Home Sweet Home

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Zu meiner Überraschung hatte ich die gestrige Nacht mehr oder weniger gut überstanden. Besser, als erwartet. Immerhin. Nachdem ich eine gefühlte Ewigkeit den Mond angestarrt und nebenbei versucht habe die übergriffigen Männer zu ignorieren, hatte es zu allem Überfluss noch angefangen zu regnen und ich wurde lieber nass, als mich unter Deck zu verkriechen, wo noch mehr Männer warteten, aber, hey, ich lebe noch und dass ich dies schaffe, hatte ich gestern Abend mal kurzzeitig bezweifelt. Und sogar eine gute Nachricht wurde mir schon kurz nach Sonnenaufgang überbracht. Aufgrund des kleinen Sturmes vergangene Nacht hatten wir an Zeit eingeholt und sollten somit viel früher in Tortuga ankommen, wenn nicht sogar....

„Land in Sicht!", ertönte lauthals die Stimme eines kleinen Mannes, der ganz oben im Krähennest hockte. „WAS?!", rief ich schrill, sprang aufgeregt die Treppe hinunter, auf welcher ich zuvor gesessen hatte und jagte zur Reling. Ich hing schon halb über Bord, als ich klare Umrisse einer Insel erkannte und ich brauchte nicht lange um meine Heimat wieder zu erkennen. „Wann legen wir an?", fragte ich den Captain, der durch den Ruf aus seiner Kajüte gelockt worden war, und wippte hibbelig von einem Bein aufs andere. Kurz musterte er mich kritisch, ehe er ebenfalls an die Reling trat und sein Fernrohr vors Auge hielt. „In ein paar Minuten sollten wir ankommen.", gab er zurück, ohne mich eines Blickes zu würdigen, was ich nebenbei gesagt alles andere als schlimm fand, denn auch wenn es unbewusst sein sollte, gefiel mir seine Art mich anzusehen nicht. Ich nickte breit grinsend und rannte zum Bug, um dabei zuzusehen, wie wir uns meiner geliebten Heimat näherten. Gut, so sehr liebte ich sie auch nicht, immerhin wimmelte es dort nur so von dreckigen Piraten, Bordsteinschwalben und Alkohol, aber nach dem was ich erlebt habe, ist das eine willkommende Abwechslung.

Kaum hatten wir angelegt, sprang ich energisch vom Schiff und atmete tief den Alkoholgeruch ein, der mir in der vergangen Zeit so gefehlt hatte. Na obwohl, eigentlich hatte ich ihn die ganze Zeit über um mich, immerhin ist das DER Geruch der Piraten. „Auf Wiedersehen, Miss Malone!" Ich warf den Kopf in den Nacken und hielt mir, vor der Sonne schützend, eine Hand vor die Augen. Der Kapitän stand an der Reling und blickte auf mich hinunter. „Auf Wiedersehen, Captain und danke vielmals.", rief ich zurück und winkte ihm freudig, ehe ich umkehrte und wie von der Tarantel gestochen losstürmte. Noch eine Minute bei der Truppe hätte ich nicht überlebt. Obwohl es hellichter Tag war, lagen hier und da noch betrunkene Männer mit Rumflaschen in der Hand rum, einige torkelten auf mich zu oder sahen mir widerwärtig nach. „Zu Hause ist es doch am Schönsten.", sagte ich grinsend, als mir gerade eine ganze Gruppe stockbesoffener Typen entgegen kamen, von denen zwei sogar mitten auf dem Weg liegen blieben.

Ich bog um die Ecke und kam an einer Tür vorbei, die ich nur zu gut kannte. „The Captain's Daughter", las ich leise die Aufschrift auf der Holztür. Diese war abgeschlossen, was mich nicht wunderte, doch trotzdem hätte ich es schön gefunden, wieder in dem kleinem Pub zu stehen, wo alles angefangen hat. Bei dem Gedanken an meine erste Begegnung mit Jack, die genau in dieser Taverne war und daran, wie sehr ich ihn damals noch gehasst habe, musste ich lächeln. Wie schnell man seine Meinung ändern kann. Bis vor 3 Wochen hätte ich jedem, der mich fragte gesagt, dass Jack Sparrow niemand weiteres sei, als ein perfektes Beispiel für Abartigkeit und mein Vater ein berühmter Captain, der Ruhm mehr als nur verdient hat. Doch jetzt wurden die Rollen gewechselt. Auch wenn es stimmen sollte und Vater Jack nicht getötet hat, so würde ich ihn immer dafür hassen, dass er mich von ihm fernhielt. Das schwor ich mir.

