Ich merkte, dass etwas nicht stimmte.
Ich merkte es , als ich auf der Couch aufwachte.
Früher hätte mich mein Dad nach oben getragen in mein Bett.
Hätte mir noch einen Gute-Nacht-Kuss gegeben, den ich nur deswegen bemerkt hatte, weil ich meist halbwach war.
Hätte lächelnd die Tür hinter sich geschlossen.
Hätte friedlich einschlafen können.
Doch das war nicht so.
Ich setzte mich auf.
Mein Nacken schmerzte höllisch von der Couch.
Mein Kopf tat weh vom gestrigen Weinen.
Mein Körper fühlte sich schwer an von dem Leid, was ich mit mir rum trage.
"Hey"
Ich erschrak und schaute nach rechts woher die mir bekannte Stimme herkam.
Lola stand in der Tür und ich musste lächeln. Zwar ein schwaches Lächeln,welches meine Augen nicht ganz erreichte, aber dennoch eins.
"Was machst du hier?" fragte ich.
Da mein Schlafrythmus in letzter Zeit eh im Eimer ist, bin ich ziemlich früh wach und hab somit genug Zeit um mich für die Schule fertig zu machen.
"Deine Mum hatte mich angerufen und meinte du würdest mich brauchen. Ich bin heute extra etwas früher aufgestanden damit wir etwas mehr Zeit vor der Schule haben, als nur unser Schulweg."
Ich stand auf ohne etwas zu antworten und umarmte sie.
Eine feste Umarmung.
Ich würde jetzt wahrscheinlich weinen, doch ich habe im Moment nichts in mir. Alles weg.
"Ich weiß nicht, womit ich dich verdient habe." sagte ich und sie drückte mich noch fester.
Lola ist meine Definition von Beste Freundin. Sie ist immer für mich da und macht meinen Tag immer besser. Egal was ist.
"Du gehst hoch und machst dich fertig und ich mach uns einen Kaffee." Und schon wieder eine Sache die ich an ihr liebe. Sie geht nie immer direkt zur Sache. Sie gibt mir Zeit und weiß, wann ich reden will und wann nicht.
***
"Das verdienst du nicht." Lola nahm mich in den Arm und ich seufzte.
Ich hatte keine Lust mit roten Augen in die Schule zu gehen, deswegen versuchte ich die Tränen zurückzuhalten.
"Können wir jetzt einfach los. Bitte" Es hörte sich flehender an, als es sollte.
"Klar." Wir packten unsere Taschen und machten uns auf den Weg zur Schule.
Lola versprach mir auch, dass sie es niemanden erzählen wird und so spielte ich Sam vor, dass es mir gut ging, als wir sie trafen.
"Wir sehen uns dann in der Pause.", ich nickte beiden und machte mich auf dem Weg zu Sport.
Voller Motivation, man beachte die Ironie, zog ich mich um und ging direkt in die Turnhalle, wo noch nicht so viele Schüler da waren.
Ich setzte mich auf die Bank und tauchte in Gedanken.
Der Tag war so anders. Ich bin es so gewohnt mit meiner Mum morgens zu frühstücken, auch wenn es nur kurz ist. Heute habe ich sie nicht einmal gesehen.
Mein Dad ist bestimmt total enttäuscht, ich bin es auch.
Nicht nur von ihm, nicht nur von meiner Mum, sondern auch von mir.

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Krebs
AcakKathy. 16 Jahre. Besonderheit: Krebs Leben: Voller Geheimnisse, Lügen, falsche Freunde...