Kurzgeschichte

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In seinem schwarzen Umhang, der so einen tollen Kontrast zu seinen weißblonden Haaren bildete, rauschte er davon und verträumt sah sie ihm nach. Wieso, wieso nur war sie nicht gut genug für ihn? Gut, viele sagten häufig, dass sie ein Mopsgesicht hätte, doch so hässlich fand sie sich jetzt nicht. Mit den tiefschwarzen Haaren und den dunklen, braunen Augen und dem schönen Lächeln-schön, nicht nett. Aber ER hatte ja nur Augen für Andere. Für IHN war sie nur ein nerviges Anhängsel. Und dennoch kam sie nicht von IHM los. Denn sie bewunderte IHN, sah nur IHN, hörte nur IHN und wollte immer nur bei IHM sein.
Traurig schlich Pansy Parkinson durch einen leeren, stillen Gang in Hogwarts, der immer nur spärlich von Schülern besucht war. Und genau deshalb war sie jetzt hier. Denn nur hier konnte sie zeigen, wie sehr ihr das wehtat. Wie sehr sie das verletzte. Nur hier konnte sie für einen Moment mal nicht die hämische Slytherin sein. Natürlich war sie das ab und zu mal ganz gern. Sie hakte gern auf den Schlammblütlern und Blutsverrätern rum, doch oft tat sie es nur um ihm zu gefallen. Und er bemerkte es nicht mal.
Ohne, dass sie es hätte verhindern können, stahl sich eine Träne aus ihrem linken Augenwinkel und lief ihr über die Wange. Schnell wischte sie sie weg und blinzelte ein paar Mal, um wieder einen klaren Kopf zu kriegen. Sie musste gleich wieder in den Unterricht und da musste sie ihre Coolness wieder wahren können. Kein verträumtes, sehnsuchtsvolles Aufseufzen, keine heimlichen Blicke, keine unterdrückten Tränen. Da musste sie wieder das nervige, anhängliche, vergötternde Mädchen sein, dass die Griffendors fertig machte.
„Hey, alles in Ordnung?", drang da plötzlich eine besorgte Stimme an ihr Ohr und hektisch sah sie auf, den Gang unruhig mit ihren Augen absuchend. Doch vor ihr war nichts. Allerdings traf sie fast der Schlag, als sie mal hinter sich sah. Denn da stand kein geringerer als Cole Septens, ein muggelgeborener aus Hufflepuff, ein Schlammblut, das sie schon des öfteren gedemütigt hatte. Sofort setzte sie wieder ihre unfreundliche Maske auf. Er war nieder. Sie hatte nichts mit ihm am Hut.
„Natürlich! Und sprich mich nicht an, Schlammblut! Was geht's dich eigentlich an?", fauchte sie und warf ihre Haare zurück.
„Woah, schon okay", grinste ihr Gegenüber jedoch nur und hob abwehrend, doch noch immer grinsend die Hände. „Hab nur gefragt."
Pansy wollte schon weiter und an ihm vorbei den Weg zurück, den sie gekommen war stolzieren, als seine Stimme sie nochmals inne halten ließ.
„Er hat dich nicht verdient, weißt du!", rief er und Pansy, die inzwischen an ihm vorbei war und mit dem Rücken zu ihm stand, hielt in ihrer Bewegung inne, den rechten Fuß leicht in der Luft schwebend. „Malfoy, er ist es nicht wert." Nun drehte Pansy sich auf der Stelle um und wollte ihn schon wütend anfauchen, doch als sie sein freundliches Lächeln sah, kam etwas ganz anderes raus
„Was interessiert dich das?" Die Frage war für Pansy ungewöhnlich freundlich gestellt und sie wirkte ehrlich neugierig. Sie hatte diesen Jungen immer angegriffen und ihn fertig gemacht. Wieso sollte ihn das interessieren? Wieso sollte sie ihn interessieren?
Doch er zuckte nur die Schultern.
„Du hast besseres verdient." Mit diesen Worten drehte er sich auf dem Absatz um und rannte in die Richtung davon, auf die Pansy ursprünglich auf den Weg war.
Einen Moment lang sah sie ihm noch nachdenklich nach, dann drehte sie sich um und ging langsam den Gang entlang und ich Richtung Verwandlungszimmer. Natürlich kam sie viel zu spät zu McGonagalls Unterricht und bekam von dieser auch gleich leicht schadenfroh zehn Punkte abgezogen.
Den Rest des Tages konnte sie sich überhaupt nicht auf den Unterricht konzentrieren und schweifte immer wieder mit ihren Gedanken zu dem netten Hufflepuff ab. Und es war der erste Tag seit langem, an dem sie nicht an Draco und sein Desinteresse an ihr dachte. Als sie zum Mittagessen mit Draco und seinen Kumpanen die Große Halle betrat, um zu Essen, fiel sie ein paar Schritte hinter den Anderen zurück und ließ ihren Blick geistesabwesend schweifen, während sie zu ihrem Tisch schlenderte. Dabei fiel ihr Blick natürlich auch auf den Hufflepuff-Tisch, der ja direkt neben dem Slytherin-Tisch war. Und da saß er und sah sie ganz unverhohlen an, grinste ihr frech zu und besaß sogar die Dreistigkeit, ihr zuzuzwinkern. Sofort wandte sie den Blick ab, starrte auf den Boden vor sich und ihre Füße, während sie zu ihrem Tisch hastete, ein paar Bücher, die nicht mehr in die Tasche über ihrer rechten Schulter hatten passen wollen, vor die Brust gedrückt, damit niemand ihre panisch gehende Atmung bemerkte. Oder war es Aufregung, die ihren Atem beschleunigte? Jedenfalls war ihr Gesicht knallrot angelaufen, als sie sich neben Daphne und Astoria niederließ und ihr Herz schlug ungefähr dreimal so schnell wie normalerweise. Wegen der Panik, dass jemand sein dämliches und peinliches Verhalten bemerken könnte, redete sie sich ein. Doch irgendwie wollte ihr diese Erklärung nicht so ganz logisch erscheinen...

Am Abend lag Pansy noch lange im Bett und starrte mit glasigen Augen an die Decke. Sie konnte nicht schlafen, sie musste nachdenken. Nachdenken über sich. Nachdenken über Draco. Und nachdenken über Cole. Er war eigentlich ganz niedlich mit seinen kurzen, verstubbbelten braunen Haaren, den strahlend blauen Augen und dem schiefen Grinsen. STOPP! Halt Pansy, sofort aufhören! Was sind das denn für Gedanken, schallt sie sich selbst und schüttelte den Kopf, bevor sie sich auf die linke Seite drehte, den Ellenbogen unter den Kopf schob und noch etwas in die Dunkelheit starrte, bevor sie die Augen schloss. Nein, nicht an ihn denken...
Ob von ihm träumen auch zählte? Denn wenn ja, dann hatte Pansy nun ein ganz schönes Problem...

Es vergingen einige Wochen und Pansy versuchte Cole so gut es eben ging zu vergessen. Sie ging ihm aus dem Weg, sah ihn nicht an und ließ die Anderen ihn beleidigen, während sie auf ihre Schuhspitzen starrte, um ja nicht irgendwie mit seinen meeresblauen Augen in Berührung zu kommen.
Doch es half alles nichts, er ging ihr einfach nicht mehr aus dem Kopf. Und besser machte es ganz sicher nicht, dass er eines Tages einen Kommentar brachte, der Pansy doch tatsächlich aufsehen ließ.
„...widerliches Schlammblut!" Malfoy zischte den Hufflepuff nun schon seit einiger Zeit angeekelt an und beleidigte ihn, während Pansy mal wieder rechts hinter ihm stand und ihre Schuhe so wahnsinnig interessant fand.
„Tja, Malfoy, nicht jedermanns Vater kann so ein Vermögen mit Rapunzel-Haaren und seinem Vampir-Gesicht gemacht haben, dass alle Angst vor ihm haben müssen und sein Sohn sich so etwas erlauben kann", grinste Cole lässig und Pansy passierte etwas, was nie hätte geschehen dürfen. Sie biss sich heftig auf die Lippe, doch es brachte nichts. Also hob sie die rechte Hand und kicherte hinter vorgehaltener Hand. Doch natürlich merkten es die Anderen sofort und Draco funkelte sie böse an.
„Sag mal, lachst du?", fauchte er und blitzte sie wütend an. Schnell ließ Pansy die Hand sinken und starrte schuldbewusst auf ihre Schuhe, bevor sie heftig den Kopf schüttelte.
„Nein, natürlich nicht", wisperte sie entschuldigend und sah Draco, der sie herablassend ansah, kurz unterwürfig an, bevor sie wieder auf ihre Schuhe sah und die paar Hufflepuffs vor sich gänzlich ignorierte.
„Dann ists ja gut", knurrte er und stolzierte rechts an den Hufflepuffs vorbei, Crabbe und Goyle direkt im Schlepptau. Pansy lief ihnen schnell hinterher, allerdings hob sie den Blick nochmals kurz und dabei traf ihrer den von Cole. Eine Sekunde lang schien die Zeit stillzustehen, dann war Pansy auch schon an ihm vorbei. Sie dackelte wieder hinter Draco und Gefolge her und wagte es nicht, nochmals zurückzusehen, jedoch konnte sie den intensiven Blick von Cole im Rücken spüren und konnte es nicht verhindern, wieder rot zu werden.

So ging es weiter. Hin und wieder begegneten sich ihre Blicke und Pansy wich schnell aus. Doch irgendwann musste ja selbst Cole die Nase davon voll haben. Und dies zeigte sich an einem Tag, als Pansy mal wieder alleine in ihrem Gang unterwegs war. Sie lief in Gedanken versunken den Weg entlang, den Blick nach vorne gerichtet und dennoch nichts sehend. Ihr Blick ging geradewegs in Leere, als sie plötzlich von hinten am rechten Arm gepackte und rumgerissen wurde. Sie schnappte erschrocken nach Luft, als Cole sie herumzog, gegen die Wand drückte und ihr keine Zeit für Proteste ließ, bevor er seine Lippen auf ihre presste. Erschrocken riss Pansy die Augen auf, doch ihr Verstand hatte sich längst verabschiedet und sie ließ es einfach zu. Doch nach ein paar Sekunden ließ Cole schon wieder von ihr ab und sah sie abwartend an.
„Und, weißt du jetzt, warum es mich interessiert, dass du auf dieses Machoschwein stehst? Denn wenn nicht ist dir nicht mehr zu helfen und dieses Spielchen wird mir so langsam aber sicher zu blöd."
Statt ihm eine Antwort zu geben, fasste Pansy sich ein Herz, beugte sie vor und küsste ihn.

So ging das eine ganze Weile weiter, bis Draco zu irgendeiner dämlichen Veranstaltung musste und Pansy mitschleppen wollte. Als diese ablehnte, wurde er natürlich wissen wieso und wurde wütend. Pansy holte tief Luft, verkündete sie habe einen Freund und setzte sich demonstrativ vom Slytherin-Tisch an den Hufflepuff-Tisch zum strahlenden Cole, der sie auch prompt vor den Augen der versammelten, erstaunten Schülerschaft und der zugegebenermaßen überraschten Lehrerschaft-mit Ausnahme von Dumbledor, der fröhlich vor sich hin grinste-küsste.

Nun wollte sie ihn nicht mehr und es ging ihr gut. Denn nun hatte sie IHN. Verbrachte jede freie Minute mit IHM und konnte an nichts anderes mehr denken als IHN. Und ER war immer für sie da und liebte sie alles. Denn sie wusste, ER war anders. ER war der Eine, der Richtige, der einzig Wahre. ER war ihr.

PotterheadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt