntergang öffnet und es schon sehr ungewöhnlich ist, wenn jemand vor der Öffnung dort ist. Jeder anständige Beobachter, ob er weiß, dass ich da arbeite oder nicht, würde den Wirt verständigen. Einfach um sicher zu gehen. Deswegen ist äußerste Vorsicht gefragt.

Es war noch lange vor Sonnenaufgang, als ich vor der großen, hölzernen, von der Witterung gezeichneten Tür stand, in die mit größter Sorgfalt „The Captain's Daughter" eingeritzt worden war. Ich schob den eisernen Schlüssel in das Schloss und drehte den Schlüssel so lange um die eigene Achse, bis ich ein metallisch klingendes Klacken hörte. Die Tür sprang auf.

Mit einem lauten Knarzen schob ich die Tür einen Spalt weit auf und lugte hinein. Noch ein letzten Blick auf die, zu meinem Glück, leere Straße und schlüpfte dann vollkommen in den Raum hinein. Obwohl es keine Fenster gab oder andere Möglichkeiten in das Pub zu sehen, traute ich mich nicht einige Kerzen anzumachen. Man konnte nie wissen. Also schob ich meine Arme langsam vor und setzte einen Fuß vor den Anderen, versucht nicht gegen einen der unzähligen Tische, Stühle oder Pfähle zu rennen, die im ganzen Raum verteilt standen.

Ich wusste ungefähr, wo sich die Tür zum Lagerraum befand, an deren Innenseite die restlichen Leinensäcke hingen und tastete mich einfach voran.

Zu meinem Glück blieb ich vor schmerzenden Körperteilen verschont, stieß also gegen keinen der Gegenstände, bevor ich mit den Fingerspitzen die Tür erfühle. Mit äußerster Vorsicht drückte ich die kalte Türklinke hinunter und schob die Tür langsam auf. Und dann traf mich eine Erkenntnis, wie ein Schlag.

Der Wirt schlief oben. Direkt über meinem Kopf. Ohne Tür. Das heißt, dass er jeden kleinen Mucks, den ich mache hören und davon aufwachen könnte und wenn dieser Fall eintritt, bin ich geliefert. Ich habe keine Ahnung, wie der Wirt auf mich reagieren würde, aber eines ist ganz sicher: Erfreut, wird er nicht sein!

Ganz langsam, Zentimeter für Zentimeter, schob ich die Tür immer weiter auf. So weit, bis ich noch gerade so hindurch kam. Kaum stand ich in der Abstellkammer drückte ich die Tür wieder einen Spalt zu, um besseren Zugriff zu den Säcken zu haben. Langsam nahm ich einen vom Nagel und öffnete die Tür wieder einen Spalt weit, um wieder hindurch schlüpfen zu können, doch es kam, wie es kommen musste.

Gerade als ich mich wieder durch die Tür quetschen wollte, stieß ich mit meinem Beutel an ein großes Regal gefüllt mit vollen Rumflaschen. Bevor ich überhaupt realisieren konnte, was mir da passiert höre ich es unmittelbar neben mir ein lautes Klirren. Ich schloss die Augen, während ich stoßweise ausatme. Das Geräusch klang wie Glas. Glas, welches zerspringt. Meine Theorie hat sich sehr schnell bestätigt, als ich einen immer stärker werdenden Rumgestank wahrnahm. Mit meinem rechten Fuß tastete ich den Boden ab, bis ich das fand, wonach ich suchte. Ich habe gerade ernsthaft eine Rumflasche zerdeppert. Besser schnell raus hier, bevor...

„Hallo? Wer ist da?"

Die tiefe, strenge Stimme ließ mich zusammen fahren. Der Wirt. Das scheppernde Geräusch der Flasche hat ihn geweckt. Ich wollte noch schnell aus dem Pub verschwinden, doch es war zu spät. Ich hörte seine Schritte, die immer näher kamen.

Wie erstarrt, blickte ich die alte Treppe hoch. Nicht fähig mich zu bewegen.

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Tbc...

Hier das neue Kapitel. Die Abreise muss leider noch warten. Ich wollte davor noch ein wenig Spannung einbringen. Nehmt es mir nicht übel ;)

Bis zum nächsten Kapitel,

Lg, Humperstumpel



Über Liebe und Entscheidungen (Fluch der Karibik Fanfiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt