Soes/KG

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Es war ein ganz normaler Novemberabend in der Großen Halle und Rose Weasley saß am Ravenclawtisch neben ihrer besten Freundin Jackie beim Abendessen.
Gerade wollten die ersten aufstehen und die Halle verlassen, als die Schulleiterin, Professor McGonnagal, aufstand und um Ruhe bat. » Einen Moment noch, bitte, in wenigen Minuten können Sie Ihre Gemeinschaftsräume aufsuchen. Doch zuvor habe ich noch eine Ankündigung zu machen: Mit Hilfe unserer Schulsprecher ist es uns gelungen, einen Weihnachtsball für alle Schüler ab der vierten Klasse zu organisieren, der am 25. Dezember stattfinden wird. Wer an diesem teilnehmen möchte, trägt sich bitte in die Liste derjenigen ein, die über Weihnachten in Hogwarts bleiben möchten. Ich hoffe doch sehr, dass dieser Ball ein Anreiz für viele Schüler ist und genug von Ihnen hier bleiben, damit wir diesen Abend gebührend feiern können. Sie können nun gehen. « Sie setzte sich wieder und Rose wandte ihren Blick ab, der gespannt auf der Direktorin geheftet gewesen war.
Kurz sah sie Jackie an und lächelte, dann schaute sie über die Schulter zum Tisch der Gryffindors, an dem ihr Cousin Albus neben seinem besten Freund Scorpius saß. Der Malfoy hob den Blick und sie meinte, ein Lächeln auf seinem Gesicht erkennen zu können, als er bemerkte, dass sie ihn anschaute. Sein wiederum Nicken konnte sie deutlich sehen und sie wandte sich schnell wieder um.
» Was war das denn gerade? «, fragte Jackie neugierig.
Die braunhaarige Sechstklässlerin schüttelte nur den Kopf. » Ach, nichts. Er hat mich nur daran erinnert, dass ich eine Wette gegen Albus verloren habe und er den Einsatz fordern darf. «
» Aber warum - «
» Keine Ahnung. Ich habe das auch nicht verstanden. « Nachdenklich schaute sie auf ihren Teller hinab, der noch mit Nachspeise gefüllt war. Doch statt dem Hunger war nun ein merkwürdiges Gefühl in ihrem Magen aufgetaucht, das sie nicht genau benennen konnte. War es Nervosität? Oder Angst? Oder vielleicht auch Vorfreude auf den Ball, den sie sich auf keinen Fall entgehen lassen wollte?
Durch das allgemeine, aufgeregte Getuschel geschützt sagte sie leise zu Jackie: » Du, hör mal, ich habe keinen Hunger mehr. Ich gehe schon mal rauf, ja? Du wolltest dich ja ohnehin noch mit Tim in der Bibliothek treffen. «
Sie nickte. » Ja, wir wollen noch lernen. «
Rose lachte. » Dann viel Spaß euch beim Lernen... Wir sehen uns nachher! «
Sie stand auf und verließ die Große Halle, hörte jedoch noch, wie Jackie ihr hinterher rief: » Wir lernen wirklich! «
Nachdenklich schüttelte sie den Kopf. Sie glaubte schon lange nicht mehr, dass Jackie und Tim sich nur zum Lernen trafen, dafür taten sie es viel zu oft und sie kannte ihre beste Freundin gut genug um zu wissen, dass sie nicht sehr lernbegeistert war, auch wenn der sprechende Hut sie nach Ravenclaw geschickt hatte. Denn sie war trotzdem sehr klug und musste nicht lernen, um gute Noten zu erreichen, auch wenn ihr ein wenig mehr Ehrgeiz nicht schaden würde.
Eine Hand auf ihrer Schulter unterbrach sie in ihren Gedanken, als sie gerade die Marmortreppe erreicht hatte. Sie wirbelte herum und schaute hoch in ein blasses Gesicht das von kurzen, hellblonden Haaren umrahmt wurde. Die hellblauen Augen schauten sie von oben an.
» Rose, du erinnerst dich doch noch an deine Wette mit Albus? «, fragte Scorpius langsam.
» Natürlich, wie könnte ich vergessen, dass mein Cousin es seinem besten Freund überlassen hat, meinen Wetteisatz festzulegen. « Ihre Stimme klang kühl und leicht herablassend, obwohl sie noch immer zu ihm aufsehen musste. Kurz entschlossen trat sie einen Schritt zurück und stellte sich so auf die erste Stufe. Nun war sie genau auf Augenhöhe mit ihm.
» Sehr gut. Mir ist gerade eingefallen, was du tun musst. «
Sie schluckte und bemühte sich, ihren Tonfall beizubehalten. » Ach ja? Und was? «
Er beugte sich vor und flüsterte ihr ins Ohr: » Du musst mich zum Ball begleiten... «
Sie atmete seinen Geruch ein und schluckte erneut. Er war ihr nah. Unglaublich nah. Vielleicht sogar zu nah. » Aber - «
Er lehnte sich wieder ein Stück zurück. » Kein aber «, sagte er in normaler Lautstärke. » Du hättest eben nicht so selbstsicher sein dürfen. « Mit diesen Worten stieg er an ihr vorbei die Treppe hoch und streifte mit seinem Arm den ihren. Seine kalte Hand berührte ihre und sie schloss instinktiv die Finger.
Dann war er oben um eine Ecke gebogen und verschwunden.
Noch einen Moment blieb sie perplex stehen, dann drehte sie sich um und wie in Trance erklomm sie ebenfalls die Stufen. Sie konnte es nicht glauben. Sie ging tatsächlich mit Scorpius Malfoy zum Weihnachtsball. Sie, Rose Weasley!
Nur zu gut erinnerte sie sich an die Worte ihres Vaters, als sie das erste Mal nach Hogwarts gefahren war:Pass bloß auf, dass du ihn in jeder Prüfung schlägst, Rosie. Gott sein Dank hast du den Grips deiner Mutter geerbt.
Er hatte Recht behalten, immerhin war sie nach Ravenclaw gekommen und er war zumindest in keiner Prüfung besser gewesen als sie, auch wenn sie im letzten Jahr ein paar Mal die gleiche Punktzahl erreicht hatten.
Doch ihr Vater hatte noch etwas hinzugefügt: Sieh aber zu, dass du dich nicht allzu sehr mit ihm anfreundest, Rosie. Großpapa Weasley würde es dir nie verzeihen, wenn du einen Reinblüter heiraten würdest.
Sie war sich allerdings nicht sicher, ob ihr Vater auch bei denen Sätzen im Recht gewesen war. Natürlich, nie hatte auch nur jemand vermutet, dass sie befreundet sein könnten, so wenig hatten sie miteinander zu tun. Jedoch glaubte sie inzwischen, dass er nicht auf seinen Vater, sondern auf sich selbst angespielt hatte. Die Zeiten hatten sich geändert und inzwischen war der Blutstatus für die meisten Zaubererfamilien egal, was auch ihr Großvater verstanden hatte. Ihr Vater hatte seinen Hass auf Draco Malfoy jedoch nie ganz begraben können und übertrug ihn stattdessen auf die gesamte Familie Malfoy.
Mit einem Kopfschütteln verscheuchte sie die trüben Gedanken und konzentrierte sich wieder darauf, wo sie war.
Ihre Füße hatten automatisch den Weg zum Ravenclawturm eingeschlagen und nun hatte sie beinahe die letzte Wendeltreppe erreicht, die sie zu der Tür mit dem Türklopfer in der Form des Adlers führen würde.
Sie stieg sie hinauf und öffnete nun erst die Hand, die Scorpius gestreift hatte. Als sie hinab sah, lag auf ihrer Handfläche ein Zettel, den sie im Gehen auffaltete und las.

PotterheadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt