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L O U I S

"Endlich, man! Verdammte Scheiße, wie geht's ihr?" Sobald ich meine Wohnungstür geöffnet hatte, kam mir ein besorgter Liam entgegen. So besorgt, wie ich ihn selten in meinem Leben gesehen hatte.

"Man könnte meinen, dass das deine Freundin ist, die im Krankenhaus liegt. Fuck.", entgegnete ich genervt, während ich hinter mir die Tür schloss. Was machte er überhaupt schon wieder hier?

"Schlecht gelaunt, was?", fragte er, als ich mich an ihm vorbei in die Küche drängelte. Er war manchmal schlimmer, als eine Frau, die sich an dich klammerte und nicht mehr loslassen will.

"Halt die Fresse."

Ich holte mir eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank, da ich erstens höllischen Durst hatte und zweitens, weil ich nichts anderes hier hatte. Stirnrunzelnd bemerkte ich, dass meine Hände immer noch blutverschmiert waren. Von ihrem Blut. Ich unterdrückte die aufsteigende Übelkeit, stellte die Bierflasche auf die Ablage und wusch meine Hände unter dem Wasserstrahl des Wasserhahns.

"Könntest du mir eigentlich auch mal Antworten?", fragte Liam genervt, als er mir dabei zuschaute, wie ich mir die Hände am Geschirrtuch abtrocknete. Ich wusste nicht mal, wo ich das her hatte. Ich wusch nie ab. Es kam sowieso selten vor, dass ich mal in meiner Wohnung aß.

"Was willst du von mir?" Die Gereiztheit konnte sogar ich in meiner Stimme hören, und wenn Liam wusste, was gut für ihn war, sollte er sie nicht überspannen.

"Meine Fresse, hast du Alzheimer?! Ich habe dich gefragt, wie es Faye geht!", rief er aufgebracht, was wirklich sehr selten war. Normalerweise war er die Ruhe in Person, während ich ausrastete.

"Und ich habe mit Absicht nicht geantwortet, klar!? Verdammt, jetzt lass mich in Ruhe." Wütend ging ich einen Schritt auf ihn zu. Es war nicht so, als wenn ich nicht wollte, dass er wusste, wie es Faye ging. Es ging mir einfach nur darum, dass ich meine verdammte Ruhe haben und nicht gleich mit Fragen überhäuft werden wollte. Wenn es irgendwas gab, dass ich ihn erzählen will, dann tue ich das von alleine. Und das wusste er auch.

Ich hatte damit gerechnet, dass er Augenverdrehend irgendwas anmerken würde, aber nicht damit, dass er geschockt und entsetzt dreingucken würde. Fast hätte ich hinter mir geschaut, ob vielleicht irgendjemand anderes hinter mir stand, was sein Gesichtsausdruck erklären würde.

"Ist sie... Du weißt schon, ist sie... tot?", fragte er leise und schluckte.

Mir sprangen fast die Augen aus dem Kopf. "Was? Verdammte Scheiße, nein! Fuck, wie kommst du auf so'n Scheiß?" Ich konnte mir nicht vorstellen, wir ich reagiert hätte, wenn sie wirklich tot wäre. Vielleicht hätte ich alle Menschen in meiner Umgebung umgebracht.

Sichtlich erleichtert entspannten sich Liams Gesichtszüge. "Verdammt, was soll ich denn sonst denken, wenn du mir nichts sagen willst?", entgegnete er vorwurfsvoll.

Ich verdrehte daraufhin nur die Augen und sparte mir eine Antwort. Die Ringe an meiner Hand gaben ein klackendes Geräusch, als ich die kalte Flasche umfasste und gierig ein paar Schlucke nahm. Ich bemerkte im Augenwinkel, wie Liam mich stirnrunzelnd musterte.

"Was?", fragte ich, als ich genervt mein Bier auf den Küchentisch knallte. Auch wenn es richtig scheiße und dumm klang, aber er sah aus, als wenn er sich um mich sorgte.

"Du liebst sie.", antwortete er trocken und ich verschluckte mich fast an meinem Bier. "Willst du mich verarschen? Natürlich nicht. Sowas wie Liebe gibt es nicht, Payne."

Liam schien unbeeindruckt von meiner Antwort, was mich noch mehr aufregte. Verdammt, ich liebte sie nicht.

"Sowas wie Liebe gibt es wohl, Louis. Du musst es nur zulassen." Er hatte die Arme vor seiner Brust verschränkt und schaute aus dem Küchenfenster.

Danger ↣ l.tWo Geschichten leben. Entdecke jetzt