Kapitel 63

2.2K 98 4
                                    

"Du bist also eine der Neuen?", reichte ich der neuen Studentin meine Hand. "Ja, Tanja. Und du bist eine der Alten?", lachte sie. "Ja das bin ich dann wohl. Ich bin Dilan.", lächelte ich. "Freust du dich schon?", fragte ich sie während des Gehens durch den Eingangsbereich. "Ja, sehr.", strahlte sie. Sie war ein sehr sympathisches Mädchen, meiner Meinung nach. Sie hatte schulterlange braune Haare und sehr hellbraune Augen. Aber ihre Austrahlung war das, was sie so lebendig wirken ließ.

Erschöpft von dem Rundgang ließen wir uns auf die Cafeteria Sitzplätze fallen. "Und das wäre die Cafeteria, einer meiner Lieblingsorte." Sie lachte und fragte: "Was ist dein erster Lieblingsort?" Caner, war mein erster Gedanke. Aber das konnte ich ihr nicht sagen, immerhin kannte ich sie erst seit einer Stunde. "Eine Bank, etwas entfernt von der Uni." lächelte ich nachdenklich. Ebenso erwiderte sie mein Lächeln. "Können wir vielleicht draußen sitzen? Mir ist es hier zu stickig." Ich bejahte, obwohl es draußen nun wirklich nicht mehr warm ist.

"Wie bist du auf diese Uni gestoßen?", versuchte ich ein Gespräch anzufangen, nachdem wir , soweit es ging, es uns auf der Bank bequem gemacht hatten. "Wir sind hier her gezogen, aus Dresden. Meine Familie und ich wollten einen Neuanfang wagen. Auf die Uni bin ich rein zufällig gestoßen aber ich glaube ich habe die richtige Entscheidung getroffen.", klärte sie mich auf, während ich ihr aufmerksam zuhörte. "Neuanfang?", wollte ich genaueres Wissen, wenn sie es mir erzählen wollen würde. "Es sind ziemlich viele Dinge passiert, weißt du. Viele Schlechte. Und wegzuziehen war da einfach das beste.", spielte sie mit ihren Fingern und sah auf ihre Füße. "Was war das beste? Wegzuziehen oder von seinen Problemen wegzurennen?", fragte ich. "Beides irgendwie.", seufzte sie. "Ich wollte dir nicht zu Nahe treten.", sagte ich entschuldigend. "Nein nein, alles Okay.", winkte sie ab. "Ich habe halt viele Fehler gemacht, die ich sehr bereue." "Willst du darüber reden?", fragte ich sanft, da ich das Gefühl hatte sie würde alles in sich hinein sperren.

"Ich weiß nicht, ich kenn dich ja eigentlich kaum.", sagte sie schüchtern lächelnd. "Du musst nicht, wenn du nicht willst. Aber ich hatte das Gefühl du brauchst es. Und wenn du mir was erzählst, bleibt es bei mir, geheim." Wieder lächelte sie. "Ich war so verliebt. Blind vor Liebe. Dumm.", schüttelte sie ihren Kopf. "Ich war so dumm.", knetete sie ihre Hände leicht aggressiv. "Rede nicht so.", tat ich meine linke Hand auf ihre. "Du verstehst das nicht." "Dann erklär's mir.", sagte ich ruhig.

"Luca.", lächelte sie. "Er war meine große Liebe." "War?", fragte ich. Ihre Augen nahmen einen Schimmer von Tränen an und ich wusste nun, dass sie das sehr belastet. "Wir kannten uns seit  der 11. Klasse. Anfangs waren wir nur Freunde, hingen gemeinsam ab. Nie alleine, meistens mit Freunden. Doch später kamen wir uns näher, unternahmen viel zusammen, unsere Freundschaft festigte sich. Doch irgendwann, wie es bei den meisten ist, wurde mehr als Freundschaft. Da war dieses wunderschöne Gefühl, welches mich nicht in Ruhe ließ.", lächelte sie. "Das klingt doch schön.", sagte ich. "Bis dahin war auch noch alles schön, mehr als schön. Doch Luca veränderte sich, war nicht mehr interessiert sich mit mir zu treffen, war nur noch unterwegs, vorallem nachts. Ich wusste nicht was los war aber ich hatte mir geschworen es herauszufinden. Eine Nacht lief ich ihm dann hinterher. Und was ich da sah, ließ das Blut in meinen Adern gefrieren. Ich sah wie er einzelne Beutel mit einem Mann austauschte, dieser gab ihm dann Geld und verschwand. Ich erzählte Luca nicht, dass ich ihn gesehen hatte. Ich hatte Angst er würde ausrasten, also beobachtete ich ihn jede Nacht, folgte ihm. Mal erwischte ich ihn bei Prügeleien, Drohungen oder bei Übergaben. Bis.. bis ich ihm dann endlich erzählte, dass ich alles weiß."

"Was geschah dann?", fragte ich neugierig, dennoch mit einer bestimmten Distanz. "Er war nicht sauer, er rastete nicht aus. Nein, im Gegenteil, er wollte das ich ihm helfe, mit einsteige.", sagte sie angespannt. "Ich war völlig geschockt, die Sache mit den Drogen war schon krass aber dann auch noch das. Aber leider hatte er es irgendwie geschafft mich dort mit hinein zubringen. Ich war so verliebt, was hätte ich machen sollen? Mein Bruder hat es dann irgendwann erfahren und hat mich da rausgeholt, wir haben es meinen Eltern nicht erzählt, aber wir haben uns gewünscht von dort wegzuziehen, vorallem ich. Ich war und bin glücklich so einen Bruder zu haben.", vollendete sie ihre Geschichte. "Wow.", flüsterte ich. "Der Neuanfang wird dir gut tun, glaub mir. Und die Leute hier sind wirklich sehr nett. Ich stell dir morgen meine engsten Freundinnen vor, Okay?" "Okay.", lächelte sie.

Nachdem dieser anstrengende Tag vorbei war, war ich nur glücklich in mein kuscheliges Bett zu fallen. Doch da habe ich mich wohl zu früh gefreut, denn die klingelnde Tür hielt mich vom liegen ab. Langsam trottete ich zur Tür und öffnete diese. "Hey.", begrüßte mich mein Freund, der seine Hände, schüchtern in seinen Hosentaschen vergraben hatte. "Hallo.", lächelte ich sanft. "Willst du mich heute noch reinlassen oder nicht?", krazte er sich lächelnd am Kopf. "Eh, ja sry.", entschuldigte ich mich und öffnete die Tür ganz, damit er eintreten konnte.

Mittlerweile saßen wir an meinem kleinen Esstisch und tranken Tee. "Bist du sauer auf mich?", fragte er. "Nein.", schüttelte ich meinen Kopf und senkte meinen Blick auf meinen Tee. "Sei ehrlich." , "Vielleicht ein bisschen.", gab ich dann ehrlich zu. Es hatte mich verletzt, dass er mir vorschlug zu meinem Vater zu gehen. Er wusste doch von allem bescheid. Er hatte die 3 Monate miterlebt. Er wusste, hat gesehen, wie sehr ich gelitten habe. "Du weißt, ich meinte das nicht böse. Ich dachte es wäre eine gute Idee. Es tut mir leid."  , "Ich würde gerne, aber ich kann nicht Caner. Verstehst du? Vor mir steht eine riesige Mauer, die mich nicht zu ihm gehen lässt. Und zu allem Überfluss, steh ich mir auch noch selber im Weg.", stützte ich meinen Kopf auf meiner Hand ab.

Caner griff nach meiner Hand und drückte diese fest. "Ich weiß das ist nicht das, was man von seinem Freund hören will, aber irgendwann wird der Tag kommen an dem du dich mit ihm vertragen musst." , "Ich muss garnichts.", verhielt ich mich wie ein kleines Kind.

"Aber bei wem soll ich dann um deine Hand anhalten?"

Kennst du das Spiel: Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt