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„Friendship marks a life even more deeply than love.“ - Elie Wiesel

F A Y E

Nach sechs anstrengenden nervenzereißenden Schulstunden, konnte ich endlich mein Mittagessen zu Hause genießen.

Gerade als ich mir - in Gedanken an das heutige Treffen bei Brooke - einen weiteren Löffel Suppe in den Mund schob, kam meine Mum in die Küche gelaufen. Sie trug einen ihrer Business Anzüge für die Arbeit und hatte ihre rostbraunen Haare hochgesteckt.

„Sag mal, Faye? Wo warst du gestern Abend eigentlich noch so lange? Wir haben uns Sorgen gemacht, Schatz“, tadelte sie mich und setzte sie sich gegenüber von mir auf den Stuhl.

Schnell schob ich mir noch einen weiteren Löffel in den Mund, um ihr nicht sofort anworten zu müssen und damit ich Zeit hatte, mir eine vernünftige Antwort zusammenzusuchen. Aber ich entschied mich recht schnell für die halbe Wahrheit.

„Tut mir leid, Mum. Ich wurde auf dem Rückweg noch von einem Bekannten aufgehalten, das wird nicht wieder vorkommen - versprochen.“ Ich mied ihrem intensiven Blick, da ich Angst hatte, sie würde erkennen, dass ich log. Ich war nämlich wirklich eine miserable Lügnerin und das wusste eigentlich so gut wie jeder aus meiner Familie, und leider auch aus meinem Freundeskreis.

„Bist du dir sicher?“, fragte sie etwas misstrauisch, aber keinewegs vorwurfsvoll. Mir wurde augenblicklich bewusst, dass sie mich durchschaut hatte. „Du weißt, du kannst mit mir über alles reden“, fügte sie hinzu und strich mir über den Arm.

Innerlich verdrehte ich die Augen, auch wenn ich ihre Sorge um mich sehr schätzte. Aber sagte das nicht jede Mutter zu ihrer Tochter? Trotzdem war ich froh, dass ich mich auf meine Mum verlassen konnte - egal, was war.

„Ja, Mum. Du brauchst dir keine Sorgen machen.“ Ich schenkte ihr ein beruhigendes Lächeln, um meine Worte zu unterstreichen.

Sie seufzte, aber erwiderte sichtlich entspannter mein Lächeln. Dabei kamen tiefe Grübchen auf ihren Wangen zum Vorschein, die ich von ihr geerbt hatte.

Nach ein paar Momenten der Stille stand sie auf und schnappte mir den mittlerweile leeren Teller und meinen Löffel vor der Nase weg, um die Sachen in die Spülmaschine zu stellen.

„Wo ist Tyler eigentlich?“ , fragte ich sie nach einer Weile. Ich hatte meinen Bruder schon seit gestern Mittag nicht mehr gesehen und normalerweise kam das nicht oft vor.

„Ach, du weißt schon“, seufzte sie und wischte mit einem Lappen über die Kücheninsel. „Er muss für die Uni lernen und wollte - soweit ich weiß - noch in die Bibliothek.“

„Oh“, murmelte ich. Schon wieder die Universität. Es war nicht so, dass ich meinem Bruder eine gute Bildung nicht gönnte, aber die Universität nahm mir die Zeit mit meinem Bruder weg und das störte mich wirklich, auch wenn ich mir das äußerlich nicht anmerken ließ.

„Und was hast du heute noch so vor?“, fragte meine Mum mich lächelnd und schaute kurz auf ihre Armbanduhr. Sie musste gleich los zur Arbeit.

„Ich muss heute noch zu Brooke. Sie braucht seelische Unterstützung für ihr Date“, zuckte ich mit den Schultern.

„Na dann, viel Spaß. Aber du kannst ihr ja nicht wirklich Tipps geben, was Schatz?“, lachte sie und ärgerte mich damit, dass ich mein erstes Date noch nicht hatte.

„Ja ja... Werde ich haben“, murmelte ich beleidigt. Wenn ich ehrlich war, zog es mich ein klein wenig runter, dass ich noch keinen Freund oder noch nicht mal ein erstes Date hatte. War ich wirklich so schlimm, dass sich niemand für mich interessieren wollte?

Danger ↣ l.tWo Geschichten leben. Entdecke jetzt