Ich riss meinen Blick von dem Eingang des Pubs los und ging die Gasse weiter hinunter, bis ich vor dem alten, vermoderten Haus stand, welches mir in den ganzen vielen Jahren Schutz und Wärme geboten hat. Ich griff nach dem kleinen Schlüssel, den ich für alle Notfälle unter einem lockeren Stein versteckt hatte und öffnete die Tür. Die Bodendielen knarrten leise, als ich eintrat und durch den großen Raum schlich. Ich nahm die Kerze, die auf dem Tisch in der Mitte stand, entzündete sie und sah mich um. Seit meinem letzten Aufenthalt hier hatte sich nichts verändert. Gut zu wissen, dass man selbst in Tortuga keine Angst vor Einbrüchen haben musste, auch wenn es hier nicht viel zu holen gab, außer rostige Töpfe und mottendurchfressene Decken. Die Kerze vorher auf einer kleinen Kommode abstellend, schmiss ich mich aufs Bett und schloss die Augen. Ich hatte noch ein paar Stunden, bis „The Captain's Daughter" öffnete und ich den Wirt um meinen alten Job anbetteln konnte. Diese Zeit sollte ich nutzen und mich ein wenig ausruhen, denn jetzt, wenn ich mal wirklich ganz abschalten konnte, machten sich die vielen Tage ohne richtigen Schlaf bemerkbar und es dauerte nicht lange, bis ich geschafft einschlief. 


Durch einen ohrenbetäubenden Lärm wurde ich unsanft aus dem Schlaf gerissen. Ich brauchte nicht lange um die Geräusche zu analysieren. Die Sonne war untergegangen und für die Männer ging jetzt ihre unendliche Saufparade weiter. Ich war im Begriff die Töne einfach zu ignorieren und weiterzuschlafen, doch mit einem Schlag fiel mir meine Aufgabe wieder ein. „MIST!", fluchte ich und hetzte aus dem Bett. Ich musste den Wirt der Taverne, meinem ehemaligen Arbeitsort, anbetteln mich wieder einzustellen, auf Knien, wenn es sein muss. Tia Dalma sagte, ich solle mein Leben so weiter leben, als wäre nichts gewesen und das will ich einhalten, wenn ich so Jack wiedersehen kann. Das heißt auch, dass ich wieder arbeiten muss. In dem alten Pub. Als wäre nie etwas passiert.

Gehetzt stürmte ich aus der Tür und war drauf und dran zu der Taverne zu rennen, als mich eine beringte Hand am Arm packte und hinters Haus zog. Eine andere Hand legte sich über meinen Mund und verhinderte so, dass ich auch nur einen Mucks von mir geben konnte, bevor ich sanft aber bestimmt an die Wand gedrückt wurde. Durch den Schein, der von den in der ganzen Stadt verteilten Fackeln ausging konnte ich das Gesicht des Mannes erkennen und mir blieb die Luft weg. Fassungslos starrte ich in die tiefdunklen Augen meines Gegenübers und war nicht mehr fähig richtig zu denken.

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Ich weiß, fieser Cliffhänger, tut mir ja auch leid.

Ich bin nun auch endlich wieder nach einer ewig langen Pause wieder zurück. Es tut mir sehr leid, dass ich so lange nichts habe von mir hören lassen, dafür habe ich aber gute Nachrichten. Ich habe noch 23 weitere Kapitel fertig, die ich in den nächsten Tagen hochladen werde und habe durch die momentane Situation, in der sich Deutschland befindet, auch sehr viel Zeit zum weiterschreiben. 

Ganz liebe Grüße,

Humperstumpel

Über Liebe und Entscheidungen (Fluch der Karibik Fanfiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt