Spuren

1.1K 51 0
                                    




„Jack!" rief ich aus und rannte auf ihn zu. „Was ist DIR passiert? Bist du verletzt? Was ist mit dem Kampf? Wie ist die Lage? Wer waren diese Menschen?" bombadierte ich ihn mit meinen Fragen, während ich ihn kritisch musterte. „Das waren alte Freunde von mir." antwortete er lässig, fügte aber auf meinen misstrauischen Blick hin hinzu: „Frag lieber nicht!" und ging auf seine Koje zu. „Hatte ich auch nicht vor." Nuschelte ich monoton und folgte ihm zur Koje. Elizabeth stand noch immer vor dem Kannibalen, ehe sie mit den Worten: „Ich lasse euch jetzt mal alleine." Den Raum verlies und die Tür hinter sich schloss.

Ich ließ mich neben Jack auf die Koje sinken und starrte die beiden Leichen auf dem Boden an, wartend auf Jacks Erklärung, was sich in den verangenen Minuten abgespielt habe. Doch von ihm kam nichts. Er sah ebenfalls auf die Toten hinab und gab keinen Ton von sich. Nach einer gefühlten Ewigkeit ergriff er allerdings doch noch das Wort. „Ich wusste gar nicht, dass du kämpfen kannst." Ich schnaubte belustigt auf. Konnte ich eigentlich ja gar nicht mehr, aber was muss er das wissen. „Das hatte ich dir doch gesagt." Erwiderte ich lachend. „Weiß ich denn, dass du die Wahrheit sagst? Im Allgemeinen können Frauen nur kochen, nicht kämpfen." Lachend boxte ich ihm gegen den Oberarm, das ließ ihn jedoch nur auflachen. „Siehst du, Frauen können nicht kämpfen...apropos kochen, wolltest du das nicht eigentlich übernehmen?"

Ich setzte meinen arroganten Blick auf. „Wollte ich, ich habe aber sehr schnell bemerkt, dass ich das gar nicht zu tun brauche, du hast genug Männer in deiner Crew." Antwortete ich kichernd. Er grinste, legte aber kurz darauf leise stöhnend seine rechte Hand auf seine Schulter. „Bist du verletzt?" fragte ich ihn noch einmal besorgt, doch als er langsam den Kopf schüttelte und sagte, es sei nur ein kleiner Kratzer, nichts Schlimmes, und ich solle mir keine Gedanken machen, wurde es mir zu blöd. Ich stand auf, setzte mich auf die andere Seite der Koje, neben ihn und zerrte an seinem Hemd, wohlbemerkt blutertränkt.

„Liebes, nicht so wild." Raunte Jack grinsend. Ich konnte jedoch nur die Augen verdrehen. Er war verletzt. Kann er nicht einmal mehr das ernst nehmen? Auf seinen Kommentar erwiederte ich also nichts, sondern fuhr nur mit meiner Tätigkeit fort. Kaum gab das Hemd seine Schulter frei, zog ich scharf die Luft ein. Auf Dieser prankte eine riesige Schnittwunde. „Das nennst du, nichts schlimmes?" fragte ich ihn fassungslos. „Ich habe schon viel schlimmere Sachen abbekommen, Kleines. So ein Kratzer haut mich jetzt auch nicht um." „Das muss gereinigt werden." Murmelte ich vor mich hin. Ich stand auf und ging durch die Kajüte, auf der Suche nach Rum und einem suberen Tuch, was nebenbei gesagt, sehr viel schwerer war, als vorerst erwartet. Zwar hatte sich der Rum sher schnell angefunden, doch ein brauchbares Tuch, war einfach so gut wie unauffindbar.

„Sag mal, hast du etwa keine sauberen Tücher, Lappen, Stofffetzen, irgendwas?" Jacks Reaktion auf meine Frage erklärte mir alles. Sein ungläubischer Blick, der auf mich gerichtet war, bewies schon, wie bescheuert ich auch war, diese Frage zu stellen, ich meine, hallo?! Ich bin hier auf einem Piratenschiff. Das Wort Sauber kommt in dem Wortschatz eines Freibeuters gar nicht erst vor. Ich seufzte auf, griff an den Saum meines, eigentlich Jacks Hemdes und riss ein großen Streifen Stoff ab. Das Hemd war mit sowieso zu groß, für mich war das kein Opfer. Jack schien es auch nicht zu stören, jedenfalls verzog er keine Miene.

Mit dem Stoff in der Einen und dem Tuch in der anderen Hand, setzte ich mich wieder neben Jack und ließ etwas von dem Rum auf das provisorische Tuch laufen. „Das dürfte jetzt vielleicht etwas brennen." Warnte ich ihn vor. Das hätte ich mir auch ersparen können, denn keine Sekunde nach meiner Warnung, drückte ich ihm schon den Lappen auf die Wunde. Zu meiner Überraschung verzog er auch jetzt nicht das Gesicht. Respekt.

„Wie schaffst du es, dass du selbst jetzt nicht zusammen zuckst, Jack? Ich glaube ich an deiner Stelle, würde jetzt schon heulend auf dem Boden liegen." Er lachte auf. „Liebes, ein Pirat zeigt keine Schwäche. Das ist ein Gesetz." Er zwinkerte mir zu. „Außerdem habe ich schon Schmerzen aushalten müssen, die waren nichts gegen das hier." Er deutete mit seiner Hand auf seine Schulter und den in Rum getränkten Lappen. „Meinst du die Brandmarkung?" fragte ich kleinlaut. Ich hatte keine Ahnung, wie er darauf reagieren würde, immerhin ist so eine Erfahrung etwas traumatisches und jeder Mensch geht mit traumatischen Ereignissen anders um.

„Das unter Anderem." Er erhob sich, stellte sich vor mich hin und zog seinen Ärmel des linken Armes hoch. In der Mitte befand sich Vernarbungen, die sich vom Unterarm, bis hoch zum Oberarm erstreckten. Ich riss die Augen auf. Dann zog er sein Hemd an der Brust nach rechts und gab zwei runde Narben frei. Schusswunden. Und schließlich zeigte er mir das 'P'. Augenblicklich viel mir das Atmen schwerer. Was hat er in Vergangenheit alles durchmachen müssen? „Dieser Kratzer ist wirklich nichts dagegen." Sagte er und setzte sich wieder neben mich. Ich ließ den Stoff sinken und sah ihm mitleidig in die Augen.

„Ne, komm mir jetzt nicht mit Mitleid, bitte Jane." Hat er mich gerade Jane genannt? Bin ich jetzt im falschen Film oder was? Ich bemerkte, wie mein Blick auf ihn gewirkt haben muss, sah an ihm vorbei und räusperte mich. „Tschuldige." Er zuppelte sein Hemd wieder hoch und griff nach dem Rum, den ich noch immer in der Hand hielt. „Verschwendung den für etwas anderes zu gebrauchen, als zum trinken." Nuschelte er, setzte an und trank mehrere große Schlucke. Eklig. Ich zuckte mit den Schultern, riss ihm die Flasche aus der Hand und trank ebenfalls ein wenig, nur um kurze Zeit später die Zunge raus zu strecken und angewiedert den Kopf zu schütteln.

Auf Jacks fragenden Blick hin, begründete ich meine Aktion damit, dass der Stress der letzten Minuten mich mehr mitnahm, als erwartet und man da ruhig mit etwas Alkohol nachhelfen könnte. „Frauen." Murmelte Jack amüsiert. „Hey, du hast voll die schlechte Einstellung Frauen gegenüber, weißt du das?" „Nicht bei allen Frauen." Rechtferigte er sich, beugte sich vor und legte seine Lippen auf meine. Ich legte meine Arme um seine Schultern, die Verletzung vollkommen vergessend und ließ meinen Oberkörper nach hinten senken, zog Jack mit mir.

Nicht lange darauf lag ich tief schlafend in Jacks Armen und verarbeitete die Geschehnisse der letzten Zeit. Nicht der letzten Minuten, Stunden oder Tage, nein. Ich begann, alles so langsam zu verarbeiten, was mir in den ganzen letzten Wochen passiert war.



**********

Ich habe beschlossen jetzt mehrer Kapitel auf einmal hochzuladen. Vielleicht gehe ich heute sogar so weit, dass ich die nächsten fast 40 Kapitel heute noch hochlade. Mal sehen :)

(Nein, die Geschichte ist nach den 40 weiteren Kapiteln nicht zu ende)

Über Liebe und Entscheidungen (Fluch der Karibik Fanfiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt