Kapitel 8.

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"Ardy? Was tust du hier?" fragte mich Luna als sie in das Wohnzimmer kam.

"Ich sitze" sagte ich und starrte die Wand vor mir an.

"Aber um 8Uhr morgens?" fragte sie verwirrt.

"Hatte einen Albtraum" beantwortete ich schlicht.

"Willst du darüber reden?" fragte sie mich mitfühlsam und setzte sich neben mich auf das Sofa.

Ich schüttelte meinen Kopf und eine Träne rollte über meine Wange. Ich wischte sie schnell weg und hoffte das Luna sie nicht gesehen hat.

Es wurde still zwischen uns.

Luna starrte mich die ganze Zeit von der Seite an und ich starrte die Wand vor mir an.


"Ardy ich verstehe dich nicht. Ich kann dich einfach nicht durchblicken" sagte sie plötzlich und ich schaute verwirrt in ihr Gesicht.

"Was meinst du?" fragte ich leise.

"Du bist einfach zu kompliziert für mich und dass ist noch nie vorgekommen. Ich habe eine gute Menschenkenntnis und weiß immer wie sich mein gegenüber fühlt. Nur bei dir geht das nicht. Du hast so eine gute Fassade aufgebaut, dass ich dich einfach nicht enträtseln kann." sagte Luna und studierte weiter mein Gesicht.

"Aber was gibt es an mir zu enträtseln? Ich bin doch nur ein Mensch, der lebt" sagte ich und versuchte gleichgültig zu klingen.

"Nein, du verheimlichst etwas. Mal bist du total depressiv und mal total glücklich. Ich weiß einfach nicht, wie ich das deuten soll. Ich weiß viel über dich Ardy, mehr als du wahrscheinlich denkst." sagte Luna und schaute mich an.

"Achja? Dann gib mir mal ein Beispiel" sagte ich und verkreuzte die Arme vor meiner Brust.

"Ich weiß, dass du oft Nächte durchmachst, weil du kein Auge zukriegst. Ich weiß, dass du täglich dein Lächeln fälschst. Ich weiß, dass du panische Angst davor hast, irgendwann mal alleine zu sein und ich weiß" -sie griff nach meinem Handgelenk und zog mein Ärmel hoch- "dass du dir selbst weh tust" sagte sie und brachte mich zum staunen.

Wie? Woher?

"Woher weißt du das alles?" flüsterte ich.

"Beobachtung" sagte sie.

"Du hast mich beobachtet?" fragte ich und zog die Augenbrauen nach oben.

"Ja, also nicht so wie du denkst. Ich habe einfach deine Bewegungen analysiert"

"Du machst mir Angst" sagte ich und zog mein Arm von ihr.

"Ardy, willst du mir vielleicht jetzt von deinem Traum erzählen?" fragte sie und strich mir meine Schulter auf und ab.

Sie weiß schon fast alles von mir also wieso nicht? Vielleicht wird mir das auch gut tun.


"Ich war an einen Stuhl gefesselt und vor mir standen Taddl, Rewi, Dner, Unge und einfach alle Youtuber mit denen ich mal befreundet war und meine privaten Freunde, sowie meine Familie. Jeder war still und sie schauten mich einfach alle an und bewegten sich gar nicht. Plötzlich kam so ein schwarzer Mann in den schneeweißen Raum. Er hatte sich vor mich gestellt. Der schwarze Mann hat mir die ganze Zeit eingeredet wie hässlich, fett, dumm, unnötig und wertlos ich bin. Dann hat er mich geschlagen, mich fast erwürgt und am Ende hat er mich geschnitten und verbluten lassen. Doch das schlimmste ist, dass meine 'Freunde' und meine 'Familie' einfach im Raum rumstanden und zugeguckt haben wie ich getötet wurde. Sie haben nicht mal irgendetwas gesagt, sie haben nichts gemacht. Sie waren nicht mal traurig dass ich tot war."

Tränen flossen meine Wange herunter und Luna nahm mich in den Arm.

Das ist genau das was ich brauchte. Ich brauchte jemanden der mir Halt schenkte und mir zeigte, dass er mich niemals verlassen würde. Jemanden der bleiben würde, wenn alle gehen.


Ich löste mich von Luna und wischte mir meine nassen Wangen weg.

Wie armselig ich einfach aussehen muss...

"Ardy, ich weiß echt nicht was ich sagen soll. Hast du oft Albträume?"

"Jede Nacht, aber immer ist es ein anderer Albtraum" schniefte ich.

"Ich weiß echt nicht was ich dazu sagen soll außer dass es mir leidtut. Du bist so ein wundervoller Mensch und deine Gedanken machen dich einfach verrückt. Aber Ardy glaub mir, ich werde dich nicht verlassen und wenn was ist, werde ich dich vor den schwarzen Mann retten." sagte Luna.

"Danke Luna, wenn du jetzt nicht da wärst, dann würde ich wahrscheinlich immer noch hier sitzen und in meinen Gedanken vollkommen durchdrehen" sagte ich und lächelte sie leicht falsch an.

"Nein Ardy, hör auf damit." sagte Luna sofort.

"Womit?" fragte ich verwirrt.

"Dein Lächeln. Wenn du schon lächelst, dann nur mit den echten, sonst gar nicht." sagte sie.

Ich nickte und starrte auf meine Arme. Mein Ärmel ist hochgerutscht, sodass man meine Narben jetzt sehen konnte.


"Ardy?" fragte Luna nach einer kurzen Stille.

"Hmm...?"

"Kannst du mir etwas versprechen?" fragte sie.

"Was denn?" fragte ich misstrauisch.

"Hör mit den Ritzen auf, bitte. Deine ganzen Unterarme sind schon total demoliert. Mach den Rest nicht auch noch kaputt." sagte sie und streichelte über meine Narben.

Denkt sie etwas ich habe mich nur an meinen Unterarmen geritzt? Zum Glück kennt sie den Rest nicht.

"Ich kann dir das nicht Versprechen, Luna" sagte ich und sah in ihre grünen Augen.

"Kannst du mir aber wenigstens Versprechen, das du mit mir redest bevor du dir selbst wehtun gehst?"

"Das könnte ich machen" sagte ich und schaute weiter auf meinem demolierten Arm.







Do you even care? [Tardy FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